Typ-1-Diabetes verläuft in Phasen mit verschiedenen Immunreaktionen. Forscher setzen jetzt ihre Hoffnung in die Phase der Teilremission als therapeutisches Fenster.
Typ-1-Diabetes ist eine chronische Krankheit, die durch einen Autoimmunangriff auf die insulinproduzierenden β-Zellen ausgelöst wird. Obwohl die Insulintherapie, die vor mehr als einem Jahrhundert eingeführt wurde, die einst tödliche Krankheit in ein kontrollierbares Leiden verwandelt hat, kann sie immer noch nicht verhindert oder geheilt werden und beeinträchtigt das Leben der Patienten und ihrer Familien aufgrund der schwerwiegenden möglichen Komplikationen erheblich. Hinzu kommt, dass die Inzidenzraten der Erkrankung jedes Jahr weiter ansteigen.
Der Krankheitsverlauf ist unvorhersehbar und von unterschiedlichen Episoden der Immunreaktion geprägt. Besonders deutlich wird diese Komplexität während der Phase der Teilremission, die auch als „Honeymoon-Phase“ bezeichnet wird. In dieser Zeit scheint das Fortschreiten der Krankheit zum Stillstand zu kommen, und die verbleibenden β-Zellen erholen sich in der Insulinproduktion und -sekretion, was für kurze Zeit zu einer geringeren Abhängigkeit von Insulininjektionen führen kann.
Trotz erheblicher Fortschritte beim Verständnis der Mechanismen, die zu Typ-1-Diabetes führen, ist die Entwicklung der Krankheit nach der Diagnose noch nicht in gleichem Maße erforscht. Die Phase der partiellen Remission stellt ein neues Fenster für therapeutische Maßnahmen nach dem Prädiabetes-Stadium dar, das aufgrund der Notwendigkeit eines umfassenden Screenings schwer zu erkennen ist.
Das Phänomen der partiellen Remission bei Typ-1-Diabetes geht mit einer Vielzahl von metabolischen, immunologischen und epigenetischen Veränderungen einher, die sich in der Peripherie des Körpers manifestieren. Als potenzielle Biomarker können Veränderungen in spezifischen Immunzellpopulationen und molekulare Veränderungen herangezogen werden, die sich auf die vorübergehende Rückbildung der Krankheit auswirken. Die immunometabolischen Marker dieser Phase sind bisher nur wenig erforscht. Aus diesem Grund haben sich Forscher des German Trias i Pujol Research Institute (IGTP) mit Experten für β-Zellbiologie und -regeneration des Diabetes Research Institute in Miami zusammengetan, um sich potenzielle Biomarker für die oft übersehene partielle Remissionsphase des Typ-1-Diabetes anzusehen.
In ihrer Veröffentlichung gehen die Forscher der Frage nach, wie periphere Biomarker die Bemühungen zur Eindämmung der β-Zell-Autoimmunität widerspiegeln und wie sie in der klinischen Praxis eingesetzt werden können. Sie untersuchen neu entstehende Biomarker, die zum Verständnis der verschiedenen Verlaufsmuster und zur Verbesserung des klinischen Managements und der Interventionen beitragen werden. Die Studie wurde in der Zeitschrift Trends in Endocrinology and Metabolism veröffentlicht.
Die Erstautorin der Studie, Dr. Laia Gómez, Forscherin in der Gruppe Immunologie am IGTP, erklärt: „Die natürlichen Mechanismen, die zum Schutz der β-Zellen durch das Immunsystem führen, werden uns Hinweise darauf geben, wie wir den Autoimmunangriff bekämpfen oder zumindest minimieren können.“ Die Übersichtsarbeit befasst sich mit aktuellen Studien, die auf neue immunregulatorische Wege hinweisen, die als direkte Ziele erforscht werden können, um die Honeymoon-Phase zu verlängern oder herbeizuführen, die sich als günstig für die langfristige Kontrolle der Krankheit erwiesen hat.
Die Studie gibt nicht nur einen Überblick über den aktuellen Wissensstand, sondern bietet auch Hinweise auf neue Forschungsgebiete in diesem Bereich und wirft wichtige Fragen für die Zukunft auf. Laut Marta Vives-Pi, Leiterin der IGTP-Forschungsgruppe, „muss die künftige Forschung herausfinden, ob auf die Phase der partiellen Remission subtile Anzeichen der Remission folgen, die wir derzeit übersehen, und ob die kurze Erholung, die bei den Patienten zu beobachten ist, darauf zurückzuführen ist, dass die verbleibenden β-Zellen sich selbst heilen oder tatsächlich neu gebildet werden. Das Verständnis dieser Aspekte könnte erheblich dazu beitragen, die Behandlung von Typ-1-Diabetes in dieser Phase zu verbessern“.
Der Beitrag basiert auf einer Pressemitteilung des German Trias i Pujol Research Institute. Die Originalpublikation findet ihr hier und im Text verlinkt.
Bildquelle: Ed Vázquez, usplash