Ob auf dem Bauch oder dem Rücken – nachts gibt’s viel Bewegung. Aber Unruhe ist nicht das einzige Schlafproblem der Deutschen. Lest hier, was ihr über erholsame Nächte wissen müsst.
Neurologen schätzen das Schlafbedürfnis von Erwachsenen auf sieben bis acht Stunden pro Nacht ein – bei individuellen Schwankungen, die nicht unbedingt auf eine Krankheit hindeuten. Schlafstörungen sind indes recht häufig, wie das Robert-Koch-Institut schreibt. So haben 10,4 % der 18- bis 39-jährigen Frauen und 7,6 % aller gleichaltrigen Männer angegeben, dreimal oder häufiger pro Woche an Einschlafschwierigkeiten zu leiden. 17,9 % der Frauen und 9,5 % der Männer sind von Durchschlafschwierigkeiten betroffen. Und 24,1 % der Frauen beziehungsweise 17,8 % der Männer dieser Altersgruppe berichten von einer schlechten Schlafqualität.
Die Studie hatte junge Erwachsene zum Ziel. Ab 65 Jahren leiden laut Prof. Helmut Frohnhofen von der Uniklinik Düsseldorf bis zu 50 % aller Menschen an Ein- oder Durchschlafstörungen.
Ein Blick auf die Einteilung: Bei primären Schlafstörungen finden Ärzte keine Ursache. Dazu zählen Parasomnien, sprich ungewöhnliche Verhaltens- oder Erlebnismuster beim Schlafen, etwa Somnambulismus (Schlafwandeln), Pavor nocturnus (Angstattacken im Schlaf ohne Erinnerung) oder Albträume.
Auch die Sexsomnie, eine Schlafstörung, bei der Menschen während des Schlafs sexuelle Verhaltensweisen zeigen, gehört dazu. Typisch sind unangemessene Berührungen, Masturbation oder gar sexuell aggressives Verhalten. Betroffene haben meist keine bewusste Kontrolle über ihre Handlungen. Sie erinnern sich oft nicht daran, was während des Schlafs passiert ist.
Sekundäre Schlafstörungen lassen sich auf organische oder psychiatrische Leiden zurückführen, etwa auf kardiovaskuläre Erkrankungen, Schmerzen, Hypertonie, aber auch auf Krankheiten, die bislang kaum im Fokus der Schlafmedizin waren. So zeigen Forscher, dass mehr als ein Drittel aller Patienten mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen mindestens an einer moderaten Schlafstörung leiden. Und eine prospektive Kohortenstudie mit Krankenschwestern im Rahmen der Nurses’ Health Study II legt nahe, dass Symptome einer gastroösophagealen Refluxkrankheit (GERD) mit einer schlechten Schlafqualität assoziiert sind. Eine wirksame Behandlung solcher Leiden kann auch die Nachtruhe verbessern.
Nicht nur die Grunderkrankung selbst gilt als möglicher Auslöser von Schlafstörungen. Zahlreiche Medikamente werden mit Insomnien in Verbindung gebracht. Dazu zählen unter anderem:
Die Forscher haben auch Daten zu Schlafpositionen analysiert. Ihre Studie umfasste 363 Männer und 301 Frauen. Im Bett verbrachten die Teilnehmer 54,1 % der Zeit in Seitenlage, 37,5 % in Rückenlage und 7,3 % in der Bauchlage. Mit steigendem Alter und höherem BMI gingen eine längere Zeit in der Seitenlage und weniger Zeit in der Rückenlage einher. Es gab in der Kohorte durchschnittlich 1,6 Veränderungen der Schlaflage pro Stunde.
Bei gesunden Menschen ist gegen die Schlafpositionen nichts einzuwenden. Wer an Reflux leidet, kann die Säure-Belastung der Speiseröhre durch Schlafen auf der linken Seite etwas verringern. Kopf und Oberkörper sollten erhöht sein. Und bei leichter bis mittelschwerer Schlafapnoe bzw. bei Schnarchen scheint eine Seitenlage ebenfalls recht vorteilhaft zu sein, wie Forscher herausgefunden haben.
Ein Trend sorgt auf Social Media für Gesprächsstoff. Beim Mouth-Taping wird der Mund mit speziellem, medizinischem Klebeband verschlossen, um die Nasenatmung zu fördern und die Schlafqualität zu verbessern. Ob Menschen ohne Grunderkrankungen davon profitieren, ist mit Blick in die Literatur fraglich. Einen Nutzen scheinen Patienten mit leichter obstruktiver Schlafapnoe zu haben. Bei ihnen besserten sich die Beschwerden deutlich, wie eine kleine Studie mit 20 Teilnehmern zeigt. Die Autoren schreiben, Mouth-Taping sei bei der Gruppe einen Versuch wert, bevor sich Ärzte für eine CPAP-Therapie oder eine OP entschieden.
Die Nasenatmung sorgt dafür, dass die eingeatmete Luft warm, gefiltert und feucht ist und kann daher Asthmapatienten zugutekommen. Insofern war die Hoffnung groß, Beschwerden bei Asthma-Patienten zu lindern. Doch in einer kleinen Studie mit 50 Personen zeigte Mouth-Taping keinen messbaren oder spürbaren Effekt. Ganz ungefährlich ist der Trend allerdings nicht. „Das kann dazu führen, dass man unruhig wird und dann falsch oder zu schnell atmet“, sagt Prof. Jörg Lindemann, Oberarzt und Leiter des Schlaflabors am Universitätsklinikum Ulm. „Ich halte das für sehr kritisch.“
Ein kurzer Ausblick: Noch sind wir mitten im Winter – doch der nächste Sommer wird kommen. „Wir sollten uns bei Hitze an den Arbeitsweisen südlicher Länder orientieren: Früh aufstehen, morgens produktiv arbeiten und mittags Siesta machen, ist ein Konzept, das wir in den Sommermonaten übernehmen sollten“, sagt Johannes Nießen, Vorsitzender des Bundesverbands der Ärztinnen und Ärzte des öffentlichen Gesundheitsdienstes (BVÖGD).
Bei höheren Temperaturen sinkt die kognitive Leistungsfähigkeit – und Menschen können sich schlechter konzentrieren. Nun sollte die Siesta nicht mit einem Mittagsschlaf verwechselt werden; es handelt sich um eine Ruhezeit während der größten Hitze. Wer sich zusätzlich ein Schläfchen gönnt, scheint laut Forschern von einer niedrigeren kardiovaskulären Sterblichkeit zu profitieren. Insbesondere hatten Menschen, die gelegentlich ein Nickerchen machten, eine um 12 % niedrigere koronare Mortalität. Bei Personen mit regelmäßigem Mittagschlaf sank die koronare Morbidität um 37 %. An der Studie hatten 23.681 Personen ohne Herz-Kreislauf-Erkrankungen teilgenommen. Das besserer Schlaf während der Nacht mit weniger Herz-Kreislauf-Erkrankungen in Verbindung steht, ist bekannt.
Mittlerweile gibt es auch Hinweise auf einen Zusammenhang zwischen regelmäßigen Nickerchen am Tag und größeren Gehirnvolumina. Daten kamen von 378.932 Teilnehmern aus Großbritannien im Durchschnittsalter von 57 Jahren. Ob die Erkenntnis klinisch relevant ist, wird sich zeigen.
Bildquelle: erstellt mit Midjourney