Atemwegserkrankungen auf Rekord-Niveau, Suizid-Medikament für zu Hause bleibt tabu und Neuigkeiten zu ME/CFS – diese und weitere aktuelle News im Schnelldurchlauf.
In diesem Herbst steigt die Zahl der akuten Atemwegserkrankungen (ARE) besonders rasant – sie liegt zur Zeit sogar höher als zu Hochzeiten der Corona-Pandemie. Vergangene Woche waren rund 6,6 Millionen Menschen in Deutschland erkrankt, immerhin etwa 8 % der Bevölkerung. Das zeigt der aktuelle Lagebericht des RKI zu akut respiratorischen Erkrankungen.
Für die Bevölkerung in Deutschland geschätzten ARE-Inzidenzen (gesamt, pro 100.000 Einw.; Linien) in den Saisons 2017/18 bis 2023/24. Quelle: RKI
Verantwortlich für die aktuelle ARE-Aktivität in der Bevölkerung sind hauptsächlich die Zirkulation von SARS-CoV-2 und Rhinoviren. Für SARS-CoV-2 wurde in der virologischen Sentinelsurveillance (43. KW) mit 23 % erstmals eine höhere Positivenrate verzeichnet als für die bisher am häufigsten zirkulierenden Rhinoviren. Aber: Schwere COVID-19-Verläufe lassen sich bisher nicht in vergleichbarem Ausmaß beobachten. Noch ist der Anteil der Corona-Infektionen unter den akuten Atemwegserkrankungen am höchsten – die Influenza-Saison steht allerdings in den Startlöchern.
Weitere Sorge mit Blick auf die Infektionssaison: Auch in diesem Herbst und Winter drohen wieder erhebliche Lieferengpässe für Arzneimittel. Die Regierungschefs sehen „dringenden Handlungsbedarf“, wie ein Beschluss der Ministerpräsidentenkonferenz (MPK) von Montag (07. November 2023) zeigt.
Bereits jetzt gibt es über 500 Lieferengpässe – insbesondere bei Kinderarzneimitteln – meldet das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte. Die Apotheken bekommen für ihren Kampf mit Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) von den Ländern ordentlich Rückenwind: Sie fordern mehr Geld und Flexibilität für Apotheken. Ganz konkret werden die Länderchefs allerdings nicht. Klar wird aber, dass ihnen das Lieferengpassgesetz zur Sicherung der Arzneimittelversorgung zu wenig ist.
Währenddessen bleiben in Norddeutschland heute die Apotheken geschlossen: Mit einer Protestaktion lehnen sich Apotheker gegen Einsparungen und stagnierende Honorare auf. Besonders kritisiert werden Lauterbachs Pläne, den Apothekensektor zu deregulieren. Er sei auf dem Weg „das jetzige Apotheken-System zu zerstören“.
Und das Apothekensterben geht immer weiter: Zum Ende des dritten Quartals wurde laut Abda „ein neuer historischer Tiefstand erreicht“: Ende 2022 hatte es noch 18.068 Apotheken gegeben hatte, bis Ende September wurden bereits 335 Apotheken geschlossen.
Für Sterbewillige wird es keine Erleichterung des Zugangs zum tödlichen Betäubungsmittel Natrium-Pentobarbital geben. Diese mit Spannung erwartete Entscheidung des Bundesverwaltungsgericht ist am Dienstag (07. November 2023) gefallen.
Die Begründung: Für Betroffene gebe es andere medizinisch begleitete Möglichkeiten, sich das Leben zu nehmen. Ziel des Bundesverwaltungsgerichts ist es, den Umgang mit Natrium-Pentobarbital zu schützen. Die Gefahr für Unfälle und Missbrauch sei zu groß, wenn es zu Hause aufbewahrt wird. Der Sterbehilfe-Verein Dignitas fordert zeitgleich mehr Rechtssicherheit für Ärzte, die bereit sind, ihren Patienten Suizidhilfe zu leisten.
Comeback für die kognitive Verhaltenstherapie beim Chronischen Fatigue-Syndrom (ME/CFS)? Neue Studiendaten sprechen dafür. Eigentlich wurde die kognitive Verhaltenstherapie als Therapiemöglichkeit schon früh verworfen. Jetzt zeigt eine niederländisch-britische Studie mit fast 1.300 Patienten, dass die kognitive Verhaltenstherapie für Menschen mit ME/CFS von Nutzen ist. Die Therapie führte zu einer klinisch relevanten Verringerung der Müdigkeit und einer Verbesserung der körperlichen Funktionsfähigkeit. „Etwa die Hälfte war nach der Behandlung nicht mehr schwer erschöpft“, sagt Prof. Hans Knoop, klinischer Psychologe am Amsterdam UMC und Leiter der Forschungsgruppe. Mehr zur Studie lest ihr hier.
Dämpfer im Kampf gegen die Tuberkulose: Die Zahl der neuen Tuberkulose-Erkrankungen ist laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) voriges Jahr auf geschätzte 10,6 Millionen gestiegen. Nachdem die Zahl jahrelang gesunken war, gab es bereits 2021 einen Zuwachs auf 10,3 Millionen neue Krankheitsfälle. Einschränkungen in der medizinischen Tuberkulose-Versorgung während der Pandemiejahre seien der Grund dafür, so die WHO in Genf. Diese Ausfälle hätten in den Corona-Jahren zu fast einer halben Million zusätzlichen Tuberkulosetoten geführt.
In Thüringen ist die landesweite Einführung von Telenotärzten jetzt beschlossene Sache. Dazu ändert der Landtag in Erfurt das Rettungsdienstgesetz. Das neue System soll Abhilfe leisten, wenn sich zu Beginn eines Einsatzes noch kein Nortarzt vor Ort befindet. In solchen Fällen soll ein Telenotarzt über Kommunikations- und Informationstechnologien helfen.
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