Eine kleine Krümmung und ein Knick kurz vor der Eichel – jeder Penis ist individuell. Doch welche Folgen hat es, wenn das gute Stück sich zu stark krümmt und was sind die Auslöser?
Die Frage, warum die Banane krumm ist, haben die meisten wahrscheinlich schon gehört, aber auch der Penis kann gekrümmt sein. Schuld daran ist – anders als bei der Banane – nicht die Sonne. Penisverkrümmungen können angeboren sein oder werden im Laufe des Lebens erworben. Die häufigste Form der erworbenen Penisverkrümmungen ist die Induratio penis plastica (IPP) dar. Die konkrete Ursache ist unbekannt. Man vermutet, dass Mikrotraumata beim Geschlechtsverkehr oder der Masturbation Auslöser sein könnten. Auch Morbus Dupuytren könnte in 9 bis 40 % eine Penisverkrümmung begünstigen. Weitere Risikofaktoren sind unter anderem Morbus Ledderhose, Diabetes mellitus, Rauchen oder arterielle Hypertonien.
Über eine Penisverkrümmung sprechen Patienten selten – aus persönlichem Schamgefühl oder Unwissenheit. Eine Behandlung ist auch nicht immer nötig, sondern abhängig vom Leidensdruck des Patienten. Wenn eine Krümmung vorliegt und es dadurch zusätzlich zu einer erektilen Dysfunktion, Schmerzen oder einer hohen psychischen Belastung kommt, wird eine Therapie in Erwägung gezogen.
Bei der IPP kommt es zu einer fibrotischen Verkalkung in der Tunica albuginea des Penis. Sie bildet die Hülle um dem Penis-Schwellkörper. Bei den meisten Patienten mit einer IPP ist diese Verkalkung als Plaque zu ertasten. Kommt es zu einer Erektion, kann sich die Haut an der Stelle nicht dehnen und eine Krümmung des Penis ist zu erkennen. Unterteilt wird die IPP dabei in zwei Phasen: eine aktive und eine chronische. In der aktiven Entzündungsphase berichten Patienten häufig von Schmerzen bei der Erektion. In dieser Zeit bildet sich eine weiche Plaque und die Krümmung entsteht, wobei der Winkel sich im weiteren Verlauf noch verändern kann. In der chronischen Phase bildet sich dann die fühlbare harte Plaque, gleichzeitig lassen in der Regel die Schmerzen bei der Erektion nach. Die Krümmung kann sich in dieser Zeit entweder verschlechtern, gleichbleiben, oder sogar verbessern – wobei eine Verbesserung meistens vor der Kalzifizierung des Plaques eintritt. Im weiteren Verlauf der chronischen Phase bleibt die entstandene Krümmung konstant.
In der akuten Phase der Erkrankung gibt es mehrere Therapiemöglichkeiten, deren Wirksamkeit allerdings diskutiert wird. Neben einer Reihe von oralen Präparaten finden sich auch intraläsionale Therapieansätze, die in der akuten Phase angewandt werden können. So zeigten Therapien mit Verapamil oder Interferon α2b positive Behandlungsergebnisse und eine Reduktion der Kurvatur. Am meisten Evidenz gibt es aber zur Injektion von Kollagenasen und anderen Enzymen, die vom Bakterium Clostridium histolyticum gebildet werden. Diese Injektionen werden direkt in den Penis verabreicht. Die Methode wird zusätzlich unterstützt durch ein Penis-Modelling, das von einem Arzt durchgeführt wird. In mehreren Studien konnte gezeigt werden, dass dieses Vorgehen zu einer Verringerung des Krümmungswinkels von 17–34 % führen kann. Doch es kann auch zu Nebenwirkungen kommen – beschrieben wurden Schwellungen, Hämatome und in seltenen Fällen eine Ruptur des Penis.
Bei einer Kurvatur von über 30 Grad ist das Kriterium für eine operative Begradigung gegeben. Sie stellt auch die einzige Möglichkeit dar, eine Kurvatur zufriedenstellend zu begradigen und ist nur in der bereits stabilen, chronischen Phase durchführbar. Hier gibt es wieder unterschiedliche Herangehensweisen: Bei der Nesbit-Operation erfolgt eine plastische Rekonstruktion der Tunica albuginea, bei der diese gerafft wird. Dabei wird der Penisschaft auf der konvexen Seite verkürzt und beide Seiten gleichen sich dadurch an – die Kurvatur ist begradigt. Diese Methode ist zwar erfolgsversprechend, allerdings verlieren die Patienten dadurch auch an Penislänge, was nicht immer zur Zufriedenheit beiträgt.
Eine weitere operative Behandlung, bei der auch die Penislänge wiederhergestellt wird, ist die Graft-Methode. Hier wird der Plaque entfernt und ein Transplantat (Graft) aus elastischem Gewebe eingesetzt. Die Methode wurde in den 1980er Jahren entwickelt und in den 1990ern vermehrt angewendet. Allerdings kommt es häufig zu einer Schrumpfung des Transplantats sowie zu erhöhtem Risiko für eine erektile Dysfunktion. Anders als diese radikal-chirurgische Herangehensweise erlaubt die Single-Incision-Technik eine präzisere Messung des Grafts, wodurch sich auch die damit zusammenhängenden Komplikationen und Risiken minimieren können.
Fazit: Die Scham, von einer Penisverkrümmung zu berichten, ist für viele Patienten ein Hindernis, doch unbehandelt kann die Deviation in manchen Fällen stark einschränkende Folgen haben. Aktuelle Therapien entwickeln sich stetig weiter und können Betroffenen helfen, den Leidensdruck zu mindern. Darüber zu sprechen, bleibt also der erste wichtige Schritt.
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