Das ultimative Medikament gegen Demenzen lässt weiterhin auf sich warten, aber was ist mit der vermeintlichen Wunderwaffe Ernährung? Die MIND-Diät verspricht Großes – mit kleinem Ergebnis.
Demenzielle Erkrankungen sind weltweit auf dem Vormarsch und bringen immer mehr Gesundheitssysteme an ihre Belastungsgrenzen. Da aber ernsthafte Durchbrüche bei der Suche nach heilsamen Medikamenten bis heute auf sich warten lassen, könnten unterdessen auch vermeintlich simple Methoden – wie die MIND-Diät – dem kognitiven Abbau vorbeugen. Oder etwa nicht?
Im Zuge des demographischen Wandels mit einem stetig wachsenden Anteil älterer Menschen stellen demenzielle Erkrankungen, darunter Morbus Alzheimer, eine enorme Belastung für unsere Gesellschaft und unser Gesundheitssystem dar. Laut Statistischem Bundesamt mussten in diesem Zuge im Jahr 2020 bereits über 19.000 Menschen in Deutschland stationär behandelt werden, Tendenz weiter steigend.
Obwohl zur Lösung des Problems der weltweite Forschungsbetrieb zur Identifizierung wirksamer und sicherer Medikamente auf Hochtouren läuft, sind durchschlagende Erfolge bis heute ausgeblieben. So konnten zwar einige Wirkstoffe den kognitiven Abbau in geringfügiger Weise aufhalten, waren aber auch immer mit teils schwerwiegenden Nebenwirkungen bis zum Tod verknüpft. Da also vermeintliche Wundermittel noch auf sich warten lassen, rücken zunehmend mildere Präventionsstrategien in den Vordergrund, darunter auch die sogenannte MIND-Diät.
Ausgangspunkt für diese spezielle Ernährungsform, die im Idealfall die Entstehung einer demenziellen Krankheit verhindern soll, bildet die sogenannte Mittelmeerernährung, die sich insbesondere zur Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen in zahlreichen Studien bewähren konnte. Die MIND-Diät geht aber noch einen ganzen Schritt weiter und umfasst nicht nur die zentralen Elemente der Mittelmeer-Diät, einschließlich magerem Fleisch, Fisch, Gemüse und Olivenöl, sondern bezieht ebenfalls Empfehlungen der DASH-Diät mit ein. Diese entstand wiederum mit dem Ziel einer wirksamen Hypertonusprävention und greift dabei auf Lebensmittel mit mutmaßlich neuroprotektiver Wirkung zurück.
Eine Forschungsgruppe um die Erstautorin Lisa L. Barnes wollte nun mehr über die tatsächliche Wirksamkeit der MIND-Diät im direkten Vergleich mit einer normalen Ernährungsform erfahren und hat eine randomisierte und kontrollierte Vergleichsstudie zum Thema durchgeführt. Die Untersuchung fand im Zeitraum zwischen Januar 2017 und April 2018 statt, die Datensammlung endete im Juni 2021. Eingeschlossene Probanden waren mindestens 65 Jahre alt, hatten einen Mindestwert von 22 von maximal 30 Punkten im Montreal Cognitive Assessment, berichteten von einer positiven Anamnese für Morbus Alzheimer und zeigten bislang suboptimale Ernährungsgewohnheiten.
Im Rahmen der Studie folgten sie dann über einen Zeitraum von 3 Jahren entweder den Regeln der MIND-Diät, oder hielten eine Kontrolldiät mit leichter Kalorieneinschränkung ein. Als zentralen Studienendpunkt definierte die Forschungsgruppe schließlich die Veränderungen eines globalen Scores zur Erfassung der kognitiven Fähigkeiten und berücksichtigte ferner die Ergebnisse in 12 kognitiven Subdomänen einer neuropsychologischen Testbatterie, jeweils im Vergleich mit dem Ausgangswert vor Studienbeginn.
Über 600 Personen im durchschnittlichen Alter von 70 Jahren nahmen an der Untersuchung teil, jeweils gut 300 erhielten entweder die MIND- oder die Kontrolldiät. Minimale Unterschiede in Bezug auf den Studienendpunkt verfehlten eine statistische Signifikanz. Darüber hinaus konnte die Forschungsgruppe auch bezüglich weiterer Endpunkte, die sich unter anderem auf Veränderungen im MRT-Befund bezogen, keine positiven Effekte der speziellen Ernährungsform auf den kognitiven Abbau feststellen.
Obgleich diese Untersuchung folglich zunächst zu einem negativen Fazit in Bezug auf die Wirksamkeit der MIND-Diät zur Prävention einer demenziellen Erkrankung kommt, sollten im Rahmen der Interpretation auf jeden Fall die besonderen Studienbedingungen berücksichtigt werden. So umfassten die Endpunkte ausschließlich Veränderungen mit direkter Verbindung zur Demenzpathologie, so dass andere positive Effekte – wie auf die Lebensqualität, den Fettstoffwechsel und den Blutdruck – nicht berücksichtigt werden konnten. Da diese Faktoren allerdings nachweislich auch im Rahmen der multifaktoriellen Pathogenese einer demenziellen Erkrankung eine gewisse Rolle spielen, könnte die MIND-Diät dennoch mit gewissen indirekten positiven Effekten auf die kognitive Leistungsfähigkeit verbunden sein.
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