Durch die ultrahohe Auflösung der Photon-Counting-Detektor Computertomographie lassen sich Blutgefäße und Gefäßablagerungen bei koronarer Herzerkrankung genauer darstellen. Lest hier, wie das die Patientenversorgung verbessern kann.
Forscher der Universitätsmedizin Mainz haben gezeigt, dass eine neuartige Computertomographie (CT) mit einem sogenannten Photon-Counting-Detektor (PCD-CT) die Beurteilung der koronaren Herzerkrankung verbessern kann. Durch die ultrahochauflösende PCD-CT lassen sich Blutgefäße und Gefäßablagerungen genauer darstellen als bisher. Die Ergebnisse wurden nun in Radiology veröffentlicht.
Die koronare Herzkrankheit (KHK) gehört zu den häufigsten Herzerkrankungen. Alleine in Deutschland sind mehr als fünf Millionen Menschen betroffen. Eine Herzuntersuchung mittels einer Computertomographie gehört zu den diagnostischen Verfahren, die eingesetzt werden, um eine KHK zu beurteilen. Diese Bildgebungsmethode stößt bisher jedoch insbesondere bei Betroffenen, bei denen die Ablagerungen bereits stark verkalkt sind, an ihre Grenzen. „Verkalkte Gefäßablagerungen haben eine höhere Dichte und erscheinen durch den sogenannten Calcium-Blooming-Effekt bei der Herz-CT als schwerwiegender, als sie es tatsächlich sind. Dies kann dazu führen, dass die Gefäßverengung, also die Stenose, überschätzt wird“, erklärt Dr. Tilman Emrich, Oberarzt in der Klinik und Poliklinik für diagnostische und interventionelle Radiologie der Universitätsmedizin Mainz und Assistenzprofessor für Radiologie an der Medical University of South Carolina in Charleston.
Eine neue Generation von Computertomographen, die PCD-CT, haben im Vergleich zur konventionellen CT eine deutlich verbesserte Bildqualität. Darüber hinaus bieten sie eine bessere räumliche Auflösung. Sie trägt dazu bei, dass zwei benachbarte Strukturen wie das Gefäß und die Ablagerungen genauer unterschieden werden können. „Die neue Technologie könnte ein deutlicher Vorteil für Patientinnen und Patienten sein, deren Stenose durch den Blooming-Effekt überbewertet wurde. Durch die bessere Beurteilung der koronaren Herzerkrankung können sich die Empfehlungen für nachgelagerte Tests erheblich verändern. Dies kann potenziell unnötige invasive Eingriffe reduzieren sowie die Gesundheitskosten senken“, so Emrich.
Die interdisziplinäre kardiologisch-radiologische Forschungsgruppe um Emrich (Radiologie) und Prof. Michaela Hell (Kardiologie) hat in ihrer Studie 114 Patienten mit vermuteter oder diagnostizierter KHK mit PCD-CT untersucht. Sie fanden heraus, dass die ultrahochauflösende CT in vielen Fällen einen geringeren Stenose-Grad ergab als die konventionelle CT. Mit einer Standardauflösung fiel der von den Experten gemessene Stenosegrad mit einer Verengung von 42 Prozent deutlich größer aus als bei der ultrahohen Auflösung mit 29 Prozent. Mit Hilfe der PCD-CT konnten so rund 54 Prozent der Studienteilnehmer in eine niedrigere Stenose-Kategorie, die CAD-RADS-Klasse (Coronary Artery Disease Reporting and Data System), eingestuft werden, als ursprünglich zugewiesen. Der Effekt war besonders groß bei Personen, die eine starke Gefäßverkalkung vorwiesen. Bei gemischten und nicht verkalkten Plaques mit geringem Blooming-Effekt stellten die Wissenschaftler dagegen keine wesentlichen Vorteile der ultrahohen Auflösung fest.
3D-Rekonstruktionen einer Computertomographie des Herzens mit Verkalkungen der linken Herzkranzarterie. Die innovative Photon-Counting-Detektor CT ermöglicht eine höhere räumliche Auflösung (UHR, li.) im Vergleich zur herkömmlichen CT (Standard, re). Credit: Tilman Emrich.
„Wir haben in unserer Studie die Auswirkung der PCD-CT auch an einem künstlichen Gefäßmodell untersucht. Das Modell simulierte ein Gefäß mit verkalkten Ablagerungen, die einem Stenosegrad von 25 und 50 Prozent entsprachen. Auch hier zeigte sich der Vorteil der ultrahohen räumlichen Auflösung. Die Rekonstruktion der Scans mit der ultrahohen Auflösung wich nur rund zwei bis drei Prozent vom Modellwert ab. Mit der Standardauflösung waren es rund 10 Prozent Abweichung“, erläutert Dr. Moritz Halfmann, Erstautor der Publikation und Assistenzarzt in der Klinik und Poliklinik für diagnostische und interventionelle Radiologie der Universitätsmedizin Mainz.
„Die innovative CT-Methode zeigt in unserer Studie ein deutliches Potenzial, einen weiteren Schritt Richtung optimierter und patientenzentrierter Diagnostik und Behandlung der koronaren Herzerkrankung zu gehen und die interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Bildgebungs- und klinisch-kardiologischen Experten zu fördern. Da es sich jedoch bei unserer Untersuchung um eine Simulationsstudie handelt, ist zunächst eine weitere Validierung der Ergebnisse in Vergleichsstudien erforderlich“, betont Hell.
Dieser Artikel basiert auf einer Pressemitteilung der Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Die Studie haben wir euch hier und im Text verlinkt.
Bildquelle: Ave Calvar, Unsplash