Bei einem Riss des vorderen Kreuzbands wird häufig operiert. Doch ist das wirklich die richtige Strategie?
Einer neuen Studie zufolge kann eine neue nicht-chirurgische Stützbehandlung die Heilung nach einem Riss des vorderen Kreuzbands (VKB) fördern. Die im British Journal of Sports Medicine veröffentlichte Studie untersuchte 80 Personen, die mit dem Cross-Bracing-Protokoll behandelt wurden und stellte fest, dass bei 90 Prozent drei Monate nach dem Kreuzbandriss eine Heilung des Kreuzbands im MRT nachgewiesen werden konnte. Personen, bei denen die MRT-Untersuchung nach drei Monaten eine bessere Heilung des Kreuzbandes ergab, wiesen auch nach 12 Monaten bessere Ergebnisse auf, darunter eine sehr häufige Rückkehr zum Sport, eine bessere Kniefunktion und eine bessere Lebensqualität.
Laut Dr. Stephanie Filbay, Senior Research Associate in der Abteilung für Physiotherapie an der Universität von Melbourne, baut die Studie auf ihren jüngsten Forschungsergebnissen auf, die zeigten, dass 30 Prozent der Kreuzbandrisse mit einer trainingsbasierten Rehabilitation geheilt werden können. Außerdem erzielten Menschen mit einer Kreuzbandheilung bessere Ergebnisse als diejenigen, die mit einer Kreuzbandoperation behandelt wurden.
„Wenn sich die Vorteile dieser Behandlung in einer klinischen Studie bestätigen, könnte dies zu einem Paradigmenwechsel führen, bei dem die Heilung eines gerissenen vorderen Kreuzbandes angestrebt wird, anstatt es durch eine Operation zu rekonstruieren“, so Filbay. „Wir planen jetzt eine klinische Studie, um festzustellen, ob diese neue Behandlung bei einer akuten VKB-Ruptur zu besseren Ergebnissen führt als eine VKB-Operation. Es ist eine langfristige Nachbeobachtung erforderlich, um festzustellen, ob die Heilung der VKB-Ruptur (wie auf dem MRT zu sehen) zu besseren langfristigen Ergebnissen führt, einschließlich weniger Kniearthrose in der Zukunft.“
Patienten mit VKB-Rissen wurden in der Studie mit dem Cross-Bracing-Protokoll behandelt, bei dem das verletzte Knie vier Wochen lang in einem Winkel von 90 Grad in einer Schiene fixiert wurde. Danach wurde der Bewegungsumfang schrittweise erhöht, bis die Schiene nach 12 Wochen entfernt wurde. Das Forschungsteam stellte die Hypothese auf, dass das Halten des Knies in einem Winkel von 90 Grad dazu beitragen könnte, die gerissenen Enden des Kreuzbandes zu vereinen und die Heilung zu fördern. An der Studie nahmen aktive Patienten im Alter zwischen 10 und 58 Jahren teil. „In Zukunft könnte das Heilungspotenzial des Kreuzbandes ein wichtiger Faktor bei der Entscheidung über eine chirurgische oder nicht-chirurgische Behandlung sein“, sagt Filbay.
Dieser Beitrag basiert auf einer Pressemitteilung der Universität Melbourne. Die Originalstudie haben wir euch ihr hier und im Text verlinkt.
Bildquelle: Markus Spiske, Unsplash