Elektrisierte Zähne, ein Gebiss aus dem Mittelalter und die Zahnspange im Blitzverfahren: Wir präsentieren euch drei Studien aus der Welt der Zahnmedizin.
Schneller, besser, weiter – was unsere Gesellschaft antreibt, führt auch in der Zahnmedizin zu innovativen Behandlungsansätzen für altbekannte Probleme. Das gilt sowohl für die Therapie von Zahnproblemen als auch für die Forschung, in der neue Methoden verwendet werden.
Zahnfleischbluten beim Zähneputzen ist meist ein sicheres Zeichen für Parodontitis. Einher geht diese häufig mit einem Zurückweichen des Zahnfleisches, sodass die Zahnhälse freiliegen. Die bakteriell verursachte Entzündung des Zahnhalteapparates wird meist mit einer Kürettage der Zahnfleischtaschen und Zahnwurzeln behandelt, oft mit einer zusätzlichen antibiotischen Behandlung. Eine neue Studie bietet jetzt einen anderen Lösungsansatz: Mithilfe der natürlichen Bewegung bzw. Vibration der Zähne soll Strom erzeugt werden, der zur Behandlung von Zahnfleischerkrankungen genutzt werden kann. Dazu soll ein Gel mit Bariumtitanat-Füllstoffen genutzt werden. Die Füllstoffe des Gels sollen durch die Vibrationen der Zähne elektrische Ladungen erzeugen, Pathogene reduzieren und dadurch bakterielle Biofilme schrumpfen lassen, die Entzündungen verursachen.
In ihrer Studie injizierten die Wissenschaftler ein piezoelektrisches Gel (PiezoGEL) in infiziertes Zahnfleischgewebe von Mäusen und erzielten dadurch eine Reduktion der Zahnfleischentzündungen und regten die Knochenregeneration an.
Erhaltener Zahnbelag auf historischen Präparaten kann Einblicke in die Menschheitsgeschichte geben. Das ist nicht nur kulturell interessant, sondern kann auch Aufschluss über Krankheiten, Ernährungsgewohnheiten und das orale Mikrobiom von Menschen aus vergangenen Zeiten geben. Dabei gibt es jedoch ein Problem – denn gut erhaltener Zahnbelag und Zahnstein sind bei Funden von alten Gebeinen äußerst selten, die Ausbeute ist also sehr klein. Wissenschaftler erprobten daher jetzt einen neuen Ansatz und nutzten eine Methode, die es ermöglicht, gleichzeitig DNA und Proteine in den Zahn-Proben zu untersuchen. Sie wendeten das Protokoll auf einen Zahn aus dem Mittelalter an und konnten damit ausreichend DNA zur Sequenzierung extrahieren. Zusätzlich dazu waren sie in der Lage, Proteine unterschiedlichen Ursprungs zu identifizieren. Für die Untersuchung solch kostbarer, unwiederbringlicher Proben ist dieses optimierte Protokoll und die parallele Anwendung zweier Analyseverfahren erfreulich. So können in Zukunft aus nur einer Probe Informationen über Ernährung, Mikrobiom und Ökologie im archäologischen Kontext gesammelt werden.
Als Teenager ist die Freude groß, wenn die feste Zahnspange endlich herauskommt. Aber damit ist die kieferorthopädische Behandlung noch lange nicht abgeschlossen. Denn was folgt, ist entweder eine anschließende Behandlung mit einer Metallspange oder einem durchsichtigen Aligner, die manchmal jahrelang andauert. Ein Team aus Wissenschaftlern hat sich zum Ziel gesetzt, diese Behandlung zu beschleunigen. Mithilfe von pietzoelektrischen Generatoren in Kunststoffzahnschienen soll der Knochenstoffwechsel der Zähne angeregt werden. Ihren Ansatz erprobten sie in Ratten-Modellen und wiesen Impulse nach, die bis in die Wurzeln und das Zahnfleisch eindringen konnten. Innerhalb von 18 Tagen konnten die Wissenschaftler den Knochenstoffwechsel deutlich anregen. In Zukunft könnte eine solche Technologie kieferorthopädische Zahnbehandlungen deutlich verkürzen.
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