Kliniken haben Probleme bei der Zahlung von Weihnachtsgeld, ein wichtiges Schilddrüsenpräparat wird bis 2028 knapp und eine Abspeckspritze senkt das Kardio-Risiko. Diese und weitere aktuelle News im Schnelldurchlauf.
Dass die wirtschaftliche Lage der deutschen Kliniken alles andere als rosig aussieht, ist mittlerweile bekannt. Die Herbstumfrage der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG) zeigt, wie angespannt die Lage aktuell ist: Zwei Drittel der Kliniken bewerten ihre wirtschaftliche Lage als schlecht oder sehr schlecht. 49 Prozent erwarten Personalreduzierungen. Und 42 Prozent der Allgemeinkrankenhäuser gehen davon aus, ihr Leistungsangebot in den nächsten sechs Monaten reduzieren zu müssen – indem sie etwa Betten sperren oder Stationen vorübergehend schließen. Für acht Prozent sind Standortschließungen innerhalb nächsten sechs Monate vorstellbar.
Bewertung der wirtschaftlichen Lage in deutschen Kliniken,(Stand: November 2023). Credit: Deutsches Krankenhausinstitut (DKI)
Bezeichnend ist auch, dass die Mehrheit der deutschen Krankenhäuser (60 Prozent) nicht mehr in der Lage ist, das tariflich vereinbarte Weihnachtsgeld für ihre Beschäftigten aus den regulären Betriebseinnahmen zu zahlen. Das Geld wird für die Mitarbeiter aber trotzdem kommen – fast 100 Prozent der Krankenhäuser versichern, die Weihnachtsgelder in voller Höhe und zum vorgesehenen Zeitpunkt auszuzahlen. Die betroffenen Kliniken wollen dafür auf Zuschüsse der Träger, kurzfristige Kredite von Banken oder beides zurückgreifen.
Wenig überraschend stehen beim heute (13. November 2023) beginnenden Deutschen Krankenhaustag die Finanzschwierigkeiten ganz oben auf der Agenda. „Wir laufen offensichtlich auf spürbare Versorgungslücken zu“, warnte DKG-Chef Gerald Gaß angesichts der erwarteten Leistungseinschränkungen. Es müsse endlich einen vollen Inflationsausgleich geben, forderte er.
Das Antidiabetikum Semaglutid kann das Kardio-Risiko bei Übergewichtigen drastisch senken – auch bei Patienten ohne Diabetes. Das zeigen die mit Spannung erwarteten Ergebnisse der SELECT-Studie, über die Hersteller Novo Nordisk im Sommer bereits per Pressemitteilung berichtet hatte. Jetzt ist die Studie nach Peer-Review im NEJM erschienen und wurde zeitgleich auf dem Kongress der American Heart Association präsentiert.
In die SELECT-Studie wurden knapp 17.600 Erwachsene mit einem Mindestalter von 45 Jahren und einem BMI über 27 eingeschlossen. Die Probanden hatten keinen Diabetes, aber eine bestehende kardiovaskuläre Erkrankung (CVD). Die Patienten erhielten entweder wöchentlich eine subkutane Dosis 2,4 mg Semaglutid oder Placebo. Nach einer Anwendungsdauer von durchschnittlich 33 Monaten konnte das Medikament das Risiko schwerer kardiovaskulärer Ereignisse um 20 % senken (HR: 0,8; 95 % KI: 0,72–0,90; p < 0,001).
Interessant ist, dass der Effekt womöglich nicht allein über die Gewichtsabnahme erklärbar ist. Immerhin konnte ein anderer GLP-1-Agonist namens Albiglutid bei Diabetikern mit kardiovaskulärer Erkrankung das Kardio-Risiko in einer Studie ebenfalls senken – obwohl das Medikament keine signifikanten Auswirkungen auf Körpergewicht und Blutzucker hatte.
Das Präparat Irenat® ist von einem Lieferengpass betroffen – und das nicht nur kurzfristig, sondern voraussichtlich bis Oktober 2028. Das Mittel kommt bei der Behandlung einer Jod- oder Amiodaron-induzierten Hyperthyreose zum Einsatz. Es wird aber auch prophylaktisch bei vielen radiologischen und kardiologischen Untersuchungen gegeben, um Risikopatienten mit Schilddrüsenerkrankungen vor jodhaltigem Kontrastmittel zu schützen. Rund 1,2 Millionen Tagestherapiedosen (DDD) werden davon pro Jahr verordnet.
Grund für den Engpass seien „Probleme beim Wirkstoffhersteller“, so das Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM). Aus wirtschaftlichen Gründen habe das irische Pharma-Unternehmen Alliance die Verträge gekündigt: Das Präparat lasse sich aktuell nicht zum gesetzlich festgelegten Herstellerabgabepreis von 7,23 Euro pro Packung produzieren. Ein neuer Hersteller sei laut BfArM zwar bereits gefunden. Aber auch dieser könne das Mittel zum vorgegebenen Preis erstmal nicht liefern.
Der Berufsverband Deutscher Nuklearmediziner (BDN) pocht daher jetzt auf schnelle Maßnahmen vom Gesetzgeber, um den Lieferengpass möglicherweise deutlich vor Ablauf der Fünf-Jahres-Frist zu beheben. Denn die aktuellen EU-Lagerbestände reichen voraussichtlich nur noch bis Ende 2023, so der BDN.
Bildquelle: erstellt mit Midjourney