Kinder von übergewichtigen Schwangeren haben später oft einen erniedrigten IQ. Ob soziale Umstände oder biologische Faktoren hierfür verantwortlich sind, ist nicht genau geklärt. Forscher wollten nun wissen: Ist das mütterliche Fett eine Substanz, die das Kind dümmer macht?
Ein hohes Gewicht der werdenden Mutter ist für das Baby riskant: Das fetale Mortalitätsrisiko steigt und es kommt häufiger zu Geburtskomplikationen. Eine Studie aus dem Jahr 2008 zeigte sogar ein erhöhtes ADHS-Risiko beim Kind. Außerdem sind Kinder von übergewichtigen Müttern später selbst oft übergewichtig. Deshalb haben einige Forscher die These aufgestellt, dass das Kind im Leib der Mutter durch deren Fettleibigkeit selbst auf Fettleibigkeit programmiert wird. Seit einiger Zeit widmet sich die Forschung auch verstärkt dem Thema „Adipositas und IQ“. So zeigte etwa die Studie von Basatemur et al. aus dem Jahr 2013, dass Kinder von übergewichtigen Schwangeren später häufig einen erniedrigten Intelligenzquotienten haben. Andere Studienergebnisse weisen darauf hin, dass der mütterliche BMI während der Schwangerschaft und die kognitiven Fähigkeiten des Kindes eher durch genetische Faktoren und postnatale soziale Faktoren als durch das Fettgewebe bestimmt werden. Da es noch nicht genau geklärt ist, ob eher die sozialen Umstände oder biologische Faktoren hierfür verantwortlich sind, wollten Mette Bliddal und Kollegen von der Odense Universität in Dänemark nun wissen: Ist das mütterliche Fett eine Substanz, die möglicherweise zur Dummheit des Kindes führt?
Wenn Fettgewebe ursächlich mit den kognitiven Fähigkeiten verbunden sein soll, schreiben die Studienautoren, dann könnten hormonelle Aktivitäten des Fettgewebes eine Rolle spielen. Möglicherwiese könnten fettlösliche Toxine die Intelligenz mindern oder aber es könnten fehlende Nährstoffe die Ursache für die Intelligenzminderung sein.
Die Forscher um Bliddal untersuchten 1.783 Mütter, wovon 7 % adipös, 18 % übergewichtig, 69 % normalgewichtig und 4 % untergewichtig waren. Von den 1.376 untersuchten dazugehörigen Vätern waren 7 % adipös, 39 % übergewichtig, 54 % normal- und 0,5 % untergewichtig. Die Daten stammten aus der Dänischen Nationalen Geburtenkohorte. Als die Kinder 5 Jahre alt waren, erfassten die Wissenschaftler ihren Intelligenzquotienten. Sie benutzen unter anderem den Wechsler-Intelligenztest (WPPSI-R). Auch der IQ der Mutter wurde erfasst. Ihr Ergebnis: Mit einem Anstieg des mütterlichen BMI pro Einheit zeigte sich eine Verminderung des kindlichen IQ von 0,4 Punkten. Bezogen die Autoren jedoch die sozialen Faktoren in die Berechnung ein, so sank der IQ des Kindes nur noch um 0,27 Punkte pro BMI-Einheit. Hinzu kommt, dass der BMI des Vaters ähnlich stark mit dem IQ des Kindes zusammenhing wie der BMI der Mutter: Auch hier ergibt sich eine Minderung von 0,26 Punkten.
Die Studie von Bliddal und Kollegen ergab zwar, dass mütterliches Übergewicht vor der Schwangerschaft mit einem verminderten IQ des Kindes verbunden ist, doch die Ergebnisse weisen darauf hin, dass das mütterliche Fettgewebe nicht schuld ist an der Intelligenzminderung. Obwohl es viele gute Gründe gebe, vor einer Schwangerschaft das Übergewicht zu reduzieren, sollte die Sorge vor einem negativen Effekt auf die Intelligenz des Kindes nicht dazugehören, schließen die Autoren.