Die Techniker Krankenkasse hat die Diskussion über den Sinn einer Nutzenbewertung für patentgeschützte Arzneimittel neu angefacht. In einer Studie konnte bei 17 Wirkstoffen gegenüber bisher verfügbaren Mitteln kein wesentlicher Zusatznutzen festgestellt werden.
Gemeinsam mit dem Zentrum für Sozialpolitik (ZeS) der Uni Bremen hat die Kasse den „Bestandsmarktreport 2014“ vorgelegt – und darin ein jährliches Einsparpotenzial von bis zu zwei Milliarden Euro in der Arzneimittelversorgung ausgemacht. Diese Einsparung ließe sich erreichen, wenn der Bestandsmarkt konsequent geprüft und teure Me-Too-Arzneimittel durch Generika ersetzt würden, lautet das Resümee.
Die Bremer Wissenschaftler hatten anhand von Kriterien der evidenzbasierten Medizin und auf Basis von TK-Verordnungsdaten 17 Wirkstoffe analysiert, die bereits vor Inkrafttreten des Arzneimittelmarkt-Neuordnungsgesetzes (AMNOG) auf dem Markt waren. Laut Studienleiter Gerd Glaeske konnte für keinen der untersuchten Wirkstoffe gegenüber bisher verfügbaren Mitteln ein wesentlicher Zusatznutzen festgestellt werden. „Damit sind auch höhere Preise nicht gerechtfertigt", so sein Fazit.
„Die Entscheidung des Gesetzgebers, den Bestandsmarkt nicht mehr zu überprüfen, mag politisch nachvollziehbar sein. Der vorliegende Report zeigt jedoch, dass es aus fachlicher Sicht keineswegs entbehrlich ist, auch bereits auf dem Markt befindliche Arzneimittel auf ihren Zusatznutzen hin zu untersuchen“, sagte der TK-Vorstandsvorsitzende Jens Baas. Dabei gehe es nicht allein um Geld, das möglicherweise unnötig ausgegeben werde, sondern „ganz wesentlich auch um die Versorgungsqualität der Patienten“. Das im April 2014 in Kraft getretene 14. Gesetz zur Änderung des Fünften Buches Sozialgesetzbuch hat die mit dem AMNOG eingeführte Nutzenbewertung von Arzneimitteln des Bestandsmarktes rückwirkend zum Jahresbeginn wieder aufgehoben.
Baas forderte angesichts der im ersten Halbjahr 2014 gegenüber dem Vorjahr um 8,8 Prozent gestiegenen Arzneimittelausgaben weitere Maßnahmen zur Kostensenkung. So dürfe das Preismoratorium nicht auslaufen und die Herstellerrabatte nicht weiter abgesenkt werden. Die Wiedereinführung der Bestandsmarktbewertung hält Baas für politisch unrealistisch.