Sport tut gut – das dürfte mittlerweile bei jedem angekommen sein. Auch bei an Krebs Erkrankten ist ein Trainingsprogramm oft Teil der Therapie. Ob das auch für Frauen mit fortgeschrittener Brustkrebserkrankung gelten sollte, wurde jetzt untersucht.
Patientinnen mit metastasiertem Brustkrebs, die an einem neunmonatigen strukturierten Trainingsprogramm teilnahmen, berichteten über weniger Müdigkeit und eine bessere Lebensqualität im Vergleich zu denjenigen, die das Trainingsprogramm nicht absolvierten. Dies geht aus den Ergebnissen der PREFERABLE-EFFECT-Studie hervor, die auf dem San Antonio Breast Cancer Symposium vorgestellt wurden.
Brustkrebs und seine Behandlungen können Nebenwirkungen wie Müdigkeit, Übelkeit, Schmerzen und Kurzatmigkeit verursachen, die die gesundheitsbezogene Lebensqualität der Patientinnen beeinträchtigen können. „Die Optimierung der Lebensqualität ist natürlich für jeden wichtig, besonders aber für Patienten mit metastasierter Erkrankung, die sich einer kontinuierlichen Behandlung unterziehen. Indem wir die Lebensqualität durch ein verbessertes Symptommanagement verbessern, können wir den Patienten helfen, ihr persönliches, soziales und ggf. berufliches Leben besser zu genießen“, sagt Studienleiterin Anne May, Professorin am Julius Center for Health Sciences and Primary Care am University Medical Center, Utrecht/Niederlande.
Die Forschung konnte bereits zeigen, dass sich Trainingsprogramme bei Patienten mit weniger fortgeschrittenem Krebs positiv auf die Lebensqualität und das Energieniveau auswirken. Ob diese Vorteile auch für Patienten mit metastasierter Erkrankung gelten, die in der Regel eine deutlich länger andauernde Behandlung durchlaufen, will die PREFERABLE-EFFECT-Studie zeigen. Die Abteilung Molekulare und zelluläre Sportmedizin der Sporthochschule Köln unter der Leitung von Prof. Dr. Wilhelm Bloch ist als eines von acht Studienzentren an der randomisiert-kontrollierten Studie beteiligt. Dr. Dorothea Clauss und Nadira Gunasekara übernehmen die Koordination am Kölner Standort.
357 Patientinnen mit metastasiertem Brustkrebs nahmen an der Studie in Deutschland, Polen, Spanien, Schweden, den Niederlanden und Australien teil. Alle Studienteilnehmerinnen erhielten einen Fitness-Tracker für körperliche Aktivität und allgemeine Trainingsempfehlungen. Die Hälfte der Probandinnen wurde in die Trainingsgruppe randomisiert und nahm neun Monate an einem betreuten Trainingsprogramm, bestehend aus Kraft- und Ausdauertraining sowie Gleichgewichtsübungen, teil. In den ersten sechs Monaten führten sie das Training zweimal wöchentlich durch, in den letzten drei Monaten wurde eine Trainingseinheit durch eine selbständig durchgeführte Trainingseinheit mit Hilfe einer Trainings-App ersetzt. Die Probandinnen am Standort Köln wurden am Brustkrebszentrum des Universitätsklinikums Köln und dem Brustzentrum des St. Elisabeth-Krankenhauses Köln-Hohenlind rekrutiert sowie medizinisch betreut.
Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass es den Patientinnen, die an der Bewegungsintervention teilnahmen, nicht nur körperlich besser ging und sie fitter waren, auch die Angaben zur Lebensqualität verbesserten sich und die Müdigkeit nahm ab (z.B. bessere soziale Beziehungen, weniger Schmerzen, weniger Kurzatmigkeit). Alle Unterschiede waren statistisch signifikant. Das Forscherteam glaubt daher, dass die neunmonatige Intervention nicht nur wirksam ist, sondern möglicherweise auch die längerfristige Therapietreue fördert, indem sie den Patientinnen hilft, Bewegung in ihre Alltagsroutinen einzubauen. Viele Patientinnen hätten auch nach neun Monaten weiter trainiert und das Training als Teil ihres täglichen Lebens und ihrer Krebsbehandlung betrachtet.
Auf der Grundlage dieser Ergebnisse schlägt Studienleiterin May vor, dass Ärzte und Pflegepersonal Patientinnen mit metastasierendem Brustkrebs routinemäßig betreutes Training empfehlen sollten und dass politische Entscheidungsträger und Krankenkassen die Kostenübernahme für Trainingsprogramme sicherstellen sollten. Prof. Wilhelm Bloch ergänzt, was er in Zukunft noch untersuchen möchte: „Wir möchten mit den Blutproben der Patientinnen, die während der Studie gesammelt wurden, noch Folgeuntersuchungen machen, zum Beispiel, um die Effekte von Training bei den Brustkrebspatientinnen auch mechanistisch besser zu verstehen.“
Der Beitrag basiert auf einer Pressemitteilung der Deutschen Sporthochschule Köln.
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