Ein hoher Blutdruck ist ein Risikofaktor für kardiovaskuläre Erkrankungen. Nun zeigt eine Studie: Auch langfristige starke Schwankungen erhöhen die Sterblichkeit. Patienten sollten deshalb ihren Blutdruck regelmäßig kontrollieren und Medikamente gewissenhaft einnehmen.
Starke Schwankungen des Blutdrucks könnten genauso gefährlich für die Gesundheit sein wie eine konstante Hypertonie. Zu diesem Ergebnis kommt die aktuelle Studie eines Forscherteams vom Intermountain Medical Heart Institute in Salt Lake City (USA). Ein erhöhter Blutdruck gilt als wichtiger Risikofaktor für kardiovaskuläre Erkrankungen, insbesondere für Herzinfarkte und Schlaganfälle. Die Wissenschaftler um Brian Clements werteten die Daten von insgesamt 10.903 Patienten aus, bei denen im Zeitraum zwischen Januar 2007 und Dezember 2011 der Blutdruck mindestens sieben Mal gemessen worden war. Die Patienten waren im Schnitt 71,5 Jahre alt. 39 Prozent von ihnen waren männlich und 61 Prozent weiblich. Im Anschluss an die siebte Messung wurden die Teilnehmer über fünf Jahre weiter beobachtet und dabei insbesondere Todesfälle und ihre Ursachen erfasst. Die Ergebnisse der Untersuchung stellten die Forscher im November bei der Tagung der American Heart Association (AHA) in Anaheim (USA) vor.
Demnach haben Patienten, bei denen über längere Zeit Schwankungen des systolischen Blutdrucks zwischen 30 und 40 mmHG zu beobachten waren, ein höheres Sterberisiko als Probanden mit geringer ausgeprägten Blutdruckschwankungen. Ähnlich hat eine Studie aus dem Jahr 2016 gezeigt, dass eine hohe Blutdruckvariabilität mit schweren kardialen Komplikationen (MACE, major adverse cardiac events) zusammenhängt.
Der systolische Blutdruck zeigt an, wie stark der Druck des Blutes gegen die Blutgefäße ist, wenn das Herz schlägt. Der diastolische Blutdruck zeigt dagegen den Druckabfall in den Blutgefäßen an, wenn sich die Herzkammer nach dem Schlag entspannt. Als normal gilt ein Blutdruck um 120/80 mmHg, als erhöht ein Blutdruck ab 140/90 mmHg.
„Die wichtigste Aussage unserer Studie ist: Wenn jemand zulässt, dass sein Blutdruck über eine längere Zeit außer Kontrolle gerät, oder wenn bei mehreren Arztbesuchen große Unterschiede zwischen den Blutdruckwerten festgestellt werden, ist das Risiko für Schlaganfälle, Herzinfarkte, Nieren- oder Herzversagen und auch das Sterberisiko erhöht“, sagt Clements. Das bedeute für Patienten, dass sie alles tun sollten, um ihren Blutdruck auch über längere Zeiträume unter Kontrolle zu halten. „Dafür sind eine gesunde Ernährung und regelmäßiger Sport wichtig“, erläutert der Spezialist für innere Medizin. „Und wenn der Arzt Blutdruckmedikamente verschrieben hat, sollten sie wirklich regelmäßig eingenommenn werden. Denn jedes Mal, wenn der Blutdruck außer Kontrolle gerät, erhöht dies das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und das Risiko, zu sterben.“
Bei den meisten Menschen steigt der systolische Blutdruck mit zunehmendem Alter an. Gründe dafür sind laut American Heart Association eine zunehmende Steifigkeit der Arterien, Bildung von Plaque in den Blutgefäßen sowie Erkrankungen des Herzens oder der Blutgefäße. Studien haben zudem gezeigt, dass viele Patienten ihre Medikamente gegen erhöhten Blutdruck nicht konsequent einnehmen. Das erhöht wiederum die Wahrscheinlichkeit für starke Blutdruckschwankungen. Darüber hinaus empfehlen die Forscher um Clements, den Blutdruck unter kontrollierten und möglichst konstanten Bedingungen zu messen. Dies soll zufällige Schwankungen zwischen den Messungen vermeiden. „Der Patient sollte sich vor der Messung 15 Minuten lang hinsetzen oder hinlegen um während der Messung möglichst entspannt zu sein“, so Clements. „Vor und während der Messung sollten Stress und Aufregung vermieden werden, weil sie die Blutdruckwerte verfälschen können.“ Schließlich sollte die Blutdruckmanschette auch gut sitzen und nicht zu weit oder zu eng sein. In Zukunft wollen Clements und sein Team genauer untersuchen, auf welche Ursachen die Schwankungen des systolischen Blutdrucks zurückzuführen sind. So legt eine aktuelle Untersuchung nahe, dass Rauchen, der Wert des diastolischen Blutdrucks und die glomeruläre Filtrationsrate – ein Messwert zur Einschätzung der Nierenfunktion – Prädiktoren für starke Blutdruckschwankungen sind. Die Ergebnisse könnten dazu beitragen, unkontrollierte Schwankungen des Blutdrucks und damit Herz-Kreislauf-Erkrankungen in Zukunft besser zu vermeiden.