Menschen mit Akne leiden psychisch unter der Erkrankung, das ist wissenschaftlich belegt. Eine aktuelle Studie zeigt nun die andere Seite – nämlich, wie die Gesellschaft auf Menschen mit Akne reagiert.
Eine neue Studie zeigt, wie stigmatisierende Einstellungen gegenüber Menschen mit Akne die soziale und berufliche Wahrnehmung beeinflussen können. Forscher des Brigham and Women's Hospital fanden heraus, dass Menschen mit Akne in der Öffentlichkeit in beruflichen und gesellschaftlichen Szenarien stigmatisierend behandelt werden. Auch konnten sie feststellen, dass schwerere Akne und dunklere Hauttöne mit einem höheren Grad an Stigmatisierung verbunden waren. Diese in der Fachzeitschrift JAMA Dermatology veröffentlichten Ergebnisse unterstreichen die Notwendigkeit, Wege zu finden, um stigmatisierende Haltungen abzubauen und den Zugang zu Betreuung bzw. medizinischer Versorgung in diesem Bereich zu verbessern.
„Unsere Ergebnisse zeigen, dass eine stigmatisierende Haltung gegenüber Akne die Lebensqualität beeinträchtigen kann, indem sie sich auf persönliche Beziehungen und Beschäftigungsmöglichkeiten auswirkt“, sagt der korrespondierende Autor Dr. John Barbieri von der Abteilung für Dermatologie. „Akne wird oft fälschlicherweise als rein kosmetisches Problem wahrgenommen. Es ist wichtig, dass Menschen mit diesem medizinischen Problem Zugang zu einer Behandlung erhalten, genau wie bei jeder anderen Erkrankung.“
Die meisten Teenager und viele Erwachsene leiden irgendwann in ihrem Leben unter Akne. Während frühere Studien untersucht haben, wie sich Akne auf das psychische Wohlbefinden des Einzelnen auswirkt, ist über die öffentliche Wahrnehmung und die Einstellung gegenüber Akne nicht viel bekannt.
Für diese Studie besorgten sich Barbieri und sein Team Archivporträts von vier Erwachsenen, darunter Männer und Frauen mit hellem oder dunklem Hautton. Die Forscher veränderten diese Bilder digital, um jeweils zwei zusätzliche Versionen mit leichter und schwerer Akne zu erstellen, so dass insgesamt 12 Porträts zur Verfügung standen. Anschließend führten sie eine Querschnittsbefragung im Internet mit 1.357 Teilnehmern durch, denen nach dem Zufallsprinzip eines der 12 Bilder gezeigt und eine Reihe von Fragen zu stigmatisierenden Einstellungen gegenüber der abgebildeten Person gestellt wurde. Die Antwortwerte für Bilder mit Akne wurden mit dem entsprechenden Originalbild ohne Akne als Ausgangswert verglichen.
Das Team fand heraus, dass die Teilnehmer weniger bereit waren, mit Personen mit schwerer Akne befreundet zu sein, engen Kontakt zu ihnen zu haben oder ein Foto in den sozialen Medien zu posten, als mit Personen ohne Akne. Die Teilnehmer berichteten von einem größeren Wunsch, sich von Personen mit Akne zu distanzieren, insbesondere wenn die abgebildete Person einen dunkleren Hautton hatte.
Die Autoren beobachteten auch, dass die Befragten eher Stereotypen über Personen mit schwerer Akne zustimmten und sie als unhygienisch, unattraktiv, unintelligent und unzuverlässig wahrnahmen. Diese Stereotypen kamen dabei häufiger bei Personen mit dunklerer Hautfarbe vor. Teilnehmer, die selbst früher oder aktuell unter Akne litten, hatten weniger stigmatisierende Einstellungen und nur 26,4 % glaubten, dass Akne ein kosmetisches Problem sei. Die meisten stimmten zu, dass Akne nicht nur Teenager betrifft.
Die Studie weist einige Einschränkungen auf. Es war nicht möglich, Vergleiche zwischen Bildern mit Unterschieden in Geschlecht oder Hautfarbe zu kontrollieren (z. B. Frauen mit heller Hautfarbe und schwerer Akne gegenüber Männern mit dunkler Hautfarbe und ohne Akne). Daher könnten die Ergebnisse hinsichtlich der Unterschiede bei der Hautfarbe auf andere Faktoren zurückzuführen sein und sollten mit Vorsicht interpretiert werden. Die Umfragepopulation war überwiegend weiß und hoch gebildet, was die Verallgemeinerbarkeit der Ergebnisse einschränkt.
Weitere Studien sind erforderlich, um besser zu verstehen, ob der Zusammenhang zwischen dunkleren Hautfarben und stigmatisierenden Einstellungen auf einen zugrunde liegenden strukturellen Rassismus oder andere Faktoren zurückzuführen ist.
„Viele Versicherer übernehmen die Kosten für Akne- und Rosazea-Behandlungen nur unzureichend, weil sie behaupten, es handele sich um kosmetische Behandlungen“, so Barbieri. „Unsere Studie unterstreicht die Notwendigkeit, dieses Narrativ zu ändern und Ansätze zu identifizieren, um stigmatisierende Haltungen in der Gesellschaft zu reduzieren.“
Der Beitrag basiert auf einer Pressemitteilung des Brigham and Women’s Hospital. Die Originalpublikation findet ihr hier und im Text verlinkt.
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