Nach einem üppigen Weihnachtsessen leidet eine 79-jährige Frau plötzlich an stärksten Oberbauchschmerzen. Die Diagnostik liefert lange keinen eindeutigen Befund, bis die Ärzte eine ungewöhnliche Entdeckung machen.
Es ist der 24. Dezember in einer Notaufnahme in Tschechien. Draußen schneit es ein wenig und glücklicherweise ist bislang alles ruhig. Doch dann wird plötzlich eine 79-jährige Frau mit starken Schmerzen im rechten Oberbauch eingeliefert. Die Frau berichtet, dass die Schmerzen kurz nach einem üppigen Weihnachtsessen im Familienkreis begonnen hätten. Zudem sei ihr seit etwa einer halben Stunde übel.
Als die Ärzte fragen, ob etwas Ähnliches schon einmal vorgekommen sei, berichtet die Patientin, sich bereits vor einigen Jahren aufgrund von Gallensteinen einer Cholezystektomie unterzogen zu haben. Daher kenne sie diese Schmerzen schon. Doch diesmal fühle es sich anders an. Weitere Vorerkrankungen der 79-Jährigen sind Vorhofflimmern, arterielle Hypertonie, gastroösophagealer Reflux, chronische Gastritis, Divertikulose, Osteoporose sowie chirurgisch behandelter Brustkrebs.
Die Ärzte in der Notaufnahme nehmen nun zunächst Blut ab, um die Situation besser einschätzen zu können. Doch die Laborergebnisse zeigen lediglich eine leichte Erhöhung von AST und Bilirubin, während die anderen Werte des Leberfunktionstests allesamt normwertig sind. Da die Ärzte weiterhin im Dunkeln tappen, hoffen sie bilddiagnostisch einen entscheidenden Hinweis auf die Ursache der Beschwerden finden zu können. Doch sowohl ein Röntgenbild als auch ein Ultraschall des Abdomens liefern keinerlei Auffälligkeiten. Der Ductus choledochus misst zwar einen Durchmesser von 9 mm, dies ist allerdings nach einer Cholezystektomie als normal zu betrachten.
Könnte vielleicht ein gastroduodenales Ulkus die Ursache für die Beschwerden der Patientin sein? Um diese Frage zu klären, entscheiden sich die Ärzte schließlich für eine Ösophagogastroduodenoskopie. Dabei machen sie eine überraschende Entdeckung: In der Papilla vateri hat sich eine Fischgräte festgesetzt.
Sie entfernen diese umgehend und tatsächlich erzählt ihnen auch die Patientin, dass es zum Abendessen Karpfen gegeben habe.
Da es keinerlei Anzeichen für eine Cholangitis gibt, verzichten die Ärzte auf eine zusätzliche antibiotische Behandlung. Glücklicherweise sind die Beschwerden der 79-Jährigen nach der Entfernung der Gräte schon bald Geschichte und auch die Leberwerte normalisieren sich rasch wieder.
Quelle: Kunovsky et al. / Digestive Diseases / CC BY-NC
Bildquelle: Unsplash / Jed Owen