Eine Krebsdiagnose ist ein Schock – auch wenn es inzwischen wirksame Behandlungsmethoden gibt, geht die Therapie mit vielen Nebenwirkungen einher. Die Misteltherapie bei krebsbedingter Fatigue wurde jetzt in einer Studie untersucht.
Etwa eine halbe Million Menschen erkranken in Deutschland jährlich neu an Krebs. Das Gute: Die Erkrankung verliert etwas von ihrem Schrecken, da immer mehr Betroffene sehr gut behandelt werden können und das Risiko, an Krebs zu sterben, hierzulande zurückgeht. Weltweit forschen Wissenschaftler nach Verfahren, um krebskranke Menschen zu behandeln und zu begleiten.
Patienten entscheiden sich immer häufiger für eine Behandlung, die neben den konventionellen Verfahren (Chemotherapie, Bestrahlung, Operation) ergänzende Verfahren, wie zum Beispiel naturheilkundliche Elemente, Ernährung oder Hyperthermie, umfasst. Die Integrative Onkologie will die konventionellen Krebsbehandlungskonzepte dabei nicht ersetzen, sondern ergänzen, um Nebenwirkungen der konventionellen Behandlungen zu mildern und die Lebensqualität der Betroffenen zu erhöhen. Eine Studie untersuchte nun die Wirksamkeit bei krebsbedingter Fatigue.
Krebsbedingte Müdigkeit zählt zu den häufigsten und belastendsten Symptomen von Krebspatienten. Eine erfolgversprechende Möglichkeit, diese Fatigue zu behandeln, hat Florian Pelzer von der Universität Witten/Herdecke beim World Congress of Integrative Oncology vorgestellt. Ziel seiner systematischen Überprüfung war es, die Effekte von Mistelextrakten in der Behandlung von krebsbedingter Fatigue in einer Metaanalyse darzustellen. Die Ergebnisse zeigen, dass die Behandlung mit Mistelextrakten eine Wirkung auf krebsbedingte Müdigkeit hat, die vergleichbar ist mit der von körperlicher Aktivität.
„Aufgrund der gegenwärtigen Metaanalysen können wir zeigen, dass durch die Gabe von Mistelextrakten Menschen, die an Krebs erkrankt sind, weniger Müdigkeit erleben und ihren Alltag besser bewältigen können“, sagt Pelzer. Die Leitlinie zur Behandlung von krebsbedingter Fatigue empfiehlt Betroffenen Bewegung und Sport, um den Muskelmetabolismus anzuregen. Viele Betroffene sind aber so erschöpft, dass sie sich kaum bewegen können. „Mit der Misteltherapie haben wir eine der ganz wenigen pharmakologischen Möglichkeiten, die den Patienten gegen ihre tiefe Müdigkeit hilft“, so Pelzer weiter. Die Mistel ist eines der bekanntesten Arzneimittel der Anthroposophischen Medizin. Sie ist sehr gut erforscht und wird in der Integrativen Onkologie häufig eingesetzt.
Die European Society for Integrative Oncology (ESIO), unter der Leitung von Dr. med. Boris Hübenthal, brachte mit dem World Congress of Integrative Oncology führende Experten aus der ganzen Welt zusammen. Sie alle haben es sich zur Aufgabe gemacht, die Versorgung von Krebspatienten zu verbessern und deren Lebensqualität zu erhöhen.
„In der Integrativen Onkologie finden wir sinnvolle und wirksame Verfahren, mit den wir Patientinnen und Patienten bestmöglich behandeln können. Daran kommt kein Praktiker mehr vorbei“, sagt Hübenthal. „Mit dem Kongress wollen wir Ärztinnen und Ärzte zusammenbringen, denn oftmals identifizieren sie sich entweder mit der konventionellen Schulmedizin oder der komplementären Onkologie. Und nur in der Kombination können wir den Betroffenen wirklich helfen“, so Hübenthal weiter.
Dieser Text basiert auf einer Pressemitteilung des Dachverband Anthroposophische Medizin in Deutschland (DAMiD). Die Originalpublikation haben wir euch hier verlinkt.
Bildquelle: Attentie Attentie, Unsplash