Mit mehr als 11 Millionen betroffenen Menschen ist Diabetes eine der großen Volkskrankheiten Deutschlands. Typ-2-Diabetes (T2D) ist dabei mit einem Anteil von 90 % der Diabetes-Patient:innen weitaus weiter verbreitet als Typ 1.1 Fast jede:r zweite Patient:in entwickelt eine chronische Herzinsuffizienz oder chronische Nierenkrankheit.2,3 Die frühzeitige Erkennung kardiorenaler Komorbiditäten ist besonders wichtig, denn beide Erkrankungen weisen hohe Mortalitätsraten und schlechte Prognosen auf.4-6 Für eine rechtzeitige, adäquate Behandlung ist ein regelmäßiges Screening von Typ-2-Diabetes-Patient:innen auf Begleiterkrankungen somit entscheidend.
Gemäß der nationalen Versorgungsleitlinie (NVL) für Typ-2-Diabetes wird ein jährliches Screening auf renale und kardiovaskuläre Erkrankungen von einigen Fachgesellschaften empfohlen, während andere Fachgesellschaften eine individuelle Bestimmung bestimmter Risikogruppen empfehlen.7 Doch welche Werte sollten laut NVL zu welchem Zeitpunkt getestet werden, um Folgeerkrankungen noch vor dem Auftreten erster Symptome zu erkennen?
Bei der jährlichen Untersuchung von T2D-Patient:innen oder bei Verdacht auf eine Nierenkrankheit ist die Bestimmung des Albumin-Kreatinin-Quotienten (UACR) zur Ermittlung einer Albuminurie sowie der geschätzten glomerulären Filtrationsrate (eGFR) empfohlen. Bei auffälligen Werten sollte eine Steigerung der Untersuchungsfrequenz auf bis zu viermal pro Jahr erfolgen.7 Als erniedrigt gilt eine eGFR bereits ab 60mg/min/1,73m2 und der UACR gilt ab 30mg/g als leicht beziehungsweise über 300 mg/g als stark erhöht.8
Die in Kooperation mit der European Association for the Study of Diabetes (EASD) entwickelten ESC-Leitlinien befassen sich unter anderem mit dem Management kardiovaskulärer Erkrankungen bei Menschen mit Typ-2-Diabetes. Sie empfehlen das Screening auf eine kardiovaskuläre Erkrankung durch die Bestimmung zumindest eines natriuretischen Peptids. Besonders wichtig ist in diesem Fall der NT-proBNP-Wert, da ein erhöhter Wert über 125 pg/ml auf eine kardiovaskuläre Erkrankung hinweist. Bei erhöhten Werten wird im Anschluss die Durchführung einer Echokardiographie empfohlen.9
Die Abbildung 1 bietet eine Übersicht über die Risikofaktoren, die sich auf die Entwicklung von T2D sowie dessen Begleiterkrankungen auswirken und über die für das Screening relevanten Marker.
Abbildung 1: Risikofaktoren und Marker kardiorenaler Erkrankungen bei Typ-2-Diabetes Modifiziert nach: 10
Die Abschätzung des Risikos für diabetesassoziierte, kardiorenale Begleiterkrankungen spielt bei der Auswahl der medikamentösen antidiabetischen Therapie eine wichtige Rolle.
Mehr Informationen zur leitliniengerechten antidiabetischen Therapie, die gleichzeitig Herz und Nieren schützt, erhalten Sie im zweiten Teil der Reihe.
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