Patienten lassen sich immer öfter bei nicht qualifizierten „Beauty Docs“ verschönern. Welche anderen bedenklichen Trends es in der Ästhetik-Branche aktuell gibt, lest ihr hier.
Die Oberlidstraffung löst die Faltenunterspritzung als beliebteste Schönheitskorrektur der Deutschen ab. Während 2022 die Augenkorrektur mit 12,9 % aller Behandlungen noch hinter Faltenunterspritzungen auf Platz zwei lag, führt sie mit 13,9 % aller Eingriffe 2023 die Liste an. Auf den weiteren Plätzen folgen Brustvergrößerungen mit Implantat (12,1 %), Faltenunterspritzungen (11,6 %), Fettabsaugungen (11,4 %) und Botulinumbehandlungen (9,6 %), so eine aktuelle Auswertung der Deutschen Gesellschaft für Ästhetisch-Plasitsche Chirurgie (DGÄPC).
Ein Trend, der sich in den letzten fünf Jahren bereits abgezeichnet hat und sich auch weiterhin bestätigt, ist der Rückgang bei Faltenunterspritzungen und Botulinumbehandlungen in Praxen und Kliniken. Ein Möglicher Grund dafür könnte sein, dass Patienten für diese Eingriffe andere Einrichtungen aufsuchen. Ein weiterer Grund sei auch der Preis.
„Die zunehmende Preissensibilität aufgrund aktueller wirtschaftlicher Prognosen und ein verstärktes Marktwachstum von Beautyketten und Anbietern ohne ausreichende Qualifikation, die mit erhöhter werblicher Aktivität und Dumpingangeboten für ihre Dienstleitungen werben, sind klare Gründe für diesen Rückgang in den fachärztlich betreuten Praxen“, erläutert Dr. Alexander P. Hilpert, Präsident der DGÄPC in einer Pressemitteilung.
Patienten wären dabei nicht selten wenig über die Qualifikationen der behandelnden Personen aufgeklärt. So kennen 45,1 % der befragten Patienten nicht den Unterschied zwischen einem Facharzt für plastische und ästhetische Chirurgie und selbst ernannten Beauty Docs. Dabei mahnt Hilpert: „Es ist ein Trugschluss, dass es sich bei ästhetischen Behandlungen und Operationen um weniger komplikationsreiche medizinische Eingriffe handelt.“
So wenige Patienten kennen den Unterschied zwischen Fachärzten und selbst ernannten Schönheitsexperten. Credit: DGÄPC
Immer beliebter hingegen werden Brustoperationen – vor allem bei den unter 30-Jährigen. „Während im Jahr 2022 alle Brustoperationen zusammen genommen einen Anteil von 39,8 Prozent ausmachten, liegen diese im Jahr 2023 bei 65,1Prozent. Dabei nimmt die Brustvergrößerung (Implantat) mit 23,0 Prozent Platz 1 ein, gefolgt von der Bruststraffung mit 12,2 Prozent und der Brustverkleinerung mit 11,7 Prozent“, so die Analyse. Im gleichen Zeitraum fallen Botulinumbehandlungen von Platz 8 (5,3 %) auf Platz 16 (2,3 %) und die Lippenkorrekturen von Platz 7 (5,9 %) auf Platz 20 (2,0 %). „Das zeigt uns sehr klar, dass die Abwanderung zu den Beautyketten, vermeintlich günstigeren Anbietern und nicht fachärztlich geführten Praxen und Kliniken weiter steigt“, sagt VDÄPC-Präsident (Vereinigung der Deutschen Ästhetisch-Plastischen Chirurgen) Prof. Detlev Hebebrand bei einer Pressekonferenz.
Viele der aktuellen Schönheitstrends lassen sich auf Social-Media-Konsum zurückführen. Besonders junge Frauen werden von den dort vertretenen Schönheitsidealen beeinflusst und wünschen sich dementsprechende Korrekturen. Aber nicht nur Influencer tragen zu diesen Wünschen bei, sondern auch die auf den Plattformen vertretenen Ärzte, die über solche Eingriffe – oft eher schlecht als recht – aufklären. So geben 33,9 % der Befragten an, zu glauben, über Ärzteprofile auf Social Media einen realistischen Eindruck zu den Risiken plastischer und ästhetischer Eingriffe zu bekommen.
„Wir beobachten nun schon seit ein paar Jahren, wie gerade immer mehr junge Menschen mit teils absurden Vorstellungen zu ihrem Aussehen zu uns kommen. Deshalb haben wir uns entschlossen, gemeinsam an den Bundesstaat heranzutreten und eine gesetzliche Regelung zu erwirken“, so Hebebrand. Dazu wollen drei Facharztgesellschaften dieses Jahr eine Petition an den Bundestag richten. Sie fordern unter anderem eine Kennzeichnungspflicht für digital bearbeitetes und KI-generiertes Bildmaterial. Um zumindest so den unrealistischen Vorstellungen junger Patienten etwas entgegenzuwirken.
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