Medizinstudenten äußerten sich zum zweiten Mal in einer bundesweiten Befragung über ihre beruflichen Pläne: Bei der Facharztwahl konnte die Allgemeinmedizin mit 5,2 % Zuwächse verbuchen. Die Bereitschaft, in kleineren Ortschaften zu arbeiten, stieg zudem an.
„Die zweite bundesweite Befragung der Universität Trier zeichnet ein umfassendes Bild der Vorstellungen von Medizinstudierenden über ihren künftigen Beruf. Die Zusammensetzung der mehr als 11.000 Teilnehmer entspricht in groben Zügen den Verhältnissen an den Medizinischen Fakultäten: 53,7 Prozent der Befragten wurden über das Auswahlverfahren der Hochschulen zum Studium zugelassen und 21,2 Prozent über die Abiturbestenquote“, erklärt Professor Heyo Kroemer, Präsident des MFT Medizinischen Fakultätentages.
„Dass die Bereitschaft für eine Berufsausübung auf dem Land innerhalb von vier Jahren deutlich zugenommen hat, ist ein sehr erfreulicher Befund. Die Ablehnung von Orten mit weniger als 2.000 Einwohnern sank zwischen 2010 und 2014 um 7,6 Prozent. Bei Ortschaften mit 2.000 bis 5.000 Einwohnern sank sie um 6,6 Prozent“, so Dr. Volker Hildebrandt, MFT-Generalsekretär. Hinsichtlich der fachärztlichen Weiterbildung rangieren die in der hausärztlichen Versorgung relevanten Disziplinen auf den ersten drei Plätzen. Die Innere Medizin, die Allgemeinmedizin und die Kinder- und Jugendmedizin führen demnach die Beliebtheitsskala an. Die Option Allgemeinmedizin könne dabei, so die Studiendaten, den stärksten Zugewinn verbuchen. Hier stieg das Interesse von 29,3 auf 34,5 Prozent an. „Dies zeigt, dass die später geringe Zahl an den Weiterbildungen in der Allgemeinmedizin nicht durch das Studium, sondern andere Faktoren bedingt ist“, so Heyo Kroemer. Der Hartmannbund und die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) deuten die aktuellen Umfrageergebnisse bezüglich des Interesses an der Allgemeinmedizin und der Bereitschaft, nach dem Studium in kleineren Ortschaften tätig zu werden, in einer Pressemitteiliung jedoch etwas anders als die Verantwortlichen des Medizinischen Fakultätentages. Die Ärztezeitung zieht ein recht versöhnliches Resümee.
Bemerkenswert sei, so die MFT-Verantwortlichen, dass es für das berufliche Profil der Befragten am wichtigsten sei, auf dem neuesten Stand der Wissenschaft (94,7 Prozent) zu sein. Abwechslung bei der Arbeit (92,5 Prozent) und ein gutes Einkommen (82,2 Prozent) folgen auf den Plätzen zwei und drei. Auch auf dem Land käme somit der universitären Vernetzung eine wachsende Bedeutung zu. „Die Möglichkeit, an Studien teilzunehmen, schätzen Studierende mehr (35,3 Prozent) als ein positives Image ihres Faches (22,6 Prozent). Die Befragten werten eine Arbeit im Team sogar höher (63,6 Prozent) als eine eigene Praxis (60,3 Prozent)“, erklärt Heyo Kroemer.
Besonders interessant sei, dass eine eher ländliche Universität zwar die hausärztliche Versorgung seit ihrer Gründung als Ausbildungsziel ausweist, dort aber außergewöhnlich wenige Studierende die Allgemeinmedizin wählen. „Standortspezifische Auswertungen werden nun dazu beitragen, Ausbildungskonzepte kritisch zu hinterfragen und zu verbessern“, so der MFT-Präsident.