Karl Lauterbach findet deutliche Worte zur Krankenhausreform, ein ungewöhnlicher Mpox-Ausbruch und telefonische Krankschreibungen sind bald wieder möglich. Diese und weitere aktuelle News im Schnelldurchlauf.
In der heutigen Regierungserklärung steht Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach Rede und Antwort zum gegenwärtigen Stand seiner Politik und Vorhaben. Im Mittelpunkt dabei: die aktuelle Krankenhausreform sowie das soeben abgelehnte Krankenhaustransparenzgesetz.
„Das System der Fallpauschalen ist Rosinenpickerei. Darin wird nur die stationäre Versorgung belohnt. Wir müssen nun ökonomischen Druck aus dem System nehmen und auf Vorhaltepauschalen umsteigen“, so Lauterbach. Wichtig ist dem Minister: „Es kann nicht sein, dass ein Geheimwissen existiert für Menschen, die beispielweise eine Krebsbehandlung brauchen. Diese Menschen haben ein Recht auf Transparenz.“ Die Referenz auf das kürzlich von den Ländern abgelehnte Krankenhaustransparenzgesetz formuliert der Minister dabei so anschaulich wie klar.
„Die Menschen müssen wissen, welche Klinik mit welchem Eingriff welche Erfahrung hat, welche Ergebnisse diese dabei erzielt hat, welche Ärzte für die Behandlungen vor Ort sind.“ Gleichzeitig skizziert er auf Nachfrage drastische Folgen, wenn das Gesetz nun im Nachgang nicht durchgewunken wird.
„Wenn das Transparenzgesetz nicht umgesetzt wird, wird ein flächendeckendes Krankenhaussterben nicht abwendbar sein. Außerdem verlieren wir wertvolle Zeit, um die gesteckten Ziele der Krankenhausreform im Ganzen einzuhalten“, formuliert Lauterbach und nimmt dabei Bezug auf die an das Transparenzgesetz gekoppelten Direkthilfen für die Krankenhäuser in Höhe von 6 Milliarden Euro. Ebenso deutlich gibt er weiteren Finanzspritzen an die stationäre Versorgung eine Absage: „Weitere finanzielle Forderungen sind unbegründet und unerfüllbar. Es kann nicht sein, dass der Bund ohnehin bereits Milliarden investiert, während die Länder ihren Forderungen nicht nachkommen und 3,5 Milliarden Euro an Investitionsmitteln nicht genutzt werden.“
In der Demokratischen Republik Kongo (DRC) gab es in diesem Jahr mit insgesamt knapp 12.500 Infizierten einen ungewöhnlichen Ausbruch von Mpox. Wie die WHO mitteilte, lag die Sterblichkeitsrate bei 4,6 %. Das ist höher als beim globalen Mpox-Ausbruch von 2022, der von der WHO zum „internationalen Gesundheitsnotfall“ erklärt wurde und eine Sterblichkeitsrate von 0,18 % aufwies. Im Kongo lag die Rate im letzten Jahr ebenfalls bei knapp 0,2 %.
Das Besondere an diesem Ausbruch ist außerdem, dass er von der Mpox-Variante „Klade I“ ausgelöst wurde, die dort zwar endemisch ist, aber bisher nicht zu größeren Ausbrüchen führte. Global breitete sich in 2022 die Variante „Klade IIb“ aus, die sich vorwiegend über sexuellen Kontakt verbreitete. Laut der WHO gibt es nun auch den ersten bestätigten Fall der sexuellen Übertragung der Variante Klade I. Experten befürchten, dass sich diese Variante nun ebenfalls global ausbreiten könnte.
Luftverschmutzung wird mit einer Vielzahl an Krankheiten in Verbindung gebracht, darunter auch Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Aber woran liegt’s? Eine Hypothese lautet, dass Feinstaub den Blutdruck in die Höhe schnellen lässt. Ob da was dran ist, haben Forscher jetzt in einer Studie untersucht, die in Annals of Internal Medicine erschienen ist.
Darin ließen sie Probanden im Auto durch den Berufsverkehr in Seattle fahren. Entweder wurde dabei ungefilterte Straßenluft in das Auto gelassen – so wie viele von uns Auto fahren – oder das Fahrzeug war mit HEPA-Filtern ausgestattet. Das Ergebnis: Das Einatmen ungefilterter Luft führte zu einem Blutdruckanstieg von mehr als 4,50 mmHg, im Vergleich zu Fahrten mit gefilterter Luft. Der Anstieg trat schnell ein, erreichte seinen Höhepunkt etwa eine Stunde nach der Fahrt und blieb mindestens 24 Stunden lang konstant. Das Ausmaß des Anstiegs ist laut der Autoren vergleichbar mit den Auswirkungen einer natriumreichen Ernährung.
Den Autoren zufolge wurden ultrafeine Partikel am effektivsten gefiltert – die Werte waren in dem Experiment auf der Straße also am höchsten und in der gefilterten Umgebung am niedrigsten. Joel Kaufman, Professor für Umwelt- und Arbeitsmedizin und Studienleiter erklärt: „Das deutet darauf hin, dass Ultrafeinstaub besonders wichtig [für den Blutdruck] sein könnte.“ Um das zu beweisen, sind allerdings weitere Studien erforderlich.
Krankschreibungen können früher wieder telefonisch ausgestellt werden als ursprünglich vorgesehen. Der im Sommer erstellte Plan der Bundesregierung sah eine Wiedereinführung des corona-bewährten Systems der telefonischen Krankschreibung für Januar kommenden Jahres vor. Angesichts steigender Infektionszahlen und Personalmangels in den Arztpraxen ist die Umstellung nun bereits für den 7. Dezember geplant. Unterstützung erhält der Plan derweil von den Hausärzten, die sich Arbeitserleichterung während der Krankheitswellen erhoffen. Gekoppelt an die Forderung ist jedoch, dass die telefonische Krankschreibung der persönlichen Konsultation finanziell gleichgestellt wird – um Einbußen aufgrund von Mehrarbeit zu vermeiden.
Im Weg steht nun nur noch – wie sollte es auch anders sein – die deutsche Bürokratie. „Wir arbeiten so schnell wie wir können. Die Prozesse sind einfach langsam in Deutschland“, erklärt Bundesgesundheitsminister Lauterbach. Bis zum 7. Dezember muss der G-BA nun eine Richtlinie formuliert haben und Formalitäten wie Anhörungen verschiedener Parteien, Krankenkassen und Arbeitgeberverbänden stattgefunden haben.
Um einem telefonischen Wildwuchs vorzubeugen, sind jedoch bereits Voraussetzungen limitiert: Der Patient muss dem Arzt bereits bekannt sein und sich ausweisen können. Ferner soll die Krankschreibung für alle Krankheitsbilder mit „absehbar nicht schwerem Verlauf“ gelten.
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