Laser gelten als Mittel der Wahl, um Tätowierfarbstoffe zu entfernen. Mit der Schädlichkeit der Abbauprodukte haben sich jetzt Experten befasst.
Tätowierungen bleiben weiter im Trend, vor allem bei jungen Erwachsenen. Nur bereut jeder Fünfte die Entscheidung früher oder später. Und 7 Prozent wollen die Körperkunst loswerden, wie Umfragen zeigen.
Das gelingt immer besser: Dauerstrichlaser mit kontinuierlicher Energieabgabe, die neben der Tätowiertinte das umgebende Gewebe geschädigt haben, wurden durch gütegeschaltete Laser mit hoher, kurzzeitiger Energieabgabe ersetzt. Sie liefern meist gute Ergebnisse, wobei es Unterschiede von System zu System gibt. Pikosekundenlaser beispielsweise zeigen ihre Überlegenheit bei der Entfernung blauer, grüner und gelber Tätowierungen. Dennoch bleib eine Frage offen: Erhöht sich durch photolytische Abbauprodukte das Risiko, an Hautkrebs zu erkranken?
Erste Hinweise auf mögliche Risiken kommen aus Laborexperimenten. Im Rahmen einer Analyse wurden zwei gängige Azofarbstoffe als Partikel in Suspension mit Lasern bestrahlt. Anschließend haben Forscher Abbauprodukte mit quantitativer Hochleistungsflüssigkeitschromatographie (HPLC) aufgetrennt und mit der Massenspektrometrie (MS) analysiert. Dabei fanden sie unter anderem 2-Methyl-5-nitroanilin, 2-5-Dichloranilin und 4-Nitro-Toluol, sprich toxische, krebserregende Verbindungen.
Bei anderen Pigmenten traten nach der Photolyse Xylol, Benzol, chlorierte Aromaten wie Hexachlorobenzol (HCB), aber auch Phenylisocyanat, Anilin und 3,3′-Dichlorbenzidin (DCBD) auf. In einem Modell aus Schweinehaut hemmte DCBD die Proliferation von Zellen und erhöhte die Lactatdehydrogenase-Freisetzung. LDH ist ebenfalls ein Marker für die Zellproliferation.
In dieser Studie führte DCBD zu einem Anstieg der Zahl an DNA-Doppelstrangbrüchen. Der Metabolit Pentachlorphenol induzierte Zellproliferationen und damit Hyperplasien in der Haut von Mäusen. Ähnliche Effekte zeigte Anilin. Doch wie relevant sind solche Experimente für Menschen?
Mit der Frage haben sich die EADV-Arbeitsgruppe Tattoo and Body Art Task Force, die European Society for Lasers and Energy Based Devices (ESLD) und die Société Française des Lasers en Dermatologie (SFLD) befasst. In einem Statement versuchen sie, das Krebs-Risiko bei der Tattoo-Entfernung per Laser zu bewerten:
„Auf Basis der aktuell verfügbaren umfangreichen Erfahrungen gibt es keinen Grund für die Behauptung, dass dieses Verfahren potenziell Krebs auslösen kann“, schreiben die Autoren des Statements. „Um diese Frage weiter zu untersuchen, sind groß angelegte prospektive epidemiologische Erhebungen erforderlich.“
Neue Hinweise auf Risikofaktoren liefert die Swedish Tattoo and Body Modifications-Kohorte (TABOO). Sie wurde im Jahr 2021 etabliert. Von rund 13.000 Probanden sind 21 Prozent tätowiert. Bis Ergebnisse vorliegen, werden noch Jahre bis Jahrzehnte vergehen.
Angesichts der Einschränkungen raten die Autoren eines Übersichtsbeitrags Ärzten, auch über andere Techniken nachzudenken. Sie haben die medizinische Literatur gesichtet.
„Zur Tattoo-Entfernung können verschiedene chirurgische Techniken wie Stanzexzision, einfache Exzision, Exzision mit Transplantation und Lappenplastik eingesetzt werden“, schreiben die Dermatologen. Das Verfahren eignet sich eher bei kleineren Tattoos, führt aber zu Narben. „Eine chirurgische Entfernung kann auch in Fällen in Betracht gezogen werden, in denen eine Kontraindikation für die gütegeschaltete Lasertherapie vorliegt, wie z. B. allergische Reaktionen auf Tätowierungspigmente nach dem Lasern“, heißt es im Dokument.
Als weiteres Verfahren nennen die Autoren die schichtweise Dermabrasion. Ziel ist, den tätowierten Bereich bis zu einer punktuellen Blutung abzuschleifen – und dann weiter, bis der größte Teil des Pigments entfernt ist. Dabei kann es zu Hypo- oder Hyperpigmentierungen, Narben, Keloiden, Erythemen oder Infektionen kommen.
Chemische Verfahren sehen die Dermatologen generell kritisch. So zählen Phenol, Trichloressigsäure, Silbernitrat, Gerbsäure, Schwefelsäure, Salpetersäure, Salicylsäure und Milchsäure zu Methoden, die meist zu Narbenbildung und Strukturveränderungen führen. Und nach der Behandlung mit Ingenolmebutat kann es zu mehr Plattenepithelkarzinomen kommen. „Aus Sicherheitsgründen sollte von chemischen Methoden zur Tattoo-Entfernung dringend abgeraten werden“, lautet das Fazit der Expertengruppe
„Obwohl es mehrere Methoden zur Entfernung von Tätowierungen gibt, bleiben gütegeschaltete Laser die Behandlung der Wahl“, resümieren die Autoren der Literaturübersicht. Ob es dabei zu höheren Krebs-Risiken kommt, werden wohl erst große Kohortenstudien klären können.
Bildquelle: Taelynn Christopher, unsplash