Intimität kann sich positiv auf Körper und Geist auswirken. Regelmäßiger Sex mindert das Stresslevel und Schmerzempfinden, außerdem kann bei Frauen das Risiko für Bluthochduck sinken.1 Sexuelle Zufriedenheit scheint aber nicht nur vom Akt an sich beeinflusst zu werden, sondern auch von der Häufigkeit der Orgasmen. Sie haben vielleicht schon einmal von der Gender Pay Gap, dem geschlechterspezifischen Lohngefälle, gehört. Nicht nur im Arbeitskontext gibt es solche Gefälle, sondern auch unter heimischen Bettdecken. Egal ob hetero-, homo- oder bisexuell: Männer gelangen beim Sex mit 88 bis 95 % am häufigsten zum Höhepunkt. Während lesbische Frauen mit 86 % eine ähnliche Quote an Orgasmen aufweisen, liegt der Wert bei bisexuellen und heterosexuellen Frauen nur bei ca. 65 %.2
Es scheint einen Zusammenhang zwischen der Häufigkeit der Orgasmen und der Zufriedenheit von Frauen innerhalb ihrer Beziehungen zu geben. Doch gerade in heterosexuellen Beziehungen überschätzen Männer die Anzahl der Orgasmen ihrer Partnerinnen. Helfen könnten intensive Küsse und Oralverkehr, denn diese scheinen die Wahrscheinlichkeit eines weiblichen Orgasmus zu erhöhen. Ebenso wichtig ist es, sexuelle Bedürfnisse zu äußern und Fantasien auszuleben.2 Auch interessant: Ältere Frauen scheinen häufiger zum Höhepunkt zu kommen als jüngere. Möglicherweise sind sie mit ihrer Sexualität vertrauter und haben gelernt, wie sie am besten zum Orgasmus kommen.2
Ob man mit dem eigenen Sexleben zufrieden ist, kann von weiteren Faktoren beeinflusst werden. Vaginismus ist eine der häufigsten weiblichen psychosexuellen Funktionsstörungen, bei der es zur unwillkürlichen Kontraktion der Vaginalmuskulatur kommt. Das kann eine Penetration jeglicher Art, also auch penetrativen Sex, schwierig oder unmöglich machen und ist mit einem hohen Risiko für ein geringes Selbstwertgefühl, Angststörungen und Depressionen assoziiert.3 Obwohl der Vaginismus oft psychisch (z.B. Missbrauchserfahrungen, Tabuisierung von Sex) bedingt ist, kann er auch bei Frauen auftreten, bei den keine solcher Risikofaktoren vorliegen.4Auch die Dyspareunie, also der schmerzhafte Geschlechtsverkehr, muss in dem Zusammenhang erwähnt werden. In den USA sind schätzungsweise 10 – 20% der Frauen davon betroffen.4 Die Schmerzen gehen im Gegensatz zum Vaginismus nicht zwangsläufig mit einem Verkrampfen der Muskulatur einher, ursächlich können auch eine verminderte Lubrikation oder Endometriose sein.4 Beide Beschwerdebilder werden aufgrund der nicht immer eindeutigen Abgrenzungsmöglichkeiten auch unter dem Begriff genito-pelvine Schmerz-/Penetrationsstörung zusammengefasst.4 Die Behandlungsansätze sind sehr ähnlich und konzentrieren sich auf die Edukation der Patientinnen, Nutzung von Vaginaldilatatoren, kognitive Verhaltenstherapie oder medikamentöse Therapien.3,4
Sex ist vielfältig und so auch die damit verbundenen Probleme. In der klinischen Praxis sollten solche Beschwerden häufiger thematisiert und enttabuisiert werden. Ärztinnen und Ärzte können durch gezieltes Nachfragen weiterkommen. Und ein Appell an die Betroffenen: Trauen Sie sich, darüber zu sprechen!
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