Um als Urologe die richtige Behandlung für seine Patienten auszuwählen, ist es wichtig, über mögliche Nebenwirkungen informiert zu sein. Doch nicht immer werden diese in Studien angegeben.
In der Urologie wie auch in anderen Fachgebieten liefern veröffentlichte Studien häufig keine ausreichenden Daten zu den schädlichen Auswirkungen von Behandlungen. Im Jahr 2004 erstellte die CONSORT-Gruppe eine „harms-specific reporting guideline“ mit dem Ziel, die Transparenz von randomisierten kontrollierten Studien (RCT) zu verbessern. In einer 2010 in The Journal of Urology veröffentlichten Arbeit wurden „erhebliche Mängel“ bei der Berichterstattung über unerwünschte Wirkungen urologischer Behandlungen festgestellt.
Aber hat die Berichterstattung über schädliche Wirkungen in den letzten Jahren zugenommen? Um das herauszufinden, analysierten Reece M. Anderson und Kollegen der State University Center for Health Sciences, Tulsa, 132 Arbeiten, die 2012 oder 2020 in vier führenden Fachzeitschriften – The Journal of Urology, Urology, European Urology und BJU International – veröffentlicht wurden. Ihre Studie erschien in The Journal of Urology.
Nach einer standardisierten Methode bewerteten die Forscher, wie gut die Studien die CONSORT-Richtlinien zur Berichterstattung über Schäden befolgten. Schäden wurden definiert als „unerwünschte Folgen“ der Behandlung, einschließlich unerwünschter Ereignisse, Nebenwirkungen, Komplikationen, Toxizität oder anderer Bedingungen, die die Sicherheit oder Zufriedenheit der Patienten beeinträchtigen.
Während des untersuchten Zeitraums nahm die Berichterstattung über Schäden in urologischen RCTs deutlich zu. Die mediane Anzahl der behandelten Schadenskriterien stieg von 5,3 in den 2012 veröffentlichten Arbeiten auf 7,2 im Jahr 2020. In den im Jahr 2020 veröffentlichten Arbeiten wurden mehr als drei Viertel der in den CONSORT-Leitlinien empfohlenen Punkte angegeben. Dies steht im Gegensatz zu der Studie aus dem Jahr 2010, in der nur etwa ein Drittel der Punkte angesprochen wurden.
„Unsere Analyse zeigt einen deutlichen Anstieg der Berichterstattung über potenzielle Schäden in randomisierten Behandlungsstudien, die in hochrangigen urologischen Fachzeitschriften veröffentlicht wurden“, kommentiert der Hauptautor Anderson. „Diese Informationen werden dazu beitragen, die Entscheidungsfindung bei urologischen Behandlungen zu verbessern und die Qualität der urologischen Forschung zu steigern.“ Denn RCTs liefern die qualitativ hochwertigsten Belege für die Bewertung medizinischer Behandlungen. Zusätzlich zum Nachweis der Wirksamkeit der Behandlung sollten RCTs aber eine „ausgewogene, transparente und unvoreingenommene Bewertung“ aller schädlichen Auswirkungen enthalten, so die Autoren.
Zu den Verbesserungen bei den Methoden zur Bewertung schädlicher Auswirkungen gehörte, welche Schäden bewertet wurden, wann die Informationen erhoben wurden und wie die Schäden den Studienbehandlungen zugeordnet wurden. Auch die Kriterien für die Ergebnisse wurden verbessert, u. a. bei der Angabe der Gründe für Patientenabbrüche, der Effektgröße der gemeldeten Schäden und der Unterscheidung zwischen schweren und leichten Schäden.
Die Ergebnisse zeigen zwar „eine deutliche Verbesserung der Vollständigkeit der Berichterstattung, aber es gibt immer noch wichtige Defizite“, schreiben die Forscher. Sie schlagen Schritte vor, die Forscher und medizinische Fachzeitschriften unternehmen können, um weitere Fortschritte zu erreichen, einschließlich Checklisten, die jedes der CONSORT-Kriterien für Schäden berücksichtigen. „Eine vollständige Berichterstattung über Schäden ist von entscheidender Bedeutung, um sicherzustellen, dass die Leser ein umfassendes Verständnis der Sicherheit und Wirksamkeit von Interventionen haben“, schlussfolgern Anderson und seine Mitautoren. Sie betonen die Notwendigkeit „fortlaufender Bemühungen, um sicherzustellen, dass die Berichterstattung über Schäden den höchsten Standards der Transparenz und Genauigkeit entspricht.“
Dieser Beitrag basiert auf einer Pressemitteilung von Wolters Kluwer Health. Die Originalstudie haben wir euch hier und im Text verlinkt.
Bildquelle: Kristina Flour, Unsplash