In Sachen Klimaschutz hinkt das deutsche Gesundheitssystem anderen Ländern deutlich hinterher. Welche Voraussetzungen braucht es, um das in Zukunft ändern zu können?
Das Potenzial zur Einsparung von Treibhausgas-Emissionen in Deutschlands Kliniken ist nach Angaben des Chefs der Deutschen Krankenhaus Gesellschaft (DKG), Gerald Gaß, enorm. Auch gebe es eine hohe Bereitschaft, Klimaschutz-Maßnahmen umzusetzen. Aber „in Zeiten von Insolvenzen denken Kliniken an vieles, nur nicht an Klimaschutz“.
Das Gesundheitswesen sei für fünf bis sechs Prozent der Treibhausgas-Emissionen in Deutschland verantwortlich, etwa die Hälfte verursachten Krankenhäuser. Ein Bett emittiere so viel wie vier Einfamilienhäuser. Die fehlende Investitionsfinanzierung von Klimaschutzmaßnahmen nennt Gaß als einen der wichtigsten Punkte, warum die rund 1.700 Kliniken und rund 100.000 Arztpraxen in Deutschland „im Vergleich zu anderen Ländern deutlich hinterher hinken“. Er ermuntert dazu, Investitionen in den Klimaschutz „als Chance“ zu betrachten.
Zum Reduktionsziel komme der Aspekt des Fachkräftemangels hinzu: „Junge Leute haben hohe Erwartungen an ihre Arbeitgeber“, so der DKG-Vorsitzende, was das Klimaschutzengagement betreffe. Erfolgreiche Maßnahmen setzten Kliniken bereits im Bereich nachhaltiges Bauen, Ernährung oder mit der Umstellung auf klimaschonende Energie um.
Die Folgen der Klimakrise belasten das Gesundheitswesen bereits jetzt, erklärt Ute Teichert, Leiterin der Abteilung Öffentliches Gesundheitswesen im Bundesministerium für Gesundheit (BMG). Im Rahmen des Klimapaktes Gesundheit werde aktuell an einer Roadmap für Maßnahmen gearbeitet. Grundsätzlich brauche es mehr Daten, um Folgen für die Gesundheit und Erfolge von Maßnahmen dokumentieren zu können.
Während einer Podiumsdiskussion weist der Grünen-Gesundheitspolitiker Johannes Wagner darauf hin, dass infolge des Bundesverfassungsgerichtsurteils zur Schuldenbremse noch nicht klar sei, mit welchen Mitteln der Klima- und Transformationsfonds künftig ausgestattet werden könne. Die Krankenhäuser bräuchten verlässliche Zusagen. Die Medizinerin und Bundestagsabgeordnete Tina Rudolph (SPD) macht in der Diskussion auf einen Aspekt der Patientensicherheit aufmerksam: Sie habe die Sorge, dass medizinische Produkte mit ungünstiger Klimabilanz, etwa bei der Herstellung, künftig verboten werden könnten. Es müsse immer erst einen adäquaten, klimafreundlicheren Ersatz geben, forderte die SPD-Politikerin.
Dieser Text basiert auf einer Pressemitteilung der AOK. Hier findet ihr weitere Infos.
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