Frauen leiden verhältnismäßig häufig an Multipler Sklerose – trotzdem werden einige von ihnen benachteiligt behandelt. Lest hier, wie es zu diesen Ungereimtheiten kommt.
Während neuere Therapien das Fortschreiten der Multiplen Sklerose aufhalten oder verzögern können, zeigt eine aktuelle Studie, dass junge schwarze und hispanische Frauen benachteiligt werden. Bei Frauen, die einer Minderheit angehören, ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass die Krankheit weiter fortschreitet. Außerdem haben sie größere Probleme in der Schwangerschaft, berichten die Forscher in ihrer Studie, die in Neurology veröffentlicht wurde.
Die Forscher verfolgten in neun MS-Zentren in den USA Krankenakten von 294 Frauen, deren Schwangerschaften zu Lebendgeburten führten. Etwa die Hälfte der Patientinnen war weiß, etwas mehr als ein Viertel war schwarz und der Rest war hispanisch. Die Forscher fanden heraus, dass fast 95 % der Teilnehmerinnen an schubförmiger MS litten, der häufigsten Form der Krankheit, bei der sich Schübe mit Phasen der Erholung abwechseln. Zu den häufigsten Symptomen gehören Darm- und Blasenprobleme, Schmerzen und Schwierigkeiten beim Sehen und Gehen.
„Wir haben festgestellt, dass schwarze und hispanische Frauen sozioökonomisch benachteiligt sind, was sich wahrscheinlich nachteilig auf ihre Gesundheit auswirkt“, so Studien-Hauptautor Dr. Riley Bove von der UCSF-Abteilung für Neurologie und dem Weill Institute for Neurosciences. „Zum Zeitpunkt der Empfängnis lebten sie mit größerer Wahrscheinlichkeit in unterversorgten Gegenden, waren arbeitslos und hatten seltener eine private Krankenversicherung.“
Schwarze und hispanische Frauen waren zum Zeitpunkt der Empfängnis 31 bzw. 30 Jahre alt und damit jünger als weiße Frauen, die durchschnittlich 34 Jahre alt waren. Die Frauen, die einer Minderheit angehörten, wiesen einen EDSS-Wert (Expanded Disability Status Scale) von 1,5 auf. Weiße Frauen hatten eine durchschnittliche EDSS-Einstufung von 1.
Frauen, die einer Minderheit angehören, wiesen sowohl vor als auch nach der Schwangerschaft höhere Entzündungswerte auf, was darauf hindeutet, dass sie anfälliger für einen Myelinverlust und eine Verletzung des darunter liegenden Axons sind. Es wurden jedoch keine signifikanten ethnischen Unterschiede in der MS-Behandlung festgestellt, einschließlich der Art der verschriebenen Behandlung und der Art und Weise, wie die Krankheit vor und nach der Schwangerschaft behandelt wurde, so Bove.
„Die finanziellen Hilfsprogramme der Arzneimittelhersteller für einkommensschwache Patienten könnten diesen den Zugang zu wirksameren Therapien ermöglichen“, so Bove. Es gab jedoch keine Daten zu anderen Faktoren, die das Ergebnis beeinflussen könnten, wie Rassismus unter den Ärzten, die Schwere der Begleiterkrankungen und der Zugang zu Experten wie Stillberaterinnen“, erklärt Bove.
Die Forscher fanden heraus, dass Frauen, die einer Minderheit angehören, etwas seltener eine Ultraschalluntersuchung in der 14. Woche erhielten, dass sich schwarze Frauen mehr als doppelt so häufig einem Notkaiserschnitt unterziehen mussten wie hispanische Frauen und dass Frauen, die einer Minderheit angehören, häufiger Babys mit geringerem Geburtsgewicht zur Welt brachten. Alle drei Gruppen hatten ähnliche Stillraten, die vor einem MS-Schub schützen, aber weiße Mütter stillten 6 Monate lang, während die Mütter der Minderheiten 4,5 Monate lang stillten.
„Wir sehen, dass unterrepräsentierte Frauen mit MS ihre Schwangerschaft mit höheren Einschränkungen und geringeren Gesundheitsressourcen beginnen“, so Bove. „Unsere Ergebnisse unterstreichen, wie wichtig es ist, die ethnische Zugehörigkeit und die Einschränkungen bei Frauen mit MS zu berücksichtigen. Sie deuten auch darauf hin, dass die sozioökonomischen Möglichkeiten und nicht die MS-bezogene Versorgung die Grundlage für Ungleichheiten bei den MS-Ergebnissen bilden können.“
Dieser Text basiert auf einer Pressemitteilung der University of California – San Francisco. Hier findet ihr die Originalpublikation.
Bildquelle: Hannah Busing, unsplash