Gefährdet der Nahostkonflikt die Arzneimittelversorgung in Deutschland? Und warum nehmen die Fälle angeborener Syphilis bei Babys in den USA drastisch zu? Diese und weitere aktuelle News im Schnelldurchlauf.
In den USA ist die Zahl der Neugeborenen mit angeborener Syphilis in den letzten Jahren drastisch gestiegen. Und zwar um 755 Prozent zwischen 2012 und 2021, wie eine aktuelle Studie der US-Gesundheitsbehörde CDC zeigt. 2022 kamen mehr als 3.700 Babys landesweit mit der sexuell übertragbaren Krankheit zur Welt, das ist ein Zuwachs von 32 Prozent im Vergleich zu 2021. Gemeldete Zahl der Fälle von kongenitaler Syphilis bei Säuglingen nach Geburtsjahr. Quelle: CDC
Wie es dazu kam? In den allermeisten Fällen fand schlichtweg keine Schwangerenvorsorge statt – es mangelte an rechtzeitigen Tests und Behandlungen. Bei Schwangeren kann Syphilis zu Fehlgeburten führen. Bei ihren Kindern können als Spätfolgen Blindheit, Gehörlosigkeit oder Knochenfehlbildungen auftreten. Die CDC ist alarmiert und ruft Mediziner jetzt zum Handeln auf: Ärzte sollten jede Gelegenheit nutzen, um Schwangere auf Syphilis zu untersuchen. Zum Beispiel bei Notfall-Behandlungen oder in Hilfsprogrammen für Drogenkonsumenten.
Im Bundestag wurde gestern (09. November 2023) erstmals über die Digitalgesetze des Bundesgesundheitsministeriums debattiert. Der große Streit bleib wie erwartet aus – im Gegenteil, es gab es viele positive Reaktionen auf das neue Digitalgesetz (DigiG) und das Gesundheitsdatennutzungsgesetz (GDNG). Vieles in der Versorgung werde durch die Gesetze einfacher, beispielsweise die Speicherung medizinischer Daten in der elektronischen Patientenakte (ePA), so die grundsätzliche Meinung. Neben Lob gab es aber auch Kritik. Unter anderem aus Reihen der CDU. Simone Borchardt hakte nach, wo denn das Maßnahmenpaket bleibe, das Ärzte bei der Digitalisierung unterstütze. Denn: Niedergelassene fühlen sich bei der Umsetzung digitaler Praxis-Tools in ihrem Alltag oft alleingelassen.
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Richtig angekommen ist die Nutzung der ePA bereits in der Charité – Universitätsmedizin Berlin. Sie arbeitet als eine der ersten Universitätskliniken jetzt in fast allen Arbeitsbereichen mit der ePA. Und kann erste Erfahrungen dazu teilen: Viele Patienten stimmen der Nutzung ihrer ePA durch die Charité zwar zu, besitzen aber gar keine ePA oder haben die Zugriffsberechtigung für die Charité noch nicht erteilt. „Dies zeigt, dass die Aufklärungsarbeit von allen Seiten intensiviert werden muss“, heißt es in einer Pressemitteilung.
Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) prüft derzeit das Risiko möglicher Lieferausfälle aus Israel. Die Pharmaindustrie gehört zu den wichtigen Wirtschaftszweigen in Israel. Aktuell liege laut BfArM bei acht Wirkstoffen ein „potentiell einschränkender Sachverhalt“ vor. Zur Klärung hat das BfArM Anhörungen an acht Zulassungsinhaber versendet, die einen Wirkstoffhersteller ausschließlich in Israel gemeldet haben. Um welche Wirkstoffe es sich konkret handelt, will das BfArM vor der Auswertung der ausstehenden Rückmeldungen keine Aussagen machen, berichtet die Pharmazeutische Zeitung. Anteil des Produktionsstandortes Israel an der Produktion bestimmter pharmazeutischer Wirkstoffe. Quelle: Qyobo
Mehr als 60 verschiedene Wirkstoffe werden laut einer Analyse des Münchner Pharmadatenunternehmens Qyobo in Israel produziert. Noch „weitgehend unbeeinträchtigt” sei die Produktion des israelische Pharmaunternehmens Teva, dem Mutter-Konzern des deutschen Generikaherstellers Ratiopharm. Für Schlüsselprodukte halte der Konzern nach eigenen Angaben „Notfallpläne mit Back-up-Produktionsstandorten bereit”.
Es mangelt in Deutschland bereits massiv an Fachkräften im Bereich der Medizinischen Technologen für Radiologie (MTR). Jetzt schlagen Radiologen Alarm: Seit einer Gesetzesänderung von Anfang 2023 lassen sich die Schulkosten von MTR-Auszubildenen im ambulanten Sektor nicht mehr erstatten. Ihre nicht ganz unberechtigte Sorge ist, dass die Ausbildung dadurch nochmal deutlich an Attraktivität verliert und den Personalmangel verstärke.
Es brauche jetzt eine neue gesetzliche Lösung, die sicherstellt, dass Mehrkosten für die Ausbildung von MTR auch für ambulante Leistungserbringer erstattet werden. Das fordern der Dachverband für Technologen und Analytiker in der Medizin Deutschland (DVTA) und die RadiologenGruppe 2020 (RG20) in einem aktuellen Positionspapier, das bereits an Emmi Zeulner (MdB) vom Gesundheitsausschuss des Deutschen Bundestages übergeben wurde. Über aktuelle Entwicklungen halten wir euch hier auf dem Laufenden.
Bildquelle: Volodymyr Hryshchenko, Unsplash