Die kognitive Verhaltenstherapie gilt als Standard-Behandlung bei schwerer Depression. Eine Studie zeigt jetzt: Auch die Schematherapie wirkt im stationären Setting. Mehr dazu erfahrt ihr hier.
Die Schematherapie kommt als psychotherapeutisches Verfahren immer öfter zum Einsatz. Der Fokus liegt dabei auf frühkindlichen Erfahrungen und Emotionen, die zu aktuellen Symptomen und psychischen Störungen beitragen. Ein umfassender Nachweis zur Wirksamkeit der Schematherapie bei Depression lag bisher nur aus dem ambulanten Bereich vor. Forscher am Max-Planck-Institut für Psychiatrie (MPI) holten das nun für den stationären Bereich nach und untersuchten im Rahmen der OPTIMA-Studie die Wirkung der Schematherapie zur Behandlung schwerer Depression.
Das Ergebnis liefert den wissenschaftlichen Nachweis für ihren häufigen Einsatz: Die Schematherapie war der kognitiven Verhaltenstherapie im klinisch-relevanten Sinne nicht unterlegen.
Um die Wirksamkeit der Schematherapie zu testen, verglichen die Forscher sie mit der kognitiven Verhaltenstherapie (KVT) und der individuell supportiven Therapie (IST). Probanden wurden zufällig einer der drei Therapien zugeordnet. Nach sieben Wochen sowie sechs Monate nach Abschluss der Behandlung ermittelten Psychologen Symptome wie depressive Verstimmung, Pessimismus oder Energieverlust mithilfe von Fragebögen. Dabei konnten die Forscher keinen klinisch relevanten Unterschied zwischen der Schematherapie-Gruppe und den beiden Kontrollgruppen feststellen. Die Schematherapie war also nach knapp zwei Monaten Behandlung schwerer Depression genauso wirksam wie die KVT und die IST.
Aktuelle Belastungen lösen Schemata (Erfahrungsmuster) und Modi (gedankliche, emotionale und Verhaltensanteile) aus. Credit: MPI für Psychiatrie.
„Unsere Studie belegt zum ersten Mal, dass die Schematherapie auch bei stationär aufgenommenen schwer depressiven PatientInnen wirkt – bisher wurde sie immer nur in ambulanten Settings getestet“, so Studienleiter Johannes Kopf-Beck. Stationäre Patienten leiden neben einer Depression häufig an weiteren psychischen Störungen. Bei solch komplexen Krankheitsbildern sind psychotherapeutische Standardbehandlungen nicht immer ausreichend. Deswegen ist es wichtig, effektive Behandlungsalternativen wie die Schematherapie zu haben.
Die Studie ist mit knapp 300 Probanden die bisher erste und größte im stationären Setting. Einzigartig ist auch der Umfang: Zusätzlich zu depressiver Symptomatik und weiteren Symptomen wurden biologische Parameter wie Schlafverhalten erhoben, körperliche Aktivität gemessen sowie Bilder vom Gehirn gemacht. Außerdem wurde den Patienten Blut abgenommen, um unter anderem genetische Informationen auswerten zu können. Die große Menge an Daten muss noch ausgewertet werden und birgt viel Potential.
„Durch die erhobenen Daten erhoffen wir uns zum Beispiel bestimmte Untergruppen von depressiven PatientInnen zu finden, für die die Schematherapie besonders gut geeignet ist“, erklärt Samy Egli, leitender Psychologe am MPI. Auch die Langzeitwirkung der Schematherapie erforschen die MPI-Experten – sie erheben im Rahmen der Studie Daten bis zu vier Jahre nach Abschluss der Behandlung.
Dieser Text basiert auf einer Pressemitteilung Max-Planck-Institut für Psychiatrie. Hier findet ihr die Originalpublikation.
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