Endometriose gilt als eine der häufigsten gynäkologischen Erkrankungen bei Mädchen und Frauen. Obwohl die Diagnose-Zahlen in den letzten Jahren massiv ansteigen, gibt es immer noch eine hohe Dunkelziffer. Lest hier mehr zum aktuellen Stand.
2022 ist in Deutschland bei 339.718 von insgesamt 35.602.313 gesetzlich krankenversicherten Frauen und Mädchen ab zehn Jahren eine Endometriose-Diagnose dokumentiert worden. Das Medianalter der Endometriose-Patientinnen lag bis 2019 bei 42 Jahren. Zuletzt sank es leicht und lag 2022 bei 40 Jahren. Die bundesweite rohe Diagnoseprävalenz stieg von 5,7 pro 1.000 Mädchen und Frauen im Jahr 2012 auf 9,5 im Jahr 2022. Das entspricht einer relativen Zunahme von 65 Prozent. Auf Ebene der Kassenärztlichen Vereinigungen variierte die Prävalenz zuletzt um das 1,7-Fache; auf Kreisebene um den Faktor 12,2.
In der Clusteranalyse wurde ein großes Cluster erhöhter Prävalenzwerte in Nordniedersachsen und ein kleineres Cluster in der Region Mittelbaden identifiziert. Die bundesweit niedrigste Diagnoseprävalenz wies der nordthüringische Landkreis Nordhausen auf. Die häufigsten spezifischen Lokalisationen waren die Adenomyose, das Beckenperitoneum und die Eierstöcke. Der Anteil der Patientinnen mit OP-Leistungen war im Studienzeitraum konstant. Das sind die zentralen Ergebnisse einer aktuellen Versorgungsatlas-Studie des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung (Zi) zu „Endometriose in der vertragsärztlichen Versorgung – Regionale und zeitliche Trends im Zeitraum 2012 bis 2022“, die kürzlich veröffentlicht wurde.
„Die Ergebnisse unserer Auswertungen deuten darauf hin, dass Endometriose im vertragsärztlichen Bereich in den letzten Jahren verstärkt diagnostiziert worden ist. Die Diagnoseprävalenz liegt allerdings immer noch deutlich unterhalb der epidemiologischen Prävalenzschätzung. Wir gehen daher von einer recht hohen Dunkelziffer aus“, sagt der Zi-Vorstandsvorsitzende Dr. Dominik von Stillfried. Die häufige Bagatellisierung von Menstruationsbeschwerden führe vermutlich immer noch dazu, dass die Diagnosestellung oftmals verzögert erfolgt. Der Aufklärung über die Abgrenzung zwischen im physiologischen Sinne normalen Beschwerden und pathologischen zyklusbedingten Schmerzen komme daher eine entscheidende Bedeutung zu, so von Stillfried weiter.
„Endometriose geht mit einer zeitintensiven, komplexen Anamnese und Diagnosesicherung einher. Bisher fehlen im vertragsärztlichen Bereich Abrechnungsmöglichkeiten, die diesen Aufwand entsprechend abbilden. Eine entsprechende Regelung ist erforderlich, um dem Versorgungsbedarf der Frauen auf diesem Gebiet besser gerecht werden zu können. Ob diese Abrechnungsmöglichkeit allein auf dem Gebiet der administrativ und organisatorisch aufwändigen ambulant-spezialfachärztlichen Versorgung liegen sollte, ist zu hinterfragen”, bekräftigte der Zi-Vorstandsvorsitzende.
Datengrundlage waren die bundesweiten vertragsärztlichen Abrechnungsdaten gemäß § 295 SGB V (Quartal 1/2012 bis Quartal 1/2023). Die Studienpopulation für die vorliegende Untersuchung umfasste alle gesetzlich krankenversicherten Mädchen und Frauen ab einem Alter von zehn Jahren, die im jeweiligen Berichtsjahr mindestens einmalig vertragsärztliche bzw. -psychotherapeutische Leistungen in Anspruch genommen haben. Als prävalent erkrankt sind diejenigen Versicherten definiert worden, bei denen eine gesicherte Endometriose-Diagnose (ICD-10-GM: N80) im Berichtsjahr dokumentiert wurde, die sich entweder in den patientinnenindividuellen drei Folgequartalen nochmals bestätigte, die durch einen Facharzt kodiert oder bei denen eine spezifische diagnostische oder operative Leistung abgerechnet wurde. Erstmalig werden auch Daten zu ambulanten und belegärztlichen Operationen im Zusammenhang mit der Krankheit betrachtet.
Dieser Text basiert auf einer Pressemitteilung des Versorgungsatlas. Hier findet ihr die Originalpublikation.
Bildquelle: Getty Images, unsplash