Französische Forscher haben die Ursache für Streptokokken-Infektionen der Gruppe B in den 1960er Jahren bei Neugeborenen entdeckt. Die Ergebnisse zeigen, dass der massive Einsatz des Antibiotikums Tetrazyklin in den 1950er Jahren das Auftreten der GBS-Infektionen verursacht hat.
B-Streptokokken (Streptococcus agalactiae) sind die Ursache für schwere neonatale Infektionen, die bei etwa einer von 2.000 Geburten auftreten. Während des Platzens der Fruchtblase kann die Mutter den Erreger auf das Neugeborene übertragen.
In den 1960er Jahren kam es in den Vereinigten Staaten und Europa zu einer Zunahme der B-Streptokokken-Infektionen bei Neugeborenen. Die Forscher fanden dafür zwei wichtige Ursachen: Zum Einen setzt sich die B-Streptokokken-Population, die den Menschen besiedelt und infiziert, aus einer kleinen Anzahl von Klonen mit sehr geringer genetischer Vielfalt zusammen. Zum Anderen sind 90 Prozent der beim Menschen isolierten B-Streptokokken-Stämme resistent gegenüber Tetrazyklin.
Aufgrund dieser Ergebnisse vermuten die Forscher, dass der Einsatz dieses Antibiotikums dazu geführt hat, dass eine auf Antibiotika sensibel reagierende und nur gering gefährliche GBS-Population durch einige resistente Klone ersetzt wurde, die sich über alle fünf Kontinente verbreitet haben.
Diese Studie unterstreicht die Notwendigkeit, nicht nur das direkte Risiko der Entwicklung einer Multiresistenz gegenüber Antibiotika zu betrachten, sondern auch deren Auswirkungen auf die Bakterienpopulationen, die die Normalflora des Menschen und der Tiere bilden. Originalpublikation: Streptococcus agalactiae clones infecting humans were selected and fixed through the extensive use of tetracycline V. Da Cunha et al.; Nature Communications, doi: 10.1038/ncomms5544; 2014