Die bvmd reagierte mit Unverständnis auf kürzlich getätigte Aussagen des Präsidenten der Bundesärztekammer. Dieser sprach sich in einem Interview für eine Stärkung der Allgemeinmedizin - offenbar durch einen Pflichtabschnitt im PJ - aus.
Prof. Dr. med. Frank Ulrich Montgomery vertritt im Interview mit Zeit Online die Meinung, man könne die Allgemeinmedizin durch einen Pflichtabschnitt in der Praxisausbildung, wie er auch für die Chirurgie und die Innere Medizin etabliert ist, stärken. Das sei aber noch nicht mehrheitsfähig. Nicht mehrheitsfähig sei dies aber aus gutem Grund, so nun der Präsident der bvmd, Christian Kraef, Theodor Uden, Vorsitzender im Ausschuss Medizinstudierende im Hartmannbund und die Vorsitzende im Sprecherrat Medizinstudierende des Marburger Bundes, Stefanie Weber, in ihrem gemeinschaftlichen, offenen Brief. Noch der 117. Deutsche Ärztetag habe sich vor wenigen Monaten klar gegen ein Pflichtquartal Allgemeinmedizin im Praktischen Jahr ausgesprochen. Die Bundesvertretung der Medizinstudierenden Deutschland, der Ausschuss der Medizinstudierenden im Hartmannbund, der Sprecherrat der Medizinstudierenden des Marburger Bundes sowie viele weitere Verbände im Gesundheitswesen hielten weitere Verpflichtungen, aber insbesondere den von Herrn Montgomery vorgeschlagenen Pflichtabschnitt im Praktischen Jahr und damit eine rein quantitative Stärkung der Allgemeinmedizin im Studium, für den falschen Weg.
Die Studierendenvertreter sähen ebenso die entstehenden Probleme durch die ärztliche Unterversorgung in der Allgemeinmedizin im ländlichen Raum. Gleichfalls befürworteten sie eine deutliche Stärkung des Faches Allgemeinmedizin im Fächerkanon des Medizinstudiums. Die Approbationsordnung biete mit einem verlängerten Blockpraktikum in der Allgemeinmedizin und einer (erst mit der letzten Approbationsordnungsnovelle eingeführten) Pflichtfamulatur in der hausärztlichen Versorgung bereits jetzt jedem Studierenden umfangreiche Einblicke in dieses Fach. Da diese Maßnahmen erst vor kurzem beschlossen worden seien, sollten deren Wirkungen zunächst abgewartet und evaluiert werden. Zudem könne schon jetzt jeder interessierte Studierende eine weitere Famulatur sowie ein PJ-Wahltertial in der Allgemeinmedizin absolvieren. Die unterzeichnenden Studierendenvertretungen bekräftigten ihre Forderung nach einer qualitativen Aufwertung der allgemeinmedizinischen Ausbildung an den medizinischen Fakultäten. Dazu sei an jeder medizinischen Fakultät die Einrichtung eines Lehrstuhls für Allgemeinmedizin unerlässlich und eine longitudinale Einbindung dieses Faches in das Curriculum wünschenswert. Aus Sicht der Studierendenvertretungen trügen Probleme in der Weiterbildung zum Facharzt für Allgemeinmedizin sowie die Perspektiven der praktischen Tätigkeit der Allgemeinmediziner ebenfalls zu der derzeitigen Lage bei.
Abschließend äußern die Vertreter der Medizinstudierenden die Forderung, dass sich der Präsident der Bundesärztekammer für eine Stärkung der allgemeinmedizinischen Weiterbildung und eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen in der Allgemeinmedizin einsetzen solle. So seien eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf und damit einhergehende flexiblere Arbeitszeitmodelle wünschenswert. Auch die Angleichung der Vergütung von ambulanten und stationären Weiterbildungsabschnitten sowie die Schaffung von Weiterbildungsverbünden seien wichtige Schritte, um die allgemeinmedizinische Weiterbildung attraktiver zu gestalten. Des Weiteren erhoffen sich die Verfasser des offenen Briefes Unterstützung dabei, dass ein PJ-Pflichtabschnitt in der Allgemeinmedizin eben nicht eingeführt werde. Das Praktische Jahr sei die letzte Möglichkeit für Medizinstudierende, Erfahrungen in unterschiedlichen Fachrichtungen zu sammeln. Diese Möglichkeit dürfe auch künftig nicht durch weitere Pflichtabschnitte eingeschränkt werden.