PPI stehen im Verdacht, das Wachstum antibiotikaresistenter Bakterien zu fördern. Was ist dran?
Vor arzneimittelresistenten Bakterien wird gewarnt und es wird an ihnen geforscht – sei es, um wirksame Mittel zur Bekämpfung zu finden oder aber, um zu verstehen, woher sie kommen und wie sie übertragen werden. In diesem Zusammenhang ist auch oft von der antimikrobiellen Resistenz (AMR) die Rede. Diese treten auf, wenn Bakterien, Pilze, Parasiten und Viren mit der Zeit arzneimittelresistent werden. Die Folge: Das Risiko für schwere und tödliche Erkrankungen steigt stark an.
Protonenpumpeninhibitoren (PPI) sind die am häufigsten eingenommenen Pharmaka bei Erkrankungen des Gastrointestinaltrakts (GIT). Laut Stiftung Warentest liegen die Verordnungszahlen um 70 Prozent höher als noch vor zehn Jahren (Stand 2022), sind seit 2017 jedoch stabil.
In den vergangenen Jahren nahmen Studien vermehrt die Risiken, die mit der Einnahme von PPI in Verbindung stehen, in den Blick. Es zeigte sich ein Zusammenhang zwischen der Einnahme von PPI, einem erhöhten Diabetesrisiko und einer Gefährdung der Nierenfunktion. Außerdem wurden Nebenwirkungen und Komplikationen bei langfristiger Verabreichung von PPI und mikrobiomvermittelten Nebenwirkungen untersucht.
Frühere Studien ergaben zudem, dass die Verwendung von PPI mit einem erhöhten Risiko einer Darmbesiedlung oder einer Harnwegsinfektion mit multiresistenten Bakterien verbunden war. Allerdings waren die Zeitfenster der Exposition in den verschiedenen Studien unterschiedlich und die meisten dieser Studien korrigierten mögliche Störfaktoren, die direkt mit der PPI-Verwendung in Zusammenhang stehen, nur teilweise. An diesem Punkt setzte nun eine Studie an.
Die Forscher gehen dabei der Frage nach, ob Protonenpumpenhemmer mit einem erhöhten Risiko für die Besiedlung mit Extended-Spectrum-β-Lactamase (ESBL)- oder Carbapenemase-produzierenden Enterobacterales bei Krankenhauspatienten verbunden sind.
In dieser Fall-Kontroll-Studie wurden 2.239 erwachsene hospitalisierte Patienten mit und ohne ESBL- oder Carbapenemase-produzierende Enterobacterales untersucht. Diese wurden in eine Fall- und eine Kontrollgruppe aufgeteilt. Um die Gruppen bilden zu können, achteten die Forscher darauf, dass die Proben der Personen aus der Kontrollgruppe am oder fast am selben Tag wie bei jenen aus der Fallgruppe zur Kultur geschickt wurden.
Die Vergleichbarkeit der Fall- und Kontrollgruppe wurde durch den Abgleich des Indexdatums sowie des Alters erhöht. Die Forscher untersuchten die klinischen Daten zur PPI-Einnahme der Probanden innerhalb von 30 Tagen vor der Probenentnahme (Primärexposition).
Die Forscher fanden heraus, dass hospitalisierte Patienten, die PPI einnahmen, ein fast 50 % höheres Risiko für eine Besiedlung mit ESBL- oder Carbapenemase-produzierenden Enterobacterales hatten (aiRR: 1,48 (95 % KI, 1,15–1,91). Das Team stellte weiterhin keinen Zusammenhang mit anderen mikrobiomstörenden Wirkstoffen fest. Allerdings zeigte sich, dass Abführmittel und Antibiotika unabhängig voneinander mit einem mehr als zweifachen Anstieg des Risikos einer Besiedlung mit resistenten Stämmen verbunden waren (Antibiotika: aIRR: 2,78; 95 % KI, 2,14–3,59; Abführmittel: aIRR: 2,26; 95 % KI: 1,73–2,94).
„In dieser Studie war nach sorgfältiger Kontrolle von Störfaktoren und Sensitivitätsanalysen die Verwendung von PPI mit einem erhöhten Risiko für die Ansteckung mit ESBL- oder Carbapenemase-produzierenden Enterobacterales bei erwachsenen Krankenhauspatienten verbunden“, erklären die Forscher. „Diese Ergebnisse unterstreichen die Notwendigkeit eines umsichtigen Einsatzes von PPI.“
Quelle:
Willems et al. Association of proton pump inhibitor use with risk of acquiring drug-resistant Enterobacterales. JAMA network open, 2023.
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