Die obstruktive Schlafapnoe geht mit diversen gesundheitlichen Problemen einher – so weit, so bekannt. Jetzt stellt sich heraus: Sodbrennen und Husten gehören ebenfalls dazu. Was können Ärzte tun?
Eine obstruktive Schlafapnoe (OSA) fällt häufig dadurch auf, dass Betroffene im Schlaf laut schnarchen. Bettpartner bemerken oft auch Atemaussetzer im Schlaf. Die Erkrankung hat im Lauf der letzten Jahre zugenommen – und sie ist häufiger als früher angenommen. So sind Studien zufolge 21 Prozent der Deutschen von einer mäßigen bis schweren OSA betroffen; bei Männern sind es 30 Prozent, bei Frauen 13 Prozent.
Bei einer Schlafapnoe kommt es durch Störungen des Atemflusses zu einer verminderten Belüftung der Lunge (Hypopnoen) oder kurzfristigen Atemstillständen (Apnoen) im Schlaf. Die Folgen sind eine verringerte Sauerstoffsättigung und ein erhöhter Kohlendioxidgehalt (Hyperkapnie) im Blut. Weiterhin kommt es zu häufigen, kurzen Aufwachreaktionen (Arousals), die die Betroffenen selbst oft nicht bemerken. Die Folgen sind wenig erholsamer Schlaf, Tagesmüdigkeit bis hin zu ungewolltem Einschlafen und Konzentrationsstörungen. Neben den subjektiven Beschwerden haben Menschen mit OSA ein erhöhtes Risiko für Bluthochdruck, Schlaganfälle, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Typ-2-Diabetes.
Häufig wird eine Schlafapnoe mit einem CPAP-Gerät behandelt – die Abkürzung steht für Continuous Positive Airway Pressure. Die Geräte pumpen über eine Gesichtsmaske mit leichtem Überdruck kontinuierlich Luft in die Atemwege und verhindern so, dass sich das Gewebe im Nasen- und Rachenraum zu sehr entspannt, was zum Verschluss der Atemwege führen würde. Bei regelmäßiger Anwendung – möglichst jede Nacht durchgehend – kann CPAP die Symptome der Schlafapnoe deutlich verringern, die Schlafqualität verbessern und die Tagesmüdigkeit reduzieren.
Eine neue Studie hat nun gezeigt, dass die Behandlung der Schlafapnoe mit CPAP auch nächtliches Sodbrennen sowie Husten und eine keuchende Atmung verringern kann. Häufiges Sodbrennen und Aufstoßen sind Symptome einer gastroösophagealen Refluxerkrankung (GERD), bei der Magensaft durch die Speiseröhre aufsteigt. In westlichen Ländern sind etwa 20 Prozent der Menschen davon betroffen.
„Menschen mit einer obstruktiven Schlafapnoe haben eine drei Mal so hohe Wahrscheinlichkeit wie Gesunde, an regelmäßigem nächtlichem Sodbrennen zu leiden“, erläutert Prof. Thorarinn Gislason, Emeritus-Professor an der Abteilung für Schlaf an der Nationalen Universitätsklinik Islands in Reykjavík. „Außerdem leiden sie häufiger unter Atemwegs-Symptomen wie Husten oder keuchendem Atmen.“ Gislason ist Letztautor der aktuellen Studie, die in Kooperation mit Forschern der Uppsala-Universität in Schweden durchgeführt wurde. Die Wissenschaftler werteten Daten von 822 Patienten mit mittelschwerer bis schwerer Schlafapnoe aus, die an der Icelandic Sleep Apnea Cohort Study teilnahmen.
Die Probanden nahmen zunächst an einer nächtlichen Schlafuntersuchung teil und beantworteten detaillierte Fragebögen zu ihrem Schlaf. Dabei wurde auch erfasst, ob sie an nächtlichem Sodbrennen oder Aufstoßen litten. Anschließend erhielten sie eine CPAP-Behandlung. Zwei Jahre nach deren Beginn konnten 732 Patienten bei einem Follow-Up-Termin erneut mit den gleichen Verfahren untersucht werden. Dabei wurde mithilfe der Daten der CPAP-Geräte auch erfasst, wie regelmäßig die Patienten die Geräte genutzt hatten.
Die Auswertung ergab, dass Patienten, die das CPAP regelmäßig genutzt hatten, eine 42 Prozent geringere Wahrscheinlichkeit für nächtliches Sodbrennen hatten als diejenigen, die die CPAP-Geräte nur selten oder gar nicht genutzt hatten. Die geringere Wahrscheinlichkeit für einen gastroösophagealen Reflux ging mit einer vierfach verringerten Wahrscheinlichkeit für produktiven morgendlichen Husten und einem fast vierfach verringerten Risiko für chronische Bronchitits einher. Eine weitere Analyse zeigte, dass Patienten, die das CPAP regelmäßig nutzten, eine geringere Wahrscheinlichkeit hatten, an keuchender Atmung zu leiden. Dies war keine Folge des reduzierten Sodbrennens, sondern direkt auf die CPAP-Behandlung zurückzuführen.
Eine Erklärung für die Ergebnisse könnte sein, dass eine CPAP-Therapie die oberen Atemwege im Schlaf offenhält. Dies könnte wiederum dazu beitragen, den Verschluss zwischen Magen und Speiseröhre geschlossen zu halten, sodass keine Magensäure in die Speiseröhre aufsteigen kann. „Unsere Studie legt nahe, dass neben Schnarchen, häufigen kurzen Arousals im Schlaf und Tagesmüdigkeit auch Sodbrennen, produktiver Husten und keuchende Atmung, die sich durch die gängigen Behandlungen nicht bessern, als mögliche Symptome einer OSA und als Kriterien für die Empfehlung einer CPAP-Therapie angesehen werden sollten“, sagt Gislason.
„Die neue Studie trägt zu unserem Verständnis der Risiken einer obstruktiven Schlafapnoe bei und zeigt, wie eine CPAP-Behandlung diese Risiken verringern kann“, resümiert Prof. Winfried Randerath, Leiter der Arbeitsgruppe Atemstörungen im Schlaf der European Respiratory Society, der nicht an der Studie beteiligt war.
Heutzutage gebe es gute Methoden, um eine obstruktive Schlafapnoe zu diagnostizieren und zu behandeln, betont Gislason. So sei eine nächtliche Untersuchung des Schlafs im Schlaflabor (Polysomnographie) inzwischen kostengünstig und an vielen Orten verfügbar. „Allerdings ist vielen Betroffenen nicht bewusst, dass sie an einer Schlafapnoe leiden“, sagt der Forscher. „Wer häufig laut schnarcht, Atempausen im Schlaf hat, sich beim Aufwachen nicht erholt oder tagsüber müde fühlt, sollte an eine Schlafapnoe denken und dies von einem Arzt abklären lassen. Und angesichts der neuen Ergebnisse sollte auch bei nächtlichem Sodbrennen, produktivem Husten am Morgen oder keuchender Atmung daran gedacht werden, dass eine Schlafapnoe dahinterstecken kann.“ Auch bei Patienten mit wiederkehrenden schweren Atemwegssymptome, die auf die gängigen Behandlungsmethoden nicht ausreichend ansprechen, sollte eine OSA in Betracht gezogen werden.
Wie die Behandlung der obstruktiven Schlafapnoe aussieht, hängt von ihren Ursachen und der Ausprägung der Symptome ab. Sind die Atemwege durch anatomische Veränderungen verengt, kann häufig eine Operation Abhilfe schaffen. Ist das nicht der Fall, können zunächst Verhaltensänderungen hilfreich sein. „Dazu gehört, bei Übergewicht abzunehmen, sich regelmäßig zu bewegen und auf Alkohol zu verzichten“, erläutert Gislason. Bei Patienten, bei denen die Symptome vor allem in Rückenlage auftreten, kann ein Schlafpositionstraining hilfreich sein. Dabei wird ihnen das Schlafen in Rückenlage abtrainiert. „Bei leichter bis mittelschwerer Schlafapnoe haben sich zudem sogenannte Unterkiefer-Protrusionsschienen als hilfreich erwiesen“, berichtet der Schlafforscher. „Sie verlagern den Unterkiefer und die Zunge etwas nach vorne, sodass die Atemwege im Schlaf stabilisiert werden und die Zunge daran gehindert wird, nach hinten zu rutschen und so die Atmung zu blockieren.“
Ob eine CPAP-Behandlung erforderlich ist bzw. empfohlen wird, hängt von der Anzahl der Apnoen und Hypopnoen pro Stunde – dem so genannten Apnoe-Hypopnoe-Index (AHI) – im Schlaf ab. Weiterhin spielen die Ausprägung der subjektiven Symptome und das Vorliegen komorbider, insbesondere kardiovaskulärer, Erkrankungen eine Rolle. „Unsere Studie legt nahe, dass auch Atemwegssymptome in die Entscheidung einbezogen werden sollten, ob eine CPAP-Behandlung erfolgen sollte. Das gilt insbesondere für die große Gruppe der Patienten, die irgendwo zwischen ‚kein CPAP erforderlich‘ und ‚CPAP dringend erforderlich‘ liegt“, so Gislason.
Eine CPAP-Behandlung kann die Atmung im Schlaf verbessern und die Symptome einer OSA deutlich lindern. Ein Problem dabei ist jedoch, dass einige Betroffene die Therapie nicht gut akzeptieren. Viele nutzen sie nicht regelmäßig oder brechen die Behandlung wieder ab. „Ärzte sollten sich daher vor allem zu Beginn der Behandlung Zeit nehmen: Sie sollten gut erklären, was eine obstruktive Schlafapnoe ist, warum CPAP gebraucht wird und wie das Gerät dazu beitragen kann, die Symptome zu lindern“, betont Gislason. „Weiterhin sollten die Patienten motiviert werden, die CPAP-Behandlung zunächst einmal auszuprobieren – und dabei zu schauen, ob ihre Beschwerden besser werden.“
Wichtig sei auch, nach einer gewissen Zeit einen Folge-Termin zu vereinbaren, um mögliche Probleme mit dem Gerät oder der Maske zu besprechen und gegebenenfalls Anpassungen vorzunehmen. „Am Anfang sollten die Betroffenen das CPAP auf jeden Fall jede Nacht durchgängig nutzen“, betont der Schlafexperte. „Und das sollten sie dann möglichst auf Dauer beibehalten.“
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