COVID-19 – Die Krankheit, über die seit 2020 am meisten gesprochen wird. Doch wie steht es um das allgemeine Wissen rund um die Folgen einer COVID-19-Erkrankung? Was wissen Sie über Long COVID und das Post-COVID-Syndrom? Beantworten Sie unsere drei Quizfragen und finden Sie es heraus.
Die S1-Leitlinie zu Long/Post-COVID-Syndrom berichtet, dass bei 13,3 % der Test-positiven Teilnehmer*innen einer Studie Symptome länger als 28 Tage anhielten, bei 4,5 % länger als 8 Wochen und bei 2,3 % sogar länger als 12 Wochen. Aufgrund der häufigen Vermischung der Definitionen von Long COVID und Post-COVID-Syndrom ist eine klare Abgrenzung anhand publizierter Studien in vielen Fällen nicht möglich.2
Die genaue Entstehungsursache des Post-COVID-Syndroms ist derzeit unbekannt, die Pathogenese ist multifaktorell und nicht bei allen Patient*innen gleich. Somatische oder psychosomatische Beschwerden sowie eine hohe psychosoziale Belastung begünstigen aber das Auftreten des Post-COVID-Syndroms. Die S1-Leitlinie benennt zudem als weitere mögliche Manifestation auch die Verschlechterung vorbestehender Grunderkrankungen.2
Mögliche Entstehungsmechanismen könnten nach der Virusinfektion persistierende Gewebeschäden, eine anhaltende Präsenz von Viren oder Virusbestandteilen sowie eine chronische (Hyper-)Inflammation und/oder Autoimmunphänomene sein. In Frage kommen auch eine chronische Immundysregulation und eine Dysregulation des Renin–Angiotensin–Aldosteron-Systems (RAAS). Vermutet wird außerdem eine post-virale Koagulopathie.2
Die Nomenklatur für COVID-19 der Deutschen Atemwegsliga lautet wie folgt:
Abbildung 1: COVID-19 Nomenklatur der Deutschen Atemwegsliga, mod. nach 2
Long COVID und das Post-COVID-Syndrom haben ein vielschichtiges Krankheitsbild. Es erfordert eine umfassende interdisziplinäre Herangehensweise, die den gesamten Menschen im Blick hat und kontinuierliche Versorgung bietet:
Therapieoptionen für die Behandlung der COVID-19 Erkrankung sowie ihrer Spätfolgen sind begrenzt, aber Gegenstand vieler Studien. Eine mögliche Therapieoption bei persistierender Hustensymptomatik ist der Einsatz von ICS*, gegebenenfalls in Kombination mit Bronchodilatatoren.3 Besteht eine bronchiale Hyperreagibilität, die vergleichbar mit der bei Asthmapatient*innen ist, kann eine Therapie mit einem ICS/LABA**-Kombinationspräparat versucht werden.4
Bei persistierendem postinfektiösem Husten können laut S1-Leitlinie zudem auch langwirksame antimuskarinerge Antiobstrukiva (LAMA ***) wirksam sein.3
Nach Ausschluss von spezifisch behandelbaren Komplikationen wie Asthma, Lungenarterienemolie (LAE) oder Fibrose werden zudem Maßnahmen zur Rehabilitation wie Atemphysiotherapie, Sport- /Bewegungstherapie sowie Dyspnoetraining empfohlen.2
Betrachtet man die Erkrankung an sich, könnten SARS-CoV-2-infizierte Patient*innen, insbesondere Hochrisikogruppen, vom Einsatz von ICS profitieren. Allerdings sollte es idealerweise innerhalb weniger Tage nach Beginn der Symptome eingesetzt werden. Das günstige Nutzen-Risiko-Profil spricht dafür, dass ICS eine lohnenswerte Option für die COVID-19-Behandlung ist.5
ICS kann jedoch nicht nur zur Behandlung der akuten Erkrankung und deren Spätfolgen verwendet werden, es kann auch präventiv für das Post-COVID-Syndrom eingesetzt werden.
Die Steroids-in-COVID-19 (STOIC)-Studie zeigte: Die frühzeitige Verabreichung von inhalativem Budesonid verringerte die Wahrscheinlichkeit, dass dringende medizinische Hilfe benötigt wurde und verkürzte die Zeit bis zur Genesung nach einer frühen COVID-19.6
Bei STOIC handelt es sich um eine offene, parallele, randomisierte, kontrollierte Phase-2-Studie mit inhalativem Budesonid im Vergleich zur üblichen Behandlung bei Erwachsenen innerhalb von 7 Tagen nach Auftreten leichter COVID-19-Symptome. Der primäre Endpunkt war ein COVID-19-bedingter Besuch in der Notaufnahme oder ein Krankenhausaufenthalt. Die sekundären Endpunkte waren die selbstberichtete klinische Genesung (Abklingen der Symptome), virale Symptome, die mit dem Common Cold Questionnare (CCQ) und dem InFLUenza Patient Reported Outcome Questionnaire (FLUPro) gemessen wurden, Körpertemperatur, Sauerstoffsättigung im Blut und SARS-CoV-2-Viruslast.6
Die Studienergebnisse zeigten: Die klinische Erholung war in der Budesonid-Gruppe kürzer (Median 7 Tage in der Budesonid-Gruppe gegenüber 8 in der Gruppe mit Standardbehandlung, p=0-007) und weniger Teilnehmer*innen wiesen an den Tagen 14 und 28 anhaltende Symptome auf. Der durchschnittliche Anteil der Tage mit Fieber in den ersten 14 Tagen war in der Budesonid-Gruppe niedriger (2 %, SD 6) als in der Gruppe mit üblicher Behandlung (8 %, SD 18; Wilcoxon-Test p=0-051). Die mittlere Veränderung der Gesamtpunktzahl im CCQ und FLUPro über 14 Tage war in der Budesonid-Gruppe ebenfalls signifikant besser.6
Auf Grundlage dieser Erkenntnisse kann ICS für die Behandlung von COVID-19 sowie zur Prävention des Post-COVID-Syndroms in Betracht gezogen werden.
Gut zu wissen:
Fußnoten:
* ICS = inhalatives Kortikosteroid
** LAMA = langwirksamer Muskarinrezeptor-Antagonist
*** LABA = langwirksamer Beta-2-Agonist
Referenzen:
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