Patienten mit fortgeschrittenem Hautkrebs können auf eine neue Behandlungsmethode hoffen. Die Messung der zirkulierenden Tumor-DNA führt laut Forschern zu besseren Ergebnissen bei fortgeschrittenem BRAF-negativem Melanom.
Die zirkulierende Tumor-DNA (ctDNA) entwickelt sich zunehmend zu einem blutbasierten Biomarker für viele solide Tumorarten, darunter auch das Melanom. Eine neue Studie, in der Blut von Patienten mit BRAF-Wildtyp (BRAF WT) im Stadium III und IV des Melanoms untersucht wurde, kommt zu dem Schluss, dass die Messung der ctDNA zu besseren Behandlungsergebnissen führen kann. Die Arbeit wurde im Journal of Molecular Diagnostics veröffentlicht.
Für Patienten mit BRAF-WT-Melanom im Stadium III und IV besteht ein dringender klinischer Bedarf der Identifizierung von prognostischen Biomarkern. Etwa 40 bis 50 % aller Patienten mit kutanem Melanom im Spätstadium weisen eine BRAF p.V600-Mutation auf. Bei diesen Patienten verlängert eine Behandlung mit selektiven BRAF- und MEK-Inhibitoren (BRAFi/MEKi) sowohl das progressionsfreie Überleben als auch das Gesamtüberleben erheblich. Eine Immun-Checkpoint-Inhibitor-Therapie (ICI-Therapie) zeigt vielversprechende Ergebnisse, wenn sie mit zielgerichteten Therapien bei Patienten mit BRAF p.V600-positiven Tumoren kombiniert wird. Ein längeres Gesamtüberleben wird beobachtet, wenn ICI-Therapien (Anti-PD-1 und Anti-CTLA-4) kombiniert werden. BRAF-WT-Patienten oder Patienten mit einer alternativen BRAF-Variante profitieren jedoch nicht von diesen kombinierten ICI-Therapien.
Die Studienleiterinnen Vanessa F. Bonazzi, Ph.D., und Lauren G. Aoude, Ph.D., der University of Queensland, erklären: „Die derzeitige klinische Praxis sieht vor, dass sowohl BRAF WT- als auch BRAF p.V600-positive Patienten eine ICI-Therapie erhalten. Allerdings profitieren nicht alle davon. Wir müssen dringend Biomarker identifizieren, die das Wiederauftreten der Krankheit und das Ansprechen auf alternative Therapien nach Versagen der ICI-Therapie vorhersagen. Mit Hilfe von Biomarkern, die spezifische Tumorziele identifizieren und das Patientenmanagement steuern, könnten die Patienten besser auf spezifische Therapien abgestimmt werden, die auf genomische Veränderungen in ihren Tumoren abzielen. Ziel dieser Studie war es, im Blut vorhandene zielgerichtete Varianten zu identifizieren, die zu alternativen Behandlungsoptionen und besseren Ergebnissen für BRAF-WT-Patienten führen könnten.“
Anomalien in der ctDNA, die von toten oder absterbenden Tumorzellen in den Blutkreislauf abgegeben werden, können mit nicht-invasiven Tests nachgewiesen und gemessen werden. Die Forscher untersuchten ctDNA aus den Plasmaproben von 106 Patienten. Außerdem wurden bei einer Untergruppe von 16 Patienten serielle Blutentnahmen durchgeführt, um eine Längsschnittstudie zu erstellen. Bei 85 % der Patienten wurden Varianten entdeckt, die alle in zielführenden Signalwegen liegen.
Interessanterweise hatte die Konzentration der ctDNA beim Melanom einen prognostischen Wert. Patienten mit Melanom im Stadium IV und einer niedrigen ctDNA-Konzentration von weniger als 10 ng/ml hatten ein signifikant besseres krankheitsspezifisches und progressionsfreies Überleben. Patienten mit einer hohen Konzentration von ctDNA und nachweisbaren ctDNA-Varianten hatten die schlechteste Prognose. Darüber hinaus wiesen diese Ergebnisse darauf hin, dass longitudinale Veränderungen der ctDNA mit dem Ansprechen auf die Behandlung und dem radiologisch festgestellten Fortschreiten der Erkrankung korrelierten.
Dr. Bonazzi bemerkt: „Unsere Ergebnisse zeigten, dass Veränderungen der ctDNA im Laufe der Zeit mit dem Ansprechen auf die Behandlung und dem radiologisch ermittelten Fortschreiten der Krankheit korrelierten. Die Messung der ctDNA der Patienten während der gesamten Behandlung würde dazu beitragen, ihr mögliches Ansprechen zu verfolgen und das Behandlungsschema entsprechend anzupassen. Während Patienten sich alle sechs Monate einem PET/CT-Scan unterziehen können, könnte ein Bluttest monatlich durchgeführt werden und eine genaue Antwort liefern, auf die sofortige Maßnahmen folgen. Wenn das ctDNA-Profil des Patienten beispielsweise eine PIK3CA-Mutation aufweist, könnte man diese in verschiedenen Blutproben des Patienten über einen längeren Zeitraum verfolgen und im weiteren Verlauf einen PIK3CA-Inhibitor einsetzen und so hoffentlich ein mögliches Wiederauftreten der Krankheit verhindern.“
Dr. Aoude fügt hinzu: „Die Sequenzierung der ctDNA liefert Informationen über potenzielle Arzneimittelziele. Außerdem könnte die Quantifizierung zusätzliche Informationen über das krankheitsspezifische und das progressionsfreie Überleben liefern.“
Die Studie bestätigt, dass ctDNA als nicht-invasive Flüssigbiopsie zur Identifizierung von Krankheitsrückfällen und zum Nachweis von zielgerichteten Varianten bei Patienten mit Melanomen im Spätstadium eingesetzt werden kann. Die Forscher kommen zu dem Schluss, dass die Möglichkeit, ctDNA als klinisches Hilfsmittel einzusetzen, äußerst attraktiv ist, da es sich um einen nicht-invasiven, wiederholbaren Test handelt, der zusätzliche klinische Informationen über das Ansprechen auf die Behandlung und das Wiederauftreten des Tumors liefern kann. Die Studie zeige den Wert der ctDNA bei Patienten mit Melanom im Stadium IV als Instrument zum Nachweis somatischer Varianten mit klinisch angreifbaren Mutationen, als prognostischer Indikator bei Patienten mit Melanom im Stadium IV und als Instrument zur Verfolgung des Ansprechens auf die ICI-Therapie.
Dieser Artikel basiert auf einer Pressemitteilung von Elsevier. Die Originalpublikation haben wir euch hier und im Text verlinkt.
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