Auch Hunde können an Allergien und atopischer Dermatitis leiden – und Behandlungsoptionen lassen zu wünschen übrig. Um diese zu verbessern, haben Shiba Inus jetzt für Wissenschaftler fleißig Häufchen gemacht. Lest hier mehr.
Krankheiten wie Krebs, Stoffwechselerkrankungen und Allergien betreffen nicht nur Menschen, sondern auch Haustiere wie Hunde. Ungefähr 10 % der Hundepopulation leidet an atopischer Dermatitis (cAD). Diese weit verbreitete Erkrankung ist durch übermäßigen Juckreiz gekennzeichnet und wird durch eine Allergie gegen Umweltallergene wie Pollen und Milben verursacht.
Die Ätiologie der cAD ist komplex und man geht davon aus, dass die Krankheit von mehreren Faktoren wie der Genetik des Wirts und Umweltfaktoren beeinflusst wird. CAD kann nicht geheilt werden und erfordert eine lebenslange Behandlung, um eine akzeptable Lebensqualität für den Hund zu erhalten. Derartige Erkrankungen von Hunden haben auch erhebliche Auswirkungen auf ihre Besitzer – physisch, psychisch und finanziell. Daher werden dringend bessere und wirksamere therapeutische Optionen und/oder ein besseres Management von cAD benötigt, um das allgemeine Wohlbefinden sowohl der Hunde als auch ihrer Besitzer zu verbessern.
Mikroben haben in letzter Zeit aufgrund ihres therapeutischen Potenzials bei der Behandlung weit verbreiteter komplexer Krankheiten, wie der atopischen Dermatitis beim Menschen, große Aufmerksamkeit erlangt. Die Dysbiose in der Haut ist bei AD-Patienten am besten untersucht worden.
Wissenschaftler des Lübecker Instituts für experimentelle Dermatologie an der Universität Lübeck haben zusammen mit Kollegen der Tokyo University of Agriculture and Technologies und der Royal Canine SAS systematisch die Zusammensetzung der Mikroben auf der Haut und im Darm von erwachsenen Shiba-Inu-Hunden beschrieben.
Der Shiba Inu ist eine Hunderasse, von der bekannt ist, dass sie vor allem in Japan sehr anfällig für cAD ist. Zur Analyse des Mikrobioms entnahmen die Forscher Hautabstriche von 12 Hautstellen pro Hund sowie Stuhlproben von vier verschiedenen Shiba-Inu-Hundegruppen: (1) neu diagnostizierte cAD-Hunde ohne Behandlung, (2) dieselben cAD-Hunde nach Verabreichung eines Januskinase-Antagonisten (Oclacitinib; Apoquel®) über zwei Wochen (0,4–0,6 mg/kg, zweimal täglich), (3) cAD-Hunden mit Langzeitbehandlung mit Oclacitinib (0,4–0,6 mg/kg, einmal täglich) und (4) gesunden Hunden und erstellten ein Profil der bakteriellen Zusammensetzung mit Hilfe der bakteriellen 16S rRNA-Gen-Sequenzierung. Mit dieser Versuchsanordnung verglichen sie das Mikrobiom von Hunden, die von cAD betroffen sind, mit dem von gesunden Hunden und bewerteten die Auswirkungen der Behandlung mit Oclacitinib auf die Veränderungen in der Mikrobiota. Apoquel® ist ein Tierarzneimittel zur Behandlung von Juckreiz im Zusammenhang mit allergischen Hautentzündungen, darunter auch cAD, und blockiert die Wirkung der Enzyme Januskinasen, die den Juckreiz und die Entzündung vermitteln.
Das auffälligste Ergebnis der Studie ist, dass Fusobakterien und Megamonas bei gesunden Hunden sehr häufig vorkommen, während sie bei Hunden, die von cAD betroffen sind, deutlich reduziert sind. Nach der Verabreichung von Oclacitinib wurde diese Bakterienhäufigkeit bei Hunden mit cAD auf das Niveau gesunder Hunde zurückgeführt. Interessanterweise war die durch die Behandlung verursachte Veränderung der Mikrobiota im Darm ausgeprägter als auf der Haut. Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass Mikroben als potenzielle therapeutische Ziele und Biomarker für cAD dienen. Darüber hinaus führten die Forscher eine Sequenzierung der gesamten mitochondrialen DNA von Wangenabstrichen der Hunde durch. In dieser Studie wurde zum ersten Mal ein Zusammenhang zwischen mitochondrialen Haplogruppen von Hunden, d. h. einer Kombination genetischer Variationen in der mitochondrialen DNA, und bestimmten Bakterientaxa in Haut und Darm festgestellt.
Die Forscher sind zuversichtlich, dass diese Erkenntnisse als Grundlage für neuartige Strategien zur Behandlung von cAD dienen werden, z. B. durch die Entwicklung einer neuartigen Ernährungsintervention zur Reduzierung von cAD-assoziierten Bakterien und zur Förderung von Bakterien, die mit gesunden Hunden assoziiert sind. Neue Biomarker, wie z. B. die spezifische Mikrobiota, werden dazu beitragen, die cAD-Prädisposition, die Wirksamkeit der Behandlung und das Gesundheitsmanagement bei Hunden zu bewerten.
Dieser Artikel basiert auf einer Pressemitteilung der Universität zu Lübeck. Hier geht es zur Originalpublikation.
Bildquelle: erstellt mit Midjourney