Das Arbeiten in Nachtschichten gilt schon lange als Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Eine aktuelle Studie stellt dies jetzt in Frage. Ist es doch alles halb so schlimm?
Wer in den frühen Morgenstunden zur Arbeit geht, während der Großteil der Bevölkerung noch schläft, hat vielleicht schon gehört, dass sich dadurch das Risiko einer Herzerkrankung erhöht. Doch jetzt gibt es gute Nachrichten von der Universität Aarhus für alle, die Nachtschichten schieben. Eine aktuelle Studie zeigt kein erhöhtes Risiko einer koronaren Herzerkrankung, wenn man bis zu sieben Nachtschichten pro Monat arbeitet.
Der Doktorand Jesper Medom Vestergaard von der Abteilung für klinische Medizin ist verantwortlich für die Studie, in der Arbeitszeitregistrierungen und Krankenhausdaten von mehr als 250.000 Arbeitnehmern aus den Jahren 2007–2015 analysiert wurden. „In unserer Studie konnten wir keinen Zusammenhang zwischen der Anzahl der Nachtschichten und dem Risiko einer koronaren Herzerkrankung feststellen. Viele internationale Studien haben zuvor einen Zusammenhang nahegelegt, weshalb unsere Ergebnisse interessant sind. Nicht zuletzt, weil die bisherigen Studien vor allem auf Fragebögen beruhen, während wir die Möglichkeit hatten, spezifische Daten zur Arbeitszeit mit den Gesundheitsdaten der Gesundheitsinformationen zu vergleichen“, sagt Vestergaard.
Für die Studie hatte Vestergaard Zugang zu Informationen über die täglichen Arbeitszeiten von insgesamt 254.031 Beschäftigten des Gesundheitswesens und andere Beschäftigten in den dänischen Regionen. Diese Informationen wurden mit ihren Gesundheitsdaten verknüpft, einschließlich Informationen aus dem dänischen nationalen Patientenregister. „Die Beschäftigten in den Regionen arbeiten im Durchschnitt 1,8 Nachtschichten pro Monat und 93 Prozent von ihnen arbeiten weniger als sieben Nachtschichten pro Monat. Die Studie zeigt, dass dies nicht mit einem erhöhten Risiko für koronare Herzkrankheiten verbunden ist.“
Vestergaard betont jedoch, dass die Ergebnisse der Studie nicht bedeuten, dass alle Nachtschichtarbeiter aufatmen können. „Die meisten der 250.000 Teilnehmer an unserer Studie arbeiten im Gesundheitssektor und nur wenige von ihnen arbeiten ständig nachts. Deshalb können wir nicht ausschließen, dass es generell ein erhöhtes Risiko für koronare Herzkrankheiten in Verbindung mit Nachtschichten gibt. Auch viele andere Faktoren können eine Rolle spielen, unsere Daten wurden jedoch um Alter, Geschlecht, familiäre Vorbelastung bei kardiovaskulären Erkrankungen und andere mit koronarer Herzkrankheit assoziierte Krankheiten korrigiert.“
Vestergaard will nun eine neue Studie durchführen, in der er das Brustkrebsrisiko untersucht, das auch schon früher mit Nachtarbeit in Verbindung gebracht wurde.
Dieser Beitrag basiert auf einer Pressemitteilung der Universität Aarhus. Die Originalstudie haben wir euch ihr hier und im Text verlinkt.
Bildquelle: Lennon Cheng, unsplash