Brauchen Lungenfachärzte bald kein Bronchoskop mehr? Das hofft zumindest ein amerikanisches Start-Up. Es entwickelt ein Gerät, in das Patienten nach Einatmen eines Aerosols hineinhusten. In einem Ultrafilter sammelt es Zellen, die dann im Labor untersucht werden können.
Per Bronchoskopie gelingt es Lungenfachärzten, Biopsien oder Abstriche zu entnehmen und nach Tumoren zu fahnden. Bürstenabstriche zur Gewinnung von Zellen sind ebenfalls möglich. Bei der bronchoalveolären Lavage bzw. der Bronchiallavage wird physiologische Kochsalzlösung eingebracht. Damit lassen sich Zellen des Immunsystems, Epithelzellen oder Bakterien gewinnen. Diese Verfahren sind etabliert, haben aber zwei Nachteile: Sie erlauben keine Screenings größerer Patientengruppen. Außerdem empfinden Patienten Bronchoskopien als unangenehm. Narkosen oder Sedierungen sind erforderlich. Deton, der Name steht für „decoding lung health thru Aerosol Biopsy“, hat ein nichtinvasives System entwickelt.
Der Erfindung des nichtinvasiven Geräts liegt der Gedanke zugrunde, dass jede DNA durch Husten nach außen gelangen könne. „Wenn eine Person hustet, ist dies eine natürliche Art unseres Körpers, um Bakterien aus der Lunge zu eliminieren,“ erklärt COO und Mitbegründer Ramzi Nasr gegenüber dem Technikmagazin medgadget. Pneumologen kennen die Technik, Patienten sterile, hyperosmolare Kochsalzlösung über Ultraschallvernebler zu geben, schon lange. Damit wird die Bildung von Sputum bei unzureichendem Auswurf induziert. Detons System löst über diesen Weg ebenfalls einen Hustenreiz aus. Patienten husten also in das Tool und auf diese Weise landen Bakterien und Zellen mit Virusinfektion bzw. mit Malignität in einem Ultrafilter. Im Labor lassen sich mit molekularbiologischen Methoden dann Screenings durchführen. Marker für Bakterien oder für Lungentumore sind bekannt, hier hat Deton keine eigenen Entwicklungen vorzuweisen.
Seit Mitte 2018 ist Deton im amerikanischen Medtech Innovator Accelerator-Programm für innovative Start-Ups. Ausgewählt wurden 25 von 700 Tools. Und das US National Institutes of Health (NIH) ließ 225.000 Dollar für eine klinische Studie springen. Insgesamt hat das Start-Up 1,8 Millionen an staatlichen Fördergeldern und weitere 2,0 Millionen Dollar an Risikokapital von Investoren erhalten.
Der Hersteller zitiert auf seiner Website keine einzige Veröffentlichung. Bei medgadget werden Tests mit 100 Mukoviszidose-Patienten ewähnt, jedoch ohne Quellenangabe. Hier liege die Sensitivität, um Pseudomonas-Bakterien nachzuweisen, bei 94 Prozent. Pseudomonaden gelten bei Mukoviszidose als wichtige Auslöser von Lungenentzündungen. Direkte Vergleiche zwischen Aerosol-Biopsien und Bronchoskopien, sprich „Head-to-Head-Studien“, scheint es nicht zu geben. Ob Deton kurzfristig Ärzte aus der Praxis oder Klinik im Fokus hat, ist fraglich. „Es ist sehr schwierig, gesunde Probanden zu rekrutieren, die bereit sind, sich in einer Studie zu befinden, in der Proben invasiv aus der Lunge entnommen werden“, so Nasr. Er sieht das Verfahren derzeit eher in der Forschung als in der Anwendung. Sein Kollege Patrick Sislian, Mitbegründer und CEO bei Deton, hofft, mit mehr Daten Bronchoskopien früher oder später zu ersetzen.