Der Bedarf an Apothekern wird in nächster Zeit steigen. Doch woher nehmen und nicht stehlen? Während sich Politiker in Zurückhaltung üben, machen Inhaber Nägel mit Köpfen. Sie fordern einen zusätzlichen Pharmaziestudiengang in Brandenburg.
Eine klare Tendenz: Laut Zahlen der ABDA – Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände arbeitet in der Offizin mehr und mehr pharmazeutisches Personal. Der Prozentsatz stieg von 76,5 Prozent (2010) auf 78,0 Prozent (2013). Im gleichen Zeitraum erhöhte sich die Zahl an Approbierten von 48.695 auf 49.288, das sind plus 1,2 Prozent. Zum Vergleich: Studierten in 2010 noch 12.485 Jugendliche Pharmazie, waren es in 2013 bereits 14.183 (plus 13,6 Prozent). Alles eitel Sonnenschein?
Wohl kaum, glaubt man Befragungen des IFH Institut für Handelsforschung. Eine Regelung zur Nachfolge steht für 34 Prozent aller Befragten in maximal fünf Jahren an. Weitere 15 Prozent wollen in spätestens zehn Jahren den weißen Kittel an den Nagel hängen. Und 58 Prozent haben schon jetzt Probleme, einen Nachfolger zu finden. Derzeit planen besonders viele Apothekenleiter ihren Ruhestand. Außerdem entscheiden sich junge Kolleginnen und Kollegen häufiger für Teilzeitstellen. Bleibt als einzige Stellschraube, mehr Studienplätze anzubieten.
Ein Blick nach Brandenburg. „Hier in der Region haben wir massive Probleme, Personal zu finden“, sagt Kammerpräsident Jens Dobbert. Grund genug, vor der Landtagswahl alle Parteien nach ihrer Position zu befragen. „In die Diskussion um einen Apothekenbus habe ich mich vor einigen Wochen mit einem Statement für den Erhalt der Apotheken eingebracht“, antwortete Professor Dr. Michael Schierack von der CDU. „Die Ausbildung im eigenen Bundesland birgt eine größere Chance, dass Absolventen nach dem Studium in Brandenburg bleiben.“ Die Linke und die FDP äußerten sich ähnlich. Klaus Ness von der SPD ist weniger begeistert. „Alle anderen ostdeutschen Bundesländer sowie Berlin verfügen über einen Studiengang Pharmazie an einer ihrer Hochschulen“, stellte er in seinem Brief klar. Von diesem Angebot würde Brandenburg in hohem Maße profitieren. Ähnlich argumentieren die Grünen. „Auch wenn Brandenburg das einzige neue Bundesland ist, indem sich keine eigene Ausbildungseinrichtung für Apotheker befindet, hat die Frage nach der Einrichtung eines eigenen Studiengangs für Pharmazie an der Universität Potsdam (...) keine Priorität.“ Bleibt als weiteres Problem, dass der Universität Potsdam finanzielle Ressourcen fehlen, um einen Pharmaziestudiengang zu etablieren. Jetzt warten Apotheker gespannt auf die Wahl.