Acetylsalicylsäure kann bei bestimmten Patienten das Darmkrebsrisiko senken und das Fortschreiten der Erkrankung hemmen. Mehr zu den Hintergründen erfahrt ihr hier.
Darmkrebs ist die dritthäufigste Krebsart weltweit, mit etwa 1,9 Millionen neu diagnostizierten Fällen und 900.000 Todesfällen pro Jahr. Daher werden präventive Substanzen dringend benötigt. Acetylsalicylsäure hat sich als einer der vielversprechendsten Wirkstoffe für die Prävention von Darmkrebs erwiesen. Unter anderem haben Studien gezeigt, dass die jahrelange Einnahme von niedrig dosiertem Aspirin® bei Patienten mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen das Risiko für Darmkrebs senkte. Darüber hinaus kann Aspirin® das Fortschreiten von Darmkrebs hemmen. Welche molekularen Mechanismen diesen Effekten zugrunde liegen, hat nun ein Team um Heiko Hermeking, Professor für Experimentelle und Molekulare Pathologie, untersucht.
Wie die Forscher im Fachmagazin Cell Death and Disease berichten, induziert Acetylsalicylsäure die Produktion zweier Tumor-hemmender Mikro-RNA-Moleküle (miRNAs), die als miR-34a- und miR-34b/c bezeichnet werden. Dabei bindet und aktiviert der Wirkstoff das Enzym AMPK, welches wiederum den Transkriptionsfaktor NRF2 so verändert, dass dieser in den Zellkern wandert und dort die Expression der miR-34-Gene aktiviert. Damit diese Aktivierung gelingt, unterdrückt Aspirin® zudem das Onkogen-Produkt c-MYC, welches ansonsten NRF2 hemmt.
Insgesamt zeigen die Ergebnisse, dass die miR-34 Gene für die Vermittlung der hemmenden Wirkung von Acetylsalicylsäure auf Darmkrebszellen notwendig sind. So konnte Aspirin® in miR-34-defizienten Krebszellen deren Wanderung, Invasion und Metastasierung nicht verhindern. Von den miR-34-Genen war bereits bekannt, dass sie durch den Transkriptionsfaktor p53 induziert werden und seine Effekte vermitteln. „Unsere Ergebnisse zeigen aber, dass die Aktivierung der miR-34-Gene durch Aspirin® unabhängig vom p53-Signalweg erfolgt“, sagt Hermeking. „Das ist wichtig, weil das p53-kodiernde Gen, das am häufigsten inaktivierte Tumorsuppressorgen bei Darmkrebs ist. Auch bei den meisten anderen Krebserkrankungen wird p53 im Großteil der Fälle durch Mutationen oder Viren inaktiviert. Aspirin® könnte zukünftig in solchen Fällen therapeutisch eingesetzt werden.“
Dieser Text basiert auf einer Pressemitteilung der Ludwig-Maximilians-Universität München. Die Originalpublikation haben wir euch hier verlinkt.
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