Bei der Therapie des Multiplen Myeloms sind resistente Krebszellen ein Problem. Forscher haben jetzt die molekularen Veränderungen dieser Zellen identifiziert – was die Behandlung verbessern könnte.
Auch innerhalb einer Tumorart gleicht eine Krebszelle nie vollständig der anderen. Die Krebszellen eines Patienten sind zwar alle aus einer Ursprungszelle hervorgegangen, unterscheiden sich aber auf molekularer Ebene. Auf diese Weise gelingt es einigen Tumorzellen, den Therapien zu entkommen – man spricht von einer Resistenz. Ein Paradebeispiel für die Vielfalt der Zellklone innerhalb einer Krebsart und damit einer ausgeprägten Therapieresistenz ist das Multiple Myelom, eine bisher unheilbare Krebserkrankung des Knochenmarks.
Um besser zu verstehen, warum Krebszellen resistent gegen Therapien werden, haben Forscher des Universitätsklinikums Heidelberg (UKHD) und des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) tausende Krebszellen von Myelom-Patienten vor und nach der Therapie über einen Zeitraum von 10 Jahren unter die Lupe genommen. Ihre Ergebnisse haben die Forschenden in der Fachzeitschrift Blood veröffentlicht.
Indem sie neueste Sequenzierungsmethoden kombinierten, haben die Wissenschaftler Informationen zum Erbgut sowie zu molekularen Veränderungen in den Zellen bei Myelom-Patienten gesammelt und miteinander verglichen. Auf Basis dieser Daten haben die Wissenschaftler Karten erstellt, die die Veränderungen jedes einzelnen Zellklons beschreiben.
Bemerkenswert war, dass die Zellklone, die die Therapie überlebten, anschließend ein ähnliches Muster an Veränderungen aufwiesen. Verändert waren unter anderem die Kontakte mit benachbarten gesunden Knochenmarkszellen. Auf Basis dieser Ergebnisse könnten in Zukunft genetisch unterschiedliche Zellklone mit ein und demselben Therapieansatz anvisiert werden. „Unsere Studie zeigt, wie eine Multiomik-Analyse dabei helfen kann, verschiedene resistente Tumorzellklone über einen längeren Zeitraum zu verfolgen und zu charakterisieren“, fasst Prof. Karsten Rippe die Ergebnisse zusammen.
Die aktuelle Analyse wirft nicht nur ein Licht auf die komplizierten Vorgänge, die der Therapieresistenz beim Multiplen Myelom zugrunde liegen. Sie ebnet auch den Weg, molekulare Ziele für wirksamere Behandlungen zu entdecken. „Wenn wir die Schwachstellen der Krebszellen besser kennen, können wir diese gezielt angehen, um die Behandlung der Betroffenen zu verbessern“, berichtet Dr. Niels Weinhold, Leitung Translationale Myelom-Forschung am UKHD.
Dieser Artikel basiert auf einer Pressemitteilung des Universitätsklinikums Heidelberg. Die Originalpublikation haben wir euch hier und im Text verlinkt.
Bildquelle: erstellt mit Midjourney