Besorgte Patienten sind im Internet viel Geld wert. Statt auf Arzttermine zu warten, besuchen sie virtuelle Beratungsportale und stellen dort Fragen. Ärzte im Dienst solcher Anbieter können pro Woche mehrere Hundert Euro einnehmen. Verdient man online besser als in der Praxis?
Einer der bekanntesten Anbieter im Bereich der Online-Beratung ist „justAnswer.de“. Der Service aus dem medizinischen Bereich kostet den Patienten zwischen 15 und 50 Euro. Der Preis hängt von der Dringlichkeit und der Detailtiefe ab: je schneller und ausführlicher, desto teurer. Die Betreiber des Portals behalten 50 % des „Fragepreises“ für sich, die anderen 50 % erhält der Arzt als Honorar. „justAnswer.de“ verspricht Experten, die bei der Online-Beratung im Bereich Gesundheit tätig sind, einen Verdienst von etwa 700 Dollar pro Woche – bei einer durchschnittlichen Arbeitszeit von 20 h/Woche. Top-Experten aus allen Kategorien, die justAnswer.de anbieten, würden sogar mehrere 1.000 Euro verdienen, indem sie Kunden bei Alltagsproblemen helfen. Für Patienten dagegen kann Fragen ganz schön teuer werden. Denn für komplexere Fragen, die sich nicht über E-Mail klären lassen, fallen zusätzlich zum „Fragepreis“ nochmals zwischen 5 und 500 Euro an. Bei diesem Premium-Service tauschen sich Arzt und Patient über Telefon, Chat oder Video-Konferenz aus. Zum Vergleich: Eine private Sprechstunde, in der sich Arzt und Patient begegnen, kostet zwischen 50 und 150 Euro. Hinzu kommt, dass niedergelassene Ärzte nicht nur beraten können, sondern auch Rezepte ausstellen oder verschiedene Tests durchführen können. „justAnswer“-Ärzte können dies nicht. Dafür muss der Patient einen lokalen Arzt aufsuchen. Und noch etwas gilt es zu bedenken: Die Daten, die die Benutzer des Online-Portals preisgeben, werden auf den Servern der Internet-Plattform gespeichert und verarbeitet – und diese stehen in Texas (USA). Deutsche Datenschutzrichtlinien greifen daher nicht. Das amerikanische Datenschutzrecht bietet keinen vergleichbaren Schutz vor Nutzung und Übermittlung personenbezogener Daten.
Aus diesem Grund lohnt sich immer ein Blick auf das Impressum und die Details zum Datenschutz solcher Portale. Die Webseite „Frag-einen.com“ beispielsweise wird von der necom Werbeagentur GmbH betrieben. Die Daten werden unter anderem nach dem Bundesdatenschutzgesetz und dem Teledienstedatenschutzgesetz gespeichert. Fitnesstrainer, Heilpraktiker, Hundetrainer, Rechtsanwälte, Sachverständige, Steuerberater, Versicherungsexperten und Ärzte beantworten auf dieser Plattform die Fragen von Ratsuchenden. Den Einsatz legt der User selbst fest. Das vorgeschriebene Minimum liegt bei 20 Euro. Je höher der Betrag, desto schneller wird die Frage beantwortet. 50 % des von dem Ratsuchenden gezahlten Beitrags erhält die necom Werbeagentur, die anderen 50 % der Arzt. „Patientus.de“ geht noch einen Schritt weiter. Bei diesem Online-Portal beantworten Ärzte nicht nur die Fragen der Patienten, sondern die Betroffenen können sich in einer Art Online-Video-Sprechstunde beraten lassen. Die Patienten zahlen nur das Honorar des Arztes (nach GOÄ). Die Kosten für Nachsorgetermine übernehmen seit dem 1. April 2017 die Krankenkassen. Für den Betroffenen sind diese daher kostenlos. Teilnehmende Ärzte zahlen monatlich zwischen 59 und 69 Euro Nutzungsgebühr. Interessant ist diese Plattform insbesondere zum Besprechen der Befunde oder bei Fragen des Patienten zu verschiedenen Behandlungsmöglichkeiten. „Patientus.de“ ist zum einem ein Service, den der Arzt für seine Patienten anbieten kann, zum anderen aber auch eine Arbeitserleichterung. „Wichtig ist, dass es [das Online-Portal „Patientus.de“] nicht hauptsächlich ein Instrument ist, um damit Geld zu verdienen“, so Dr. Felix Schirmann von dem Online-Sprechstundenportal. Vielmehr würden die digitalen Versorgungsmöglichkeiten einen großen Mehrwert bieten und hier wäre „Patientus.de“ im Vergleich zu den anderen Apps, Algorithmen etc. ein niedrigschwelliger Einstieg. Kostenlos für Ärzte ist DocCheck Help. Mit der App können Mediziner Patientenfragen per Chat oder Telefon beantworten. Über den Chat können Bilder hochgeladen werden – das ist hilfreich, wenn z.B. Hauterkrankungen vorliegen. Mitmachen können Ärzte, indem sie die App herunterladen und sich mit ihrem DocCheck-Account einloggen. Will der Arzt neben dem Chat auch per Telefon erreichbar sein, aktiviert er seine Rufbereitschaft. Die hinterlegte Rufnummer bleibt hierbei unsichtbar für den Patienten. Für eine Chat- oder Telefonberatung zahlt der Patient 9,90 Euro, davon gehen rund 7 Euro an den Arzt.
Online-Arztpraxen beschränken sich in der Regel auf Krankheiten und Diagnosen, bei der der Arzt den Patienten für eine Diagnose nicht körperlich untersuchen muss. Bei Notfällen ist eine Beratung über das Internet nicht möglich. Online-Ärzte können niedergelassene Ärzte nicht ersetzen. Sie können diese vielmehr unterstützen und die Versorgung der Patienten erleichtern.