Ob COPD-Patienten genauso wie Menschen mit Asthma von Kortison-Inhalationen profitieren, wird kontrovers diskutiert. Forscher fanden jetzt einen Anhaltspunkt dafür, wann sich der Einsatz lohnen könnte.
COPD gilt weltweit nach koronaren Herzerkrankungen und Schlaganfall als dritthäufigste Todesursache. Schätzungen gehen von knapp drei Millionen Betroffenen in Deutschland aus. Forscher des Universitätsklinikums Freiburg haben einen neuen Ansatz entwickelt, um den Behandlungserfolg von Patienten mit Chronisch Obstruktiver Lungenerkrankung (COPD) mittels inhaliertem Kortison vorherzusagen.
„Die Resultate dieser Studie markieren eine neue Ära in der individualisierten Behandlung von COPD. Wir können jetzt auf Grundlage der Gewebeprobe präziser entscheiden, welche Therapieform am besten für jeden Patienten geeignet ist“, sagt Studienleiterin Prof. Daiana Stolz, Ärztliche Direktorin der Klinik für Pneumologie des Universitätsklinikums Freiburg.
Patienten mit Asthma werden üblicherweise mittels inhalierbarem Kortison und bronchienerweiternden Medikamenten behandelt. Im Fall von COPD, einer Erkrankung, die ebenfalls von einer Einengung der Bronchien begleitet wird, erfolgt die Therapie durch bronchienerweiternde Medikamente. Die Frage, welche COPD-Patienten genauso wie Asthma-Patienten von inhaliertem Kortison profitieren können, ist seit zwei Jahrzehnten ein kontrovers diskutiertes Thema.
„Unsere Ergebnisse bieten für die Klärung dieser Ungewissheit nun einen vielversprechenden Ansatz“, sagt Stolz. An der Studie waren 180 COPD-Patienten beteiligt, denen mittels einer Lungenspiegelung Gewebeproben aus den Bronchien entnommen wurden. In einem nächsten Schritt wurde der Anteil von glatten Muskelzellen in diesen Proben bestimmt. Ein hoher Anteil von glatten Muskelzellen deutet auf eine Entzündung ähnlich wie beim Asthma hin. Die Patienten erhielten ein Jahr lang eine inhalative Therapie, die bronchienerweiternde Medikamente sowie entweder Kortison oder Placebo beinhaltete.
Die Ergebnisse der Studie zeigten, dass diejenigen COPD-Patienten, bei denen ein hoher Anteil von über 20 Prozent an glatten Muskeln in den Gewebeproben festgestellt wurde, von der inhalativen Kortison-Therapie hinsichtlich Lungenfunktion, Beschwerden und Lebensqualität besonderes profitierten. Die kombinierte Behandlung mit zwei Bronchien erweiternden Arzneimitteln und inhalativem Kortison steht für einen Teil der COPD-Patienten mit einer Reduktion der Exazerbationen und Hospitalisationen in Verbindung.
Die Patienten erleben demnach weniger häufig eine starke Verschlechterung ihres Gesundheitszustandes und haben eine geringere Wahrscheinlichkeit in einem Krankenhaus behandelt werden zu müssen. Sogar eine verbesserte Überlebensrate kann erreicht werden. Jedoch hat diese Therapie gleichzeitig potenzielle Nebenwirkungen, wie beispielsweise ein erhöhtes Pneumonie-Risiko. Aus diesem Grund ist es von besonderer Bedeutung, zeitnah zu identifizieren, welche COPD-Patienten von dieser Therapie profitieren.
„Die vorliegenden Ergebnisse repräsentieren einen bedeutenden Fortschritt in Richtung personalisierter Medizin im Bereich der COPD-Behandlung. Wir sind zuversichtlich, dass diese Erkenntnisse einen positiven Einfluss auf die individuelle Betreuung und Therapie unserer Patienten haben werden“, sagt Stolz.
Der Beitrag basiert auf einer Pressemitteilung des Universitätsklinikums Freiburg. Die Originalpublikation findet ihr hier und im Text verlinkt.
Bildquelle: Robina Weermeijer, unsplash