Selbst nach der Krebsdiagnose greifen Patienten zur Zigarette. Das bleibt nicht folgenfrei: Neben Zweitmalignomen besteht die Gefahr, dass Chemotherapien weniger effizient sind. Apotheker und Ärzte sollten stärker auf Optionen der pharmakologischen Hilfe beim Entzug hinweisen.
J. Lee Westmaas vom Behavioral Research Center der American Cancer Society in Atlanta wollte es wissen: Frönen Patienten nach einer Krebsdiagnose immer noch dem blauen Dunst? Zusammen mit Kollegen führte er eine US-weite Studie mit 2.938 Probanden durch und kam zu erstaunlichen Ergebnissen.
Neun Jahre, nachdem Ärzte eine Krebserkrankung diagnostiziert hatten, rauchten noch 9,3 Prozent aller Befragten – mit erheblichem Unterschied. So konsumierten 17,2 Prozent der Menschen mit Blasenkrebs weiterhin Tabakprodukte. Bei Lungenkrebs-Erkrankungen waren es 14,9 Prozent, und bei Ovarialkarzinomen 11,6 Prozent. Niedrigere Raten fand Westmaas bei Melanomen (7,6 Prozent), Nierenzellkarzinomen (7,3 Prozent) und Darmkrebs (6,8 Prozent). Der Schnitt lag bei 14,7 Zigaretten pro Tag, wobei rund 40 Prozent im gleichen Zeitraum mehr als 15 Glimmstängel verbrauchten. Besonders häufig qualmten jüngere Patienten mit niedriger Bildung, geringem Einkommen und hohem Alkoholkonsum. Für 40 Prozent aller Studienteilnehmer wäre ein Ausstieg innerhalb der nächsten Monate denkbar. Ob ihnen das gelungen ist, hat Westmaas nicht erfasst.
Bleibt als Fazit, dass maligne Erkrankungen keinen Einfluss auf den Nikotin-Abusus haben. Gerade Krebspatienten sollten zu Nichtrauchern werden, heißt es im Fachbeitrag. Neben dem Risiko, Zweitmalignome zu entwickeln, verschlechtern sich Vitalparameter rund um die Atmung und das Immunsystem. Chemotherapien verlaufen weniger effizient als bei Nichtrauchern. Mehr Beratung durch Ärzte oder Apotheker wäre wünschenswert. Strategien gibt es zur Genüge.
Dazu ein Beispiel aus der neueren Forschung: Coenraad Koegelenberg von der Stellenbosch Universität in Kapstadt hat gezeigt, dass Nikotinpflaster plus Vareniclin zu guten Ergebnissen führen. Er nahm 435 Teilnehmer in seine Studie auf. Zwei Wochen vor ihrer Abstinenz erhielten sie Pflaster mit Nikotin oder mit Placebo. Eine Woche später kam bei allen Probanden Vareniclin mit hinzu. Nach zwölf Wochen endete die unterstützende Pharmakotherapie. In der Kombinationsgruppe waren 55,4 Prozent zu Nichtrauchern geworden, während in der Placebopflaster-Vareniclin-Gruppe nur 40,9 Prozent dieses Ziel erreicht hatten.