Viele Kontaktsportler kennen es – das Gefühl einer Gehirnerschütterung. Eine Studie an College-Studenten zeigt nun, dass Gehirnerschütterungen, die nicht beim Sport passieren, stärkere Symptome mit sich bringen. Woran liegts?
Eine Gehirnerschütterung kann den Alltag und die Lebensqualität der Betroffenen beeinträchtigen. Die rechtzeitige Erkennung der Symptome und der frühzeitige Zugang zu medizinischer Versorgung können aber dazu beitragen, diese Auswirkungen zu minimieren. Die meisten Untersuchungen zur Gehirnerschütterung haben sich in erster Linie auf Verletzungen konzentriert, die beim Sport auftreten. Eine Gehirnerschütterung, die außerhalb des Sports auftritt und in der Regel durch einen Sturz oder Autounfall entsteht, wird in diesen Studien oft nicht berücksichtigt.
„Patienten, die eine Gehirnerschütterung außerhalb des Sports erleiden, verfügen möglicherweise nicht über die gleichen Ressourcen für die Behandlung von Gehirnerschütterungen wie Athleten, die sich auf dem Spielfeld verletzen, wie z. B. den sofortigen Zugang zu Gesundheitsdienstleistern wie Sporttrainern“, sagt Dr. Patricia Roby, Wissenschaftlerin für Verletzungen am Children's Hospital of Philadelphia (CHOP).
Um diese Wissenslücke zu schließen, analysierten die Forscher Daten des National Collegiate Athletic Association-Department of Defense Concussion Assessment, Research, and Education (CARE) Consortium. Insgesamt wurden 3.500 College-Sportler in die Studie einbezogen, darunter 555, die eine nicht sportbedingte Gehirnerschütterung erlitten. Mehr als 40 % der teilnehmenden Sportler waren weiblich, so dass mögliche Unterschiede in der Genesung zwischen Männern und Frauen untersucht werden konnten.
Die Studie ergab, dass Athleten, die eine nicht sportbedingte Gehirnerschütterung erlitten hatten, ihre Verletzungen seltener sofort meldeten. Dies sei möglicherweise darauf zurückzuführen, dass die Symptome außerhalb des Sports nicht erkannt wurden oder dass sie zögerten, die Verletzung zu melden. Athleten, die sich eine nicht sportbedingte Gehirnerschütterung zugezogen hatten, berichteten über schwerwiegendere Symptome, die mehrere Tage andauerten. Ebenso gaben sie eine höhere Zahl an verletzungsbedingten Ausfalltagen beim Sport an. Diese Befunde waren bei weiblichen Patienten sogar noch ausgeprägter als bei männlichen Patienten.
„Unsere Ergebnisse zeigen, dass nicht-sportliche Verletzungsmechanismen für Gehirnerschütterungen bei jungen Erwachsenen im College-Alter eine wichtige Rolle spielen, was wir bereits in unserer Forschung bei jüngeren Kindern beschrieben hatten. Es besteht die Möglichkeit, die klinischen Ergebnisse zu verbessern, indem das Bewusstsein für Gehirnerschütterungen, die außerhalb des Sports auftreten, geschärft und die Barrieren für die Berichterstattung im Gesundheitswesen auch in dieser älteren Altersgruppe abgebaut werden“, sagt Dr. Christina L. Master, klinische Leiterin des Minds Matter Concussion Program am CHOP.
Dieser Text basiert auf einer Pressemitteilung des Children’s Hospital of Philadelphia. Die Originalpublikation findet ihr hier.
Bildquelle: Milad Fakurian, Unsplash