Der Einsatz von CAR-T-Zellen ist oftmals der letzte Versuch für Blut-, Knochenmark- und Lymphdrüsenkrebs. Forscher haben nun neue Ansätze entwickelt, die das Angebot der Standardtherapien erweitern könnten.
Aller guten Dinge sind drei. Drei Zellprodukte für potenzielle CAR-T-Zelltherapien gegen Krebs haben Dr. Uta Höpken und Dr. Armin Rehm mit ihren Arbeitsgruppen am Max Delbrück Center entwickelt. Zwei davon werden demnächst erstmals im Menschen getestet; das dritte befindet sich im fortgeschrittenen experimentellen Stadium.
CAR-T-Zelltherapien sind oft der letzte Ausweg für Patienten mit Blut-, Knochenmark- oder Lymphdrüsenkrebs, die nicht auf gängige Behandlungen ansprechen. Dabei werden Immunzellen (T-Zellen) der Erkrankten im Labor mit einem chimären Antigenrezeptor (CAR) ausgestattet – einem kleinen Fühler, der Zellen abtastet und nach spezifischen Eigenschaften von Krebszellen sucht. Zurück im Körper der Patientin spüren sie das Antigen auf, auf das sie ausgerichtet sind, und töten die Tumorzellen ab.
Der neueste CAR aus dem CARTemis-Portfolio richtet sich gegen das B-Non-Hodgkin-Lymphom, eine Form des Lymphdrüsenkrebses. Er zielt auf ein Molekül namens CXCR5, das sich auf reifen Lymphdrüsenkrebszellen und einigen, das Tumorwachstum unterstützenden T-Helferzellen befindet. Diese CAR-T-Zelltherapie soll ab nächstem Jahr an der Charité – Universitätsmedizin Berlin klinisch getestet werden. Der zweite CAR ist gegen BCMA gerichtet, ein Protein, das auf transformierten Plasmazellen des Multiplen Myeloms – auch Knochenmarkkrebs genannt – vorkommt. Wahrscheinlich noch Ende dieses Jahres beginnt eine klinische Phase I/IIa-Studie am Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen in Dresden.
Das dritte Zellprodukt in der Pipeline verstärkt die Wirkung von CAR-T-Zelltherapien. Es handelt sich um eine im Labor geschaffene mikroRNA, die in CAR-T-Zellen das Protein EBAG9 herunterreguliert. Dieses Protein funktioniert wie eine Bremse und limitiert die Ausschüttung von Zellgiften, mit denen die CAR-T-Zellen Tumorzellen töten. Das Ausschalten von EBAG9 bringt zwei entscheidende Vorteile: Erstens löst schon eine geringe Menge Antigen auf den Tumorzellen eine maximale Reaktion der CAR-T-Zellen aus, und zweitens werden insgesamt weniger CAR-T-Zellen für den therapeutischen Erfolg benötigt. Derzeit entwickeln die Wissenschaftler ein optimales Vektorsystem, um eine klinische Studie starten zu können.
„In unsere Zellprodukte ist sehr viel Herzblut geflossen“, sagt Uta Höpken. „Wir wollen entscheidend dazu beitragen, dass sie als Krebstherapien zugelassen und für möglichst viele Patienten bereitgestellt werden können.“ Die Ausgründung war deshalb alternativlos – denn mit öffentlichen Fördergeldern sind nur die ersten Schritte in die Klinik möglich.
Anthea Wirges stellt den medizinischen Aspekt in den Mittelpunkt: „Wir freuen uns darauf, dass unsere Forschungsergebnisse in naher Zukunft dazu beitragen werden, Patient*innen zu helfen“, sagt sie.
Dieser Text basiert auf einer Pressemitteilung des Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin.
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