Bei einem Drittel aller Totgeburten bleibt die Ursache unbekannt. Wissenschaftler haben aber nun herausgefunden, dass die Schlafposition der Mutter eine entscheidene Rolle dabei spielen könnte. Sie empfehlen, lieber auf der Seite als auf dem Rücken zu schlafen.
0,24 Prozent der Kinder in Deutschland werden laut einer Studie von 2016 tot geboren – das ist im weltweiten Vergleich eine sehr niedrige Zahl. Für die werdenden Eltern ist eine Totgeburt immer ein tragisches Ereignis. Obwohl verschiedene Faktoren das Risiko erhöhen können, ist die Ursache in einem Drittel der Fälle unbekannt. Deshalb ist es wichtig, besser zu verstehen, welche Faktoren zu einer Totgeburt beitragen können. Nun hat ein Forscherteam eine einfache Möglichkeit entdeckt, die die Zahl der Totgeburten verringern könnte: Die Forscher um Alexander Heazell vom St. Mary's Hospital in Manchester fanden in einer Studie mit über 1.000 Teilnehmerinnen heraus, dass Frauen, die in den letzten drei Monaten ihrer Schwangerschaft auf der Seite schlafen, ein deutlich geringeres Risiko für eine Totgeburt haben als Frauen, die auf dem Rücken schlafen. An der bislang größten Studie dieser Art nahmen 291 Frauen teil, die in oder nach der 28. Schwangerschaftswoche eine Totgeburt erlitten hatten sowie 733 Frauen, die zum Zeitpunkt der Untersuchung eine normale Schwangerschaft hatten und später ein gesundes Kind zur Welt brachten. Die Frauen wurden nach ihren Schlafgewohnheiten vor der Schwangerschaft sowie in den vier Wochen vor der Totgeburt bzw. vor dem Zeitpunkt der Untersuchung gefragt. Auch der letzte Tag davor war von Bedeutung.
Dabei stellten die Wissenschaftler fest, dass Frauen, die im dritten Trimester ihrer Schwangerschaft auf dem Rücken schliefen, ein doppelt so hohes Risiko für eine Totgeburt hatten wie Frauen, die auf der Seite schliefen. Der genaue Zeitpunkt der Schwangerschaft, die Größes des Babys und das Gewicht der Mutter hatten keinen Einfluss auf diesen Zusammenhang. Warum das Risiko für eine Totgeburt in Rückenlage erhöht ist, ist bisher nicht bekannt. Die Wissenschaftler um Heazell vermuten, dass das Gewicht des Babys und der Gebärmutter in Rückenlage Druck auf wichtige Blutgefäße ausübt und das Ungeborene so schlechter mit Blut und Sauerstoff versorgt wird. In Großbritannien könnten etwa 130 Totgeburten pro Jahr verhindert werden, wenn Schwangere im letzten Trimester konsequent auf der Seite schlafen würden, schätzen die Autoren. Kleinere Studien in Australien und Neuseeland haben bereits einen ähnlichen Zusammenhang nahegelegt. So verglich eine Studie der University of Auckland (Neuseeland) aus dem Jahr 2011 155 Frauen, die eine Totgeburt erlebt hatten, mit 310 Frauen, die später ein gesundes Baby auf die Welt brachten. In dieser Untersuchung war das Schlafen auf dem Rücken mit einem doppelt so hohen Risiko für eine Totgeburt verbunden wie auf der linken Seite. Auch auf der rechten Seite fanden die Forscher ein leicht erhöhtes Totgeburt-Risiko. Allerdings betonen sie, dass weitere Studien notwendig seien um die Ergebnisse zu bestätigen.
In der aktuellen Studie ergaben sich jedoch keine Hinweise, dass das Liegen auf der rechten Seite mit einem erhöhten Totgeburt-Risiko einhergeht. Heazell und sein Team raten Frauen in den letzten drei Monaten der Schwangerschaft daher generell auf der Seite zu schlafen – egal ob auf der rechten oder auf der linken. Dabei sollten sie vor allem darauf achten, immer seitlich einzuschlafen – auch dann, wenn sie tagsüber ein Nickerchen machen. „Wir haben die Frauen gezielt gefragt, in welcher Position sie beim Einschlafen liegen. Das ist besonders wichtig, weil man im Schlaf am längsten in der Position liegt, in der man eingeschlafen ist“, erläutert Heazell. „Wenn die Frauen nachts oder morgens auf dem Rücken aufwachen, ist das aber kein Grund, sich zu beunruhigen. Stattdessen sollten sie sich einfach wieder auf die Seite drehen und so weiterschlafen.“ Ein Kissen im Rücken könne ihnen dabei helfen, sich nicht auf den Rücken zu drehen. „Die Ergebnisse sind für schwangere Frauen eine positive Nachricht, weil sie die Schlafposition selbst beeinflussen können“, so Heazell und sein Team. „Das bedeutet, dass sie selbst etwas tun können, um das Risiko einer Totgeburt zu reduzieren.“ Die Forscher haben nun in Großbritannien eine Kampagne gestartet, um die Ergebnisse in der Öffentlichkeit bekannt zu machen. In Zukunft wollen sie herausfinden, wie gut Mütter dies umsetzen und einhalten können und ob die veränderte Schlafposition tatsächlich das Risiko einer Totgeburt reduziert.