Fatigue, Pruritus, Bauch- und Muskelschmerzen sind nur eine geringe Auswahl an Symptomen, welche bei Patient*innen mit Nierenversagen (gleichzeitig) auftreten können. Im Allgemeinen betrifft diese Patient*innengruppe eine hohe Symptomlast. Unter einer Dialysebehandlung scheint die Lebensqualität zu sinken und die Symptomlast anzusteigen – aufgrund der Erkrankung sowie Therapie-Nebenwirkungen. Während und nach einer Nierentransplantation nimmt diese physische und psychische Belastung augenscheinlich wieder ab, sobald sich die Nierenfunktion regeneriert.
In bisherigen Studien zeigte sich, dass eine hohe Symptomlast zu eingeschränkter Mobilität, Schlafstörungen, Rückgang von sozialen Beziehungen und verringerter Lebensqualität führen kann. Während die Erkrankten eine Dialysebehandlung erhalten und auf eine Nierentransplantation warten, verschlechtern sich die Symptome in vielen Fällen.
Die Ergebnisse einer Studie von Taylor et al. betonte die Wichtigkeit, die klinischen Manifestationen und deren Veränderungen in den Fokus der Patient*innenversorgung zu stellen.
Um die Symptomlast von Patient*innen, die eine Nierentransplantation benötigen, zu beurteilen, führten zwei Zentren in den USA eine prospektive Studie durch. Dabei wurden das Wartelisten-Mortalitätsrisiko, die Veränderung der Symptome zwischen Erstuntersuchung und Transplantation sowie der Symptomlast-Verlauf nach Transplantation geschätzt.
Eingeschlossen in die Studie waren:
Die Patient*innen dokumentierten anhand des Kidney Disease Quality of Life Short-Form Survey (KDQOL-SF) ihre Symptome der vorangegangenen vier Wochen. Aus den Fragebögen wurde die geschätzte Symptomlast mit einer Punktzahl von 0–100 errechnet, wobei die Symptomlast mit aufsteigender Punktzahl abnimmt. Die Einteilung erfolgt in: sehr hoch (0–71,0), hoch (71,1–81,0), mittel (81,1–91,0) und gering (91,1–100).
Es wurden elf Symptome erfasst, für die jeweils der KDQOL-SF-Score ermittelt wurde: Muskelschmerzen, Brustschmerzen, Krämpfe, Pruritus, Xerodermie, Dyspnoe, Schwindel, Anorexie, Fatigue, Taubheit und Bauchschmerzen. Zum Zeitpunkt der Aufnahme zur Transplantation war die geschätzte Symptomlast aufgrund von Brustschmerzen als einzige Manifestation niedrig eingestuft (97,4; 95,9–99,0), besonders hoch war die Belastung aufgrund von Fatigue (69,2; 65,5–72,9).
Insgesamt berichteten vor der Transplantation 31 % der Patient*innen von mittlerer, 16 % von hoher und 21 % von sehr hoher Symptomlast. Dafür waren hauptsächlich Fatigue (32 %), Xerodermie (27 %) Muskelschmerzen (26 %) sowie Pruritus (25 %) verantwortlich. Dahingegen gaben 32 % der Erkrankten eine niedrige Belastung an (n =1298).
Von den Empfänger*innen (n = 190) kam es zum Zeitpunkt der Transplantation bei 25 % zu einem Rückgang der Symptomlast und bei 34 % zu einem Anstieg, wohingegen sie bei 42 % unverändert blieb. Dabei wurde eine starke Korrelation zwischen der Punktzahl vor und nach Transplantation festgestellt.
In den ersten drei Monaten nach Transplantation milderten sich neun von elf Symptomen ab, wobei sich Pruritus (um 23 %), Fatigue (21 %), Xerodermie (20 %) und Krämpfe (17 %) am stärksten verbesserten.
Die geschätzte Gesamtpunktzahl der Symptomlast verbesserte sich drei Monate nach Transplantation um 10 %:
Tab. 1: Geschätzte Symptomlast bei der Aufnahme zur Nierentransplantation und im Verlauf nach der Transplantation der Transplantationsempfänger*innen (n = 521).
Während die Transplantationskandidat*innen auf ein passendes Spenderorgan warteten, wurde eine sehr hohe Symptomlast mit einer erhöhten Wartelistenmortalität assoziiert (angepasste Subverteilungs-Hazard-Ratio, aSHR = 1,67; 95 %-KI: 1,06–2,62). Dahingegen ist das Mortalitätsrisiko während und nach einer Nierentransplantation gesunken und die Symptome verbesserten sich.
Je gebrechlicher die Transplantationsempfänger*innen, desto schlechter die Werte, die sie angaben. Im Vergleich zu nicht-gebrechlichen Personen war die Punktzahl zum Zeitpunkt der Transplantation um 4,9 Punkte (95 %-KI, 1,6 bis 8,3) sowie nach 3 Monaten um 4,2 Punkte (95 %-KI, 0,9 bis 7,6) niedriger.
Tab. 2: Vergleich der individuellen Symptomlast während der Erstevaluierung (n = 1298), Aufnahme zur Nierentransplantation (n = 521) und 3 Monate nach Transplantation (n = 452).
Die Autor*innen betonen die Notwendigkeit, die Symptomlast und -veränderungen zu verschiedenen Zeitpunkten des Transplantationsprozesses genau zu beobachten. Die Symptome blieben bis zur Nierentransplantation unverändert oder verschlechterten sich, verbesserten sich jedoch deutlich nach der Transplantation. Eine sehr hohe Symptomlast wurde mit einer erhöhten Wartelistenmortalität assoziiert.
Die Studienergebnisse können helfen, die post-transplantative Betreuung zu verbessern. Weitere Untersuchungen mit einer höheren Teilnehmer*innenanzahl sind erforderlich.
Die Studie im Detail finden Sie hier.
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