Ein Screening auf Infektionen mit dem Hepatitis-B- und dem Hepatitis-C-Virus (HBV und HCV) wurde im Jahr 2021 in die allgemeine Gesundheitsuntersuchung (GESU) aufgenommen, die allen gesetzlich Versicherten ab 35 Jahren im dreijährigen Turnus zusteht. Versicherte können das Screening einmalig in ihrem Leben bei einer solchen Untersuchung kostenfrei in Anspruch nehmen.1
Durch das Screening soll die Dunkelziffer der Patient:innen, die unwissentlich das HCV oder das HBV in sich tragen, in der Bevölkerung minimiert und die mitunter schwerwiegenden gesundheitlichen Folgen dieser Infektionen verhindert werden.1
Die Abklärung einer Hepatitis B erfolgt durch die Analyse des Blutes auf das HBs-Antigen (HBV Surface Antigen bzw. HBV-Oberflächenantigen). Fällt dieser erste Test positiv aus, muss die gleiche Blutprobe zur Sicherung der Diagnose auf HBV-DNA untersucht werden. Wenn Patient:innen bereits gegen HBV geimpft sind, ist ein Screening auf HBV dagegen nicht notwendig.2
Das Screening auf Hepatitis C basiert auf einer Blutuntersuchung auf HCV-Antikörper. Bei einem positiven Ergebnis des Antikörpertests oder bei Verdacht auf eine aktive oder ausgeheilte Infektion wird die gleiche Blutprobe auf HCV-RNA untersucht.2
Diese Laboruntersuchungen dürfen laut G-BA nur Ärzt:innen durchführen, die eine Genehmigung nach der Qualitätssicherungsvereinbarung Spezial-Labor in der Fassung vom 1. April 2018 zur Ausführung und Abrechnung dieser Leistung besitzen.2
Die alte Gebührenordnungsposition (GOP) 01732, die der allgemeinen Gesundheitsuntersuchung zugeordnet ist, bleibt bestehen. Für das HBV-/HCV-Screening kommt die GOP 01734 (41 Punkte) hinzu.1 Für die Abrechnung der Laborleistungen sind die in Tabelle 1 gelisteten GOPs eingeführt worden. Der Bewertungsausschuss geht in diesem Zusammenhang davon aus, dass das Screening auf Infektionen mit HBV und HCV im Praxisalltag zusammen durchgeführt wird.3
Tabelle 1: Vergütung der Laborleistungen im Rahmen des HBV/HCV-Screenings1
HBV-Screening
HCV-Screening
Schritt 1
Nachweis von HBs-AntigenGOP 01865 (105 Punkte, Vergütungaktuell 12,53€)
Nachweis von HCV-AntikörpernGOP 01865 (105 Punkte,Vergütung aktuell 12,53€)
Schritt 2(bei positivem Suchtest)
Bestimmung der HBV-DNA in derselben Blutprobe GOP 01866 als Zuschlag zur GOP 01865 (805 Punkte, Vergütung aktuell 96,07€)
Bestimmung der HCV-RNA in derselben Blutprobe GOP 01867 als Zuschlag zur GOP 01865 (360 Punkte, Vergütung aktuell 42,96€)
Weitere Testungen auf HBV und HCV abseits der allgemeinen Gesundheitsuntersuchung sind natürlich jederzeit möglich.
Hepatitis-Infektionen verlaufen meist symptomlos und schleichend, können aber langfristig gravierende Spätfolgen wie eine transplantationspflichtige Leberzirrhose oder Leberkarzinome nach sich ziehen.4
Etwa 50 bis 90 Prozent der akuten HCV-Infektionen entwickeln sich unbehandelt zu einer chronischen Hepatitis – dabei gibt es gute Therapieoptionen, die frühzeitig genutzt werden sollten.4
Akute HBV-Infektionen heilen zwar bei 95 bis 99 Prozent der betroffenen Patient:innen spontan aus – aber auch hier können schwere Leberschäden die Folge sein, die durch das neue Screening vermieden werden sollen.4 Die Hepatitis-D gilt als besonders aggressive Erkrankung der Leber.5 Eine Hepatitis-D-Erkrankung ist bei einer Infektion mit dem Hepatitis-D-Virus (HDV) möglich – allerdings nur dann, wenn Patient:innen gleichzeitig mit dem Hepatitis-B-Virus infiziert ist. Es ist daher sinnvoll, alle HBsAg (HBV-Oberflächenantigen)-positiven Personen mindestens einmal mit einem validierten Test auf HDV-Antikörper zu testen.6
Der G-BA argumentiert außerdem, dass „mit einem risikoadaptierten Screening nur etwa 50 bis 60 Prozent der chronisch infizierten Personen erreicht werden können und dass die Identifikation der Risikogruppen in der Praxis problematisch ist“. Dies spreche dafür, ein bevölkerungsweites Screening einzuführen. Die Wirtschaftlichkeit eines breiten Screenings auf HCV- und HBV-Infektionen sieht der G-BA insgesamt als gegeben.4
Mit unserem Überblick zu viralen Hepatitisformen können Sie sich optimal auf das Aufklärungsgespräch mit Ihren Patient:innen vorbereiten.
Referenzen