Visuelle Hilfsmittel, die den eigenen Körper in Bewegung zeigen – obwohl man sich gar nicht bewegt – können das motorische Lernen verbessern. Forscher wollen diese Erkenntnis jetzt bei Bewegungstherapien von Schlaganfall-Patienten nutzen.
Die visuell-motorische Illusion (VMI) ist die Illusion, den Körper zu beobachten, z. B. wie er sich bewegt – auch wenn er stillsteht. Ein Beispiel: Stell dir vor, du hättest ein Tablet-Bildschirm vor dir. Deine Hand ist hinter dem Tablet verborgen und bewegt sich nicht. Stell Dir nun vor, dass auf dem Bildschirm ein Video deiner Handbewegung abgespielt wird. Deine Augen sagen Dir, dass sich Deine Hand bewegt, aber sie bewegt sich überhaupt nicht.
Diese beunruhigende Situation wird sofort aufgelöst, wenn du den Bildschirm woanders platzierst; das Betrachten des Bildschirms beinhaltet jetzt einfach eine Aktionsbeobachtung (AO). Frühere Arbeiten haben bereits gezeigt, dass VMI und AO unterschiedliche Reaktionen im Gehirn hervorrufen, die umfassenderen Auswirkungen von VMI blieben jedoch unklar.
Jetzt hat ein Team von Wissenschaftlern unter der Leitung von Assistenzprofessor Katsuya Sakai von der Tokyo Metropolitan University gezeigt, dass VMI die motorische Leistung und das motorische Lernen im Frühstadium verbessern kann.
Den Freiwilligen wurde die spezielle Aufgabe gestellt, zwei Metallkugeln in einer Hand herumzurollen. Nach einigen ersten Tests wurde eine visuelle Hilfe verwendet, die Hände zeigte, die genau diese Aktion ausführten. Einer Gruppe wurde die visuelle Hilfe vor die Hand gelegt, um VMI aufzurufen, während eine andere Gruppe einfach das gleiche Video ganz normal ansah. Die Leistung wurde an der Anzahl des kompletten hin und her Rollens der Kugel gemessen. Obwohl beide Gruppen eine Verbesserung zeigten, zeigte die VMI-Gruppe eine stärkere Verbesserung als die AO-Gruppe, sowohl unmittelbar nachdem das Video den Freiwilligen gezeigt wurde, als auch eine Stunde danach. Dies zeigt nicht nur eine Verbesserung der Leistung, sondern unterstreicht auch, dass sich auch das frühe Lernen verbessert hat, d. h. die Veränderungen können bestehen bleiben.
Um zu verstehen, was im Gehirn passiert, nutzte das Team funktionelle Nahinfrarotspektroskopie, eine nicht-invasive Technik, die dabei hilft, die Aktivität in bestimmten Teilen des Gehirns mithilfe externer Sonden zu verfolgen. Sie konnten wesentliche Unterschiede zwischen AO- und VMI-Freiwilligen in Teilen des Gehirns feststellen, die mit dem Erlernen neuer Bewegungen verbunden sind. Wichtig ist, dass festgestellt wurde, dass diese Veränderungen eine Stunde nach den visuellen Reizen bestehen blieben. Das Ergebnis stimmt mit den Erkenntnissen aus der Ausführung der Aufgabe überein. Es steht auch im Einklang mit früheren Erkenntnissen der Gruppe, die zeigten, wie die Konnektivität in Teilen des Gehirns, die für die motorische Ausführung verantwortlich sind, durch VMI verbessert wurde.
Dieser Text basiert auf einer Pressemitteilung der Tokyo Metropolitan Universität. Die Originalpublikation haben wir euch hier verlinkt.
Bidlquelle: Dawid Zawila, Unsplash