Immungeschwächte Patienten leiden häufig unter sehr langen Corona-Infektionen. Leitlinien empfehlen eine Monotherapie mit antiviralen Medikamenten oder monoklonalen Antikörpern – aber das ist nicht effektiv. Wie kann stattdessen behandelt werden?
Bei immungeschwächten Patienten werden nach wie vor schwere Verläufe von COVID-19 beobachtet. Außerdem werden sie häufig lange (> 21 Tage) positiv auf SARS-COV-2 getestet und gelten solange als infektiös. Eine frühzeitige Monotherapie mit antiviralen Medikamenten oder monoklonalen Antikörpern wird in den internationalen Leitlinien empfohlen, hat sich bei diesen Patienten aber nicht immer als ausreichend effektiv gezeigt.
Kombinationstherapien wurden bereits als individuelle Heilversuche eingesetzt. Die Datengrundlage war bisher jedoch auf In-vitro-Daten und kleinere Fallserien beschränkt. Diese Lücke haben Forscher des CIO ABCD (Zentrum für Integrierte Onkologie (CIO), Aachen/Bonn/Köln/Düsseldorf (ABCD)) nun geschlossen.
In einer multizentrischen Studie, die in der Fachzeitschrift Infection publiziert wurde, erhielten 144 hauptsächlich immungeschwächte Patienten eine COVID-19-Kombinationstherapie. Die Verläufe blieben infolgedessen leichter und ein verlängerter Virusnachweis wurde in 86 Prozent der Fälle verhindert. Die Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und Onkologie (DGHO) wird die Daten in ihre Empfehlungen aufnehmen.
Prof. Annkristin Heine und Prof. Jürgen Rockstroh, die als Experten vom Universitätsklinikum Bonn (UKB) an der Auswertung beteiligt waren, fassen zusammen: „Insgesamt haben vor allem Patienten mit hämato-onkologischen Erkrankungen von einer frühen dualen Anti-SARS-CoV-2-Behandlung profitiert. Aber auch anderen immunsupprimierten Patienten sollte diese Therapieoption nicht vorenthalten werden. Aus infektiologisch-epidemiologischer Sicht sind die Ergebnisse ebenfalls relevant, denn ein langer Virusnachweis bei Patienten birgt auch das Risiko, dass sich neue Virusvarianten entwickeln.“
Dieser Text basiert auf einer Pressemitteilung des Universitätsklinikums Bonn. Hier findet ihr die Originalpublikation.
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